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"Schlag den Raab" wird 25: Kleine Moderationsschule mit Matthias Opdenhövel

Vier Jahre ist es her, dass Stefan Raab zum ersten Mal einen Zuschauer aufforderte, in einem Marathonwettstreit gegen ihn anzutreten, um im Siegesfall als halber Millionär nachhause zu gehen. Am Samstag läuft bei Pro Sieben schon zum 25. Mal „Schlag den Raab“, das dem Sender einen der größten Quotenhits der vergangenen Jahre, seinem Erfinder zahlreiche Preise und dem Publikum die längste Liveshow im deutschen Fernsehen beschert hat. (Die September-Show dauerte bis halb zwei in der Nacht.)

Daran, dass das so gut klappt, ist Matthias Opdenhövel nicht ganz unschuldig. Einer muss ja sagen, wo’s langgeht – im wahrsten Sinne des Wortes. Bloß: Wie moderiert man eigentlich eine Fünf-Stunden-Show? Das Fernsehblog hat mal nachgefragt.

1. Proben!
Klingt doch spitze, der Job: Samstagabends stellt man sich ein paar Stunden vor die Kamera, moderiert die Sendung runter und hat den Rest der Woche frei. Ist halt nur ein gewaltiger Irrtum. Zwei Tage vor der Show wird es bereits ernst. Opdenhövel ist dabei, wenn donnerstags die Spieldurchgänge geprobt werden, freitags noch einmal in der richtigen Reihenfolge. (Die“TV total“-Ausgaben für Mittwoch und Donnerstag sind aufgezeichnet, damit Raab nichts von den Spielaufbauten mitkriegt.)

Am Samstag geht’s schon mittags los. In der Generalprobe wird die ganze Show einmal durchgespielt – mit der kompletten Moderation. Ab 18 Uhr ist zwei Stunden Pause bevor Opdenhövel schließlich live auf Sendung ist: „Ich glaube, es gehört zum Erfolg der Sendung, dass sie liebevoll und sehr genau geplant ist: die Sounds, die Kameraeinstellungen, die Schnitte. Alles sitzt.“ Nur der Moderator nicht, der muss die ganze Zeit stehen.

2. Vorbereiten?
„Man kann bei so einer Sendung wenig vorbereiten“, sagt Opdenhövel. Wie bitte? Und was macht er dann bitte schön direkt vor der Show? Fernsehgucken vielleicht? Ganz genau: In der Pause läuft zur Entspannung die „Sportschau“, wenn die Zeit reicht, gibt’s ein paar Nudeln zu essen. Den Rest lässt er auf sich zukommen: „Ich bin ein Freund von Bauchentscheidungen. Hauptsache, du weißt die Namen der Kandidaten.“

3. Durchhalten!
Als Moderator unterschätzt man besser nicht die Wichtigkeit eines funktionierenden Flüssigkeitshaushalts. Opdenhövel sagt: „Man muss viel trinken, wenn man so viel sabbelt.“ Dem Privatfernsehen sei Dank gibt es ja regelmäßig Unterbrechungen, damit der Moderator nicht in der laufenden Sendung kurz hinter den Kulissen verschwinden muss. „Ich bin bei jeder zweiten Werbeunterbrechung auf dem Klo.“ Zum Aufputschen gibt’s zwischendrin Traubenzucker und Cola – „und ab 1 mach ich mir auch mal’n Red Bull auf“.

4. Timing!
Kann man nicht beigebracht kriegen, muss man lernen, sagt Opdenhövel. „Man muss wissen, wann man den Mund hält, wann man den Kandidaten unterstützt, wann Zeit zur Auflockerung ist und wann es auch mal notwendig ist, im Ablauf der Sendung Gas zu geben – es gibt nichts Schlimmeres als wenn Sendungen vor sich hinplätschern.“ Vor allem für Produktionsassistenten, die hinter der Kamera irgendwann panisch mit vollgemalten Pappen zu wedeln anfangen und rot anlaufen.

5. Motivieren!
Nein, ein Stefan Raab braucht nun wirklich keine Betreuung. Aber es soll durchaus Menschen geben, die nicht jede Woche eine mehrstündige Liveshow im Fernsehen bestreiten, sondern zum ersten Mal vor der Kamera stehen – und wegen des Geldgewinns auch noch mächtig unter Druck. Wer kümmert sich dann? Genau: der Moderator! „Wichtig ist, mit Kandidaten zusammen zu lachen, ihnen ruhig auch mal ’nen Spruch zu drücken – aber nur bei denen, die damit auch umgehen können und ein gesundes Selbstbewusstsein haben.“ Denen mit dem ungesunden Selbstbewusstsein ist eh nicht mehr zu helfen.

Zur Auswahlprozedur am Beginn jeder Sendung, die immerhin eine Dreiviertelstunde in Anspruch nimmt, sagt Opdenhövel: „Es ist für den Zuschauer total wichtig, dass er eine Verbindung mit dem Kandidaten eingehen kann, optisch wie akustisch. Die Leute sollen schließlich entscheiden, mit wem sie einen ganzen Abend verbringen wollen: dem Pantoffelmacher, dem Kampfjetpiloten, dem Chirurgen.“

Diesen Samstag wird um eine halbe Million Euro gespielt. „Zum Jubiläum werden wir versuchen, die 3-Uhr-Marke zu knacken“, witzelt Opdenhövel. Vielleicht packt er sich ein paar Traubenzucker mehr ein. Nur zur Sicherheit.

Screenshot und Foto: Pro Sieben

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