Sprecherin: Dass der achtzigjährige Rentner [Rolf Eden] immer noch so rüstig unterwegs ist, verdankt er ganz klar seinem Lebensstil.
Eden: Man sieht’s ja an meiner Person. Ich bin ja nicht mehr der Allerjüngste. Und trotzdem hab ich ein Lebenselixier von 18-, 20-, 30-Jährigen. Und das machen die jungen Damen natürlich. Sex mit jungen Frauen ist das Gesündeste, was man haben kann für den Mann.
Das ist das Fazit der RTL-Reportage „Und ewig lockt Lolita“ über „Deutschlands erstes Teeny-Bordell“ (sic!), von der gestern an dieser Stelle schon die Rede war. Die Produktion der Firma Filet Film für AZ Media zeigt nicht nur, wie sich Männer gegen Geld dieses „Lebenselixier“ beschaffen können, sondern stellt die Arbeit als Lolita-Prostituierte auch als ganz normalen und lukrativen Berufsweg für Achtzehnjährige dar, die sich mit Schule oder anderen Berufsausbildungen schwer tun.
Doch das Schulmädchen-Bordell, für das die Sendung ausführlich wirbt und das „in eine Welt der Kniestrümpfe, Zöpfchen, und der Freude an freier Sexualität“ einlädt, ist laut RTL nicht nur finanziell attraktiv, sondern bietet sich anscheinend auch als emotionale Alternative für Mädchen an, die in ihrer eigenen Familie auf Ablehnung stoßen.
Am 22. September, zwei Tage nach der spätabendlichen Ausstrahlung von „Und ewig lockt Lolita“, griff RTL in seinem Mittagsmagazin „Punkt 12“ auf die offensichtlich guten Kontakte zu dem Lolita-Bordell-Betreiber zurück. Tags zuvor hatte nämlich die „Bild“-Zeitung negativ über das von dem Sender beworbene Etablissement berichtet. Eltern eines 18-jährigen Mädchens, das dort als Prostituierte arbeitet, hätten versucht, ihre Tochter aus dem „Teenie-Puff“ zu befreien. Die Mutter behauptete in „Bild“, ihre Tochter sei labil und werde systematisch unter Drogen gesetzt. Vor Ort sei es zu einem Handgemenge gekommen, die Polizei sei mit einem Großaufgebot angerückt – aber die Tochter habe nicht mit ihrer Familie mitfahren wollen. („Bild“ titelte dennoch: „Eltern befreien Tochter (18) aus Teenie-Puff!“)
Katja Burkard, betroffen.
„Punkt 12“ sendet am nächsten Tag eine Art Gegendarstellung. Katja Burkard fragt die Zuschauer in ihrer Anmoderation zunächst rhetorsch: „Was geht in Eltern vor, wenn sie erfahren, dass ihre 18-jährige Tochter in einem Bordell arbeitet?“ Doch die „ganze Geschichte“, die sie dann ankündigt, ist eine andere als erwartet. Der Beitrag schildert das Handgemenge und den Polizeieinsatz, und dann:
Sprecher: Zu diesem Zeitpunkt denken die Beamten vermutlich noch, sie müssten eine junge Frau aus einem Bordell befreien. Aber dann trauen Sie ihren Ohren kaum. Chrissi will gar nicht weg.
Chrissi: Ich bin alt genug, um zu wissen, was gut für mich ist und was nicht gut für mich ist. Ich bin hier, weil: Mich hat das interessiert, dieses Milieu, sag ich einfach mal. Und natürlich spielt das Geld auch eine Nebenrolle.
Sprecher: Auch wenn es schwer nachzuvollziehen ist: Chrissi sagt, hier in dem Bordell, habe sie tatsächlich so eine Art Familie gefunden. Denn zuhause, das war für sie die Hölle. (…) Chrissis Job ist also auch eine Art Flucht. Aber Drogen, versichert sie, die seien hier nie im Spiel gewesen. (…) Die 18-Jährige macht eigentlich einen Job als Altenpflegerin. Und jobbt doch lieber als Hure.
Der Bordell-Betreiber und seine „Hure“.
Der RTL-Bericht schildert nicht die Position der Gegenseite, der Eltern und des Ex-Freundes. Das „Punkt 12“-Team hat die Aussagen des Mädchens aber einer Fernsehpsychologin gezeigt, die nun als eine Art lebender Lügendetektor attestiert:
Katharina Ohana: Auf mich macht sie überhaupt keinen unsicheren Eindruck, also sie scheint sich ihrer Sache ganz sicher zu sein. Sie weiß genau, was sie will. Sie wirkt weder, als würde sie unter Drogen gesetzt, noch als hätte sie irgendeinen Zweifel an dem, was sie tut. Sie hasst regelrecht ihren Stiefvater, sie erfährt von der Mutter überhaupt keine Unterstützung. Dass sie dort in dem Bordell eine Art Familie findet.
Ist das nicht schön? Dass es solche Orte in Deutschland gibt, an denen Kinder die Wärme erfahren, die ihnen ihre Familien nicht geben können? Orte, an denen diese Kinder diese Wärme dann weitergeben können an alte Männer, die dafür bezahlen, dass sie ihnen als „Lebenselixier“ dienen?
Das Bordell wirbt bei Twitter für den Fernsehauftritt.
Immerhin hat sich „Punkt 12“, anders als die im selben Programm vor zwei Tagen gelaufene Werbe-Reportage über dasselbe Bordell, als Fazit für ein bisschen Distanz entschieden. Der Sprecher knarzt moralisch:
Sprecher: Eine Art Familie im Bordell. Allein das sollte Chrissis Mutter und ihrem Stiefvater zu denken geben. Die Flucht ins Milieu, sie ist damit womöglich doch nicht so ganz freiwillig.
Screenshots: RTL. Mit Dank an fernsehkritik.tv.
Also wer mit 18 Altenpflege im...
Also wer mit 18 Altenpflege im Puff betreibt, anstatt zu Hause zu wohnen, kann eigentlich nicht sehr behütet aufgewachsen sein, oder?
Zitat: "Zwei Tage nach der...
Zitat: „Zwei Tage nach der spätabendlichen Ausstrahlung von „Und ewig lockt Lolita“, am 22. Oktober, griff RTL in seinem Mittagsmagazin „Punkt 12″ auf die offensichtlich guten Kontakte zu dem Lolita-Bordell-Betreiber zurück.“
22. Oktober?!?
Jaja, die Frau Burkhard... Die...
Jaja, die Frau Burkhard… Die kann Ihren Gesichtsausdruck auch innerhalb von Millisekunden ändern. Betroffen klick Traurig klick Schockiert klick Glücklich klick Überrascht klick….
Ganz ehrlich, der Frau würd ich nicht mal glauben, wenn Sie mir erzählt das die Erde rund ist…
@janar: September, natürlich....
@janar: September, natürlich. Danke!
Wirklich wunderbar, wie der...
Wirklich wunderbar, wie der Autor die Bildzeitung als seriöse Quelle gegen RTL 2 in Stellung bringt. Sowohl der RTL 2 Beitrag, als auch der BILD Bericht bedienen doch scheinbar dieselben Bedrüfnisse und die Überschrift dieses Blogs auf der Titelseite der FAZ tut es doch auch.
@Christian_Keichel: Es geht um...
@Christian_Keichel: Es geht um RTL, nicht um RTL 2. Und dass der „Bild“-Bericht keine glaubwürdige Quelle ist, erkennt man schon daran, dass seine Überschrift offenkundig falsch ist. Der Artikel selbst ist mindestens einseitig, ebenso wie der RTL-Bericht. Im Zweifel würde ich keinem der beiden trauen.
Ich grübel gerade was...
Ich grübel gerade was schlimmer ist:
1. Das dieses Mädel da arbeitet.
2. Das und wie RTL darüber berichtet.
3. Das Verhalten der Eltern des Mädchens, was wohl mit dazu geführt hat.
Schön, dass man hier den...
Schön, dass man hier den Herrn Kreymeier als Quelle wenigstens benennt (Fernsehkritik.tv). Macht leider nicht jeder…
Schonmal in nem Altersheim...
Schonmal in nem Altersheim gearbeitet Herr Torsten ?
Meine Mutter tut dies noch … und ich versichere ihnen, die Arbeitsbedingungen KÖNNEN gar nicht schlechter sein. NIRGENDWO.
7 Tage die Woche … manchmal mehr als 14 Tage am Stück. Zu lächerlichen Löhnen und absurden Arbeitsbedingungen. Ein Tag Nachtschicht, nächster Tag Spätschicht; wie es auch kommen mag. Ja, die Arbeit in einem Bordell kann gar nicht schlechter sein als so etwas.
Vor nicht allzu langer Zeit, war mit der „Gutmenschenbegriff“ ein Gräuel.
Doch so allmählich dämmert mir, was dieses Wort bedeutet.
Es ist bedauerlich wie andere Menschen meinen allen andren ihre Werte aufdrücken zu müssen; vor allem noch unter dem Deckmantel der Moral.
Und beschämt bin ich auch dank Herrn Niggemeier ~ subtil unterstellt er der jungen Frau zu lügen. Hat er Anhaltspunkte darauf ? Nein.
„Sprecher: Eine Art Familie im Bordell. Allein das sollte Chrissis Mutter und ihrem Stiefvater zu denken geben. Die Flucht ins Milieu, sie ist damit womöglich doch nicht so ganz freiwillig.“
Eine freiwillige Handlung, bleibt eine freiwillige Handlung, unabhängig davon wie sehr man dies versucht zu verdrehen.
Bordelle scheinen immer...
Bordelle scheinen immer salonfähiger zu werden.
Bei Fernsehsendungen als Quotenbringer.
In Sindelfingen, einst reichste Stadt Deutschlands, fungiert die Stadtverwaltung zwischenzeitlich als Zuhälter und kassiert über eine fadenscheinige Vergnügungssteuer, die angeblich zur Verhinderung der Prostitution dienen soll kräftig ab. Die Damen machen eine anspruchvolle Arbeit und sollen dabei auch ein gutes Geld verdienen. Daß sich aber Dritte an den Einnahmen partizipieren ist nichts neues. Neu ist nur, daß der Personenkreis sich zwischenzeitlich auf angeblich seriöse Gruppen ausdehnt. Ausbeutung ist keine spezifische Angelegenheit des Rotlichtmillieus sondern zieht sich quer durch die Gesellschaft. Darum hört aus die Prostitution zu verdammen. Sondern fangt an die Ausbeutung zu verurteilen. Den Damen selbst gehört nämich genauso Respekt gezollt, wie jedem Anderen der seine Arbeit gut und ordentlich ausübt und dabei die Menschlichkeit nicht vergißt.