Vier Tage nach Samuel Kochs Unfall in „Wetten dass..?“ ist immer noch nicht endgültig geklärt, welche Konsequenzen der Sturz für den 23-Jährigen haben wird. Derweil bemüht sich ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut um Schadensbegrenzung, beteuert, die Sicherheitsstandards erhöhen zu wollen und erklärt heute zum Beispiel in der „Berliner Zeitung“:
„Es kam während der Proben, entgegen einiger Medienberichte, nicht zu schweren Stürzen. Nur ein Mal kam er [der Kandidat] ins Straucheln, ein weiteres Mal landete er auf dem Gesäß, stand aber gleich wieder auf.“
Das ist deshalb interessant, weil sich Bellut damit der Sprachregelung anschließt, die man im ZDF schon kurz nach den ersten Berichten über die Probenstürze parat hatte und am Samstagabend per Twitter verbreitete – vor allem aber ist es interessant, weil Bellut damit keineswegs „Medienberichte“ dementiert, sondern die Einschätzung desjenigen, der gefallen ist.
Samuel Koch war es, der der „Badischen Zeitung“ sagte, er sei bei den Proben „zweimal schwer gestürzt“. Ob er damit übertrieben hat, kann er derzeit nicht sagen. Aber das ZDF stellt es so dar. Gottschalk sagte der F.A.Z.:
„Und was den Sturz [in der Probe] betrifft, hat er sich vor meinen Augen einmal auf den Hosenboden gesetzt und ist danach aufgesprungen wie ein Fußballer nach einem leichten Foul.“
(Nachtrag: Schmitz weist in den Kommentaren darauf hin, dass Gottschalk außerdem zu „Bild“ gesagt hat: „Er hat da, gerade bei seiner Heimatzeitung, seiner Leistung vielleicht noch etwas Dramatik verleihen wollen.“)
„Bild“ zitiert am Dienstag Michelle Hunziker:
„Bei den Proben hatte ja alles geklappt, und wir hatten viel Spaß.“
Nur passt das nicht zu den Bildern aus der Probe zur Show, die das ZDF-Boulevardmagazin „hallo deutschland“ am Samstagvorabend zeigte. Im Vorbericht zur Sendung wurde auch Kochs Wette vorgestellt, dazu liefen Aufnahmen eines Probesprungs, bei dem die Kamera allein auf Thomas Gottschalk und Michelle Hunziker gerichtet war, die an der Seite zusahen. Aus dem Off heißt es, die Moderatoren „können es bei den Proben kaum mit ansehen“ (als Samuel stürzt). „Die Wette von Samuel Koch zerrt ganz besonders an den Nerven“.
Zu sehen ist, wie Hunziker sich mit aufgerissenen Augen die Hand vor den Mund hält. Gottschalk scheint erst ärgerlich, dann eilt er sofort hochbesorgt aus dem Bild, offensichtlich in Richtung des gestürzten Kandidaten.
Screenshots: ZDF
Die Sendung ist in der ZDF-Mediathek (anders als die übrigen Tagesausgaben) derzeit nicht auffindbar.
(Nachtrag: ewald weist in den Kommentaren darauf hin, dass der Ausschnitt derzeit bei Youtube zu sehen ist.)
Aber die Bilder passen zu dem, was die Moderatoren noch in der Show vor Beginn der Wette erzählten: „Diese Wette ist wirklich gefährlich“, sagte Hunziker. Und Gottschalk erklärte: „Ich habe vieles gesehen in meiner beruflichen Laufbahn, so gefürchtet hab ich mich noch nie, dass dem jungen Mann was passiert, und ich kann nur sagen: Ich hoffe, alles geht gut.“
Für „hallo deutschland“ war Kochs Wette „waghalsig und gefährlich“. In der Sendung erzählte er außerdem:
„Die Autos werden 25 km/h fahren, ich hab ’ne Geschwindigkeit von 25 km/h drauf. Das heißt, die Aufschlaggeschwindigkeit liegt bei 50 km/h. Und dementsprechend gefährlich ist das auch. Wenn er [vermutl. der Fahrer des Autos] nur die Füße erwischt, das gab’s schon einige Male, dementsprechend witzig ist das, weil es dann ein Doppelsalto wird durch die Rotation.“
„Witzig“ ist im Nachhinein womöglich nicht die korrekte Beschreibung des Risikos. In den vergangenen Tagen hat sich außerdem herausgestellt, dass der Kandidat in seinem ursprünglich eingereichten Wetteinsatz zehn Autos (statt nur fünf) überspringen wollte, dass er seine Wette dem ZDF-Team beim ersten Mal offensichtlich auf einem Betonboden vorgeführt hat (in der Show war es dann ein Gummiboden), und dass das Team ihn überreden musste, einen Helm zu tragen.
Trotz alldem hat ihm die Redaktion zugetraut, die Gefahren für sich korrekt einzuschätzen. Bellut sagt heute in der F.A.Z.:
„Das ‚Wetten, dass..?‘-Team hatte die klare gemeinsame Einschätzung: Die Wette ist machbar, das Risiko überschaubar.“
Es geht nicht darum, den Verantwortlichen die Schuld an dem, was geschehen ist, zuzuschieben. Aber ganz so einfach, wie man es sich beim ZDF derzeit mit der Behauptung macht, bei der Vorbereitung habe nichts dafür gesprochen, dass die Wette furchtbar schiefgehen kann, ist die Angelegenheit wohl nicht.