Machen wir’s kurz: Lena singt für Deutschland ein zweites Mal beim Eurovision Song Contest, hat Stefan Raab entschieden. Warum hat er nicht auch gleich festgelegt, mit welchem Titel? Dann wäre uns wenigstens die dreiteilige Show erspart geblieben, in der bis Mitte Februar „Unser Song für Deutschland“ ermittelt werden soll.
Am Montagabend war Premiere bei Pro Sieben, mit sechs von zwölf Lena-Liedern, die praktischerweise in einer Woche auf ihrem neuen Album erscheinen (Sendung im Internet ansehen).
Und ja, sie hat das wieder ganz schön gemacht. Nur kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass dem Vorentscheid diesmal gänzlich der Neugierdeeffekt fehlt. Inzwischen ist aus der Vorjahressiegerin ein ausgebuffter Medienprofi geworden, was man ihre schwer vorwerfen kann. Die Schwächen der Sendung, die als „Unser Star für Oslo“-Neuauflage ungefähr so geeignet ist wie ein Bügelkurs in der Remscheider Volkshochschule, lassen sich damit allerdings nicht ausgleichen.
Das Studio ist noch pompöser als beim letzten Mal, was den lustigen Effekt hat, dass die Moderatoren Sabine Heinrich und Matthias Opdenhövel vor der riesigen blauen LED-Wand aussehen als stünden sie in einem Sealife-Aquarium.
Fast wie im Aquarium: Die Showbühne bei „Unser Song für Deutschland“ / Screenshot: Pro Sieben
Die Einspielfilme, in denen die Komponisten der Titel vorgestellt werden, sind eine hübsche Idee – aber so richtig aufregend ist es nicht, zu erfahren, wie so ein Song geschrieben wird: mit ein paar spontanen Gitarrenakkorden, einer plötzlichen Textidee und der darauf folgenden Aufnahme im Tonstudio. Ein Autorenpärchen hat seinen Beitrag über Skype verfasst, wegen der Distanz zwischen den Wohnorten L.A. und London. Irre, was diese moderne Internettechnik alles möglich macht. Und was genau sollte daran interessant sein, dass eine Komponistin die Großnichte von Schauspielerin Judy Garland ist? Hatte der Schwippschwager von Mike Krüger keine Zeit?
Mittendrin schenkte sich Raab sein eigenes Filmporträt, weil er auch einen Song zugesteuert hat, dessen Inhalt er mit „Zwei Menschen, die bei einer Fahrt durch die Nacht ihre Bestimmung finden“ beschreibt, der aber von den Zuschauern nicht weitergewählt wurde. Hoffentlich wissen wenigstens Toto & Harry die musikalische Hommage an sie zu schätzen.
Dass Raab darüber hinaus nicht nur Ideengeber und Komponist ist (sowie am 14. Mai in Düsseldorf Moderator), sondern in der „Jury“ von „Unser Song für Deutschland“ auch noch eine erste Einschätzung abgeben soll, ist fast schon peinlich: „Es ist schwer, was über seine eigene Komposition zu sagen“, erklärte er am Montag. Und seine Jurykollegen – „Silbermond“-Sängerin Stefanie Kloß und Der Graf von „Unheilig“ – gaben sich größte Mühe, um den heißen Brei herumzuloben anstatt deutlich zu sagen, wenn ihnen ein Titel gar nicht gefiel.
Dazu gab es eine sechsfache Portion Lena: Lena im schwarzen Riffraffrock, Lena in Jeans mit Tanktop, Lena im bodenlangen Abendkleid, mit schwarzem Hosenanzug, mit Pferdeschwanz, im Pinguin-Blazer.
Als Hinleitung auf den ersten Eurovision Song Contest unter deutscher Federführung seit fast 30 Jahren war „Unser Song für Deutschland“ schwach. Egal wie viel Spaß Raab und Lena vorher im Tonstudio hatten. Nächste Woche gibt es Nachschlag. Für alle, die sich immer noch nicht sattgesehen haben.
Screenshots: Pro Sieben
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Ich hab mir gerade das Video...
Ich hab mir gerade das Video der gestrigen Sendung angesehen, ich kann dieses „Lena geht Klamotten kaufen“-Video nirgendwo finden.
Wann kam das denn genau?
Ich mag Lena, solange sie gut...
Ich mag Lena, solange sie gut dosiert auf mich einprasselt. Mit dem diesjährigen Format habe ich auch kein Problem. Aber die Sendung war langweilig. Und auch enttäuschend. Ich habe einfach kein „Grand-Prix-Lied“ gehört. Eine große Bühnenshow war ohnehin nicht zu erwarten; das ist auch kein Problem. Aber die Lieder waren dann auch weder eindringlich oder druckvoll genug für den Song Contest. Anders gesagt, da hat jemand sein neues Album vorgestellt, aber keine Auswahl von Liedern für den Song Contest präsentiert. Ob Lena nun Bandbreite hat oder nicht, war mir bei diesem Thema (Unser Song für Deutschland) eigentlich herzlich egal. Hoffentlich hat man sich die „Knaller“ für die zweite Show aufgehoben.
War das bislang auch immer so,...
War das bislang auch immer so, dass der/die Titelverteidiger/in ein weiteres Mal angetreten ist?
Neugier ohne -de....
Neugier ohne -de.
Mit einem Tag Verspätung habe...
Mit einem Tag Verspätung habe ich die Show eben „Live On Tape“ gesehen (auch wenn’s inzwischen ein HDD-Rekorder ist).
Erstmal finde ich es eine gute Idee, ein Album auf diese Weise vorzustellen. Das sollte viel häufiger gemacht werden. Man stelle sich vor: Grönemeyer, Westernhagen, Peter Fox usw. bekämen zweimal (oder auch nur einmal) 120 Minuten um ihre neueste Musik zu präsentieren – wär das cool!
Zur Show. Mir kam es vor wie bei der ersten Seite eines Vinylalbums, wo man sich so durchgehört hat, wenn man ein neues Album eines Künstlers seines Vertauen kaufte und darauf lauter fluffige Songs waren, die OK klingen – und dann kommt der Hammer.
Und der Hammer war hier „Taken By A Stranger“. Ein Song zum immer wieder hören. Spooky, etwas abgedreht – toll. Ein Gefühl wie bei „Vienna“ von Ultravox.
Schade, das Lenas schönes Lied dahinter etwas verblasst.
Schöner wäre es, wenn man das ganze etwas abgekürzt hätte. Die Hinweise der Komponisten waren etwas langweilig und die Jury hätte ich nicht unbedingt gebraucht – ich habe selbst Ohren.
Schade, dass die Moderatorensimulation von Sabine Heinrich wieder dabei ist. Sie konnte es letztes Jahr nicht und hat es nicht gelernt.
Insgesamt viele Lena- Facetten. Ein netter Abend mit einem prima und einem tollen Song.
Mir ist der ESC ziemlich egal,...
Mir ist der ESC ziemlich egal, ein Nebenprodukt, das war schon 2010 so. Wichtig war und ist mir Lena. Dass sie dank USFD die Chance hat, ihr 2. Album in Gänze live im Fernsehen vorzustellen ist doch schön und dank ESC auch hinreichend legitimiert. Dass die Songs ganz offenbar nicht alleinig nach ihrer ESC-Tauglichkeit sondern ihrer Lena-Tauglichkeit ausgewählt wurden (und uns so die Qual der Wahl für den ESC vermutlich doch etwas erleichtert), ist wohltuend. Es waren allesamt sehr gute Album-Songs und zumindest zwei mit einigem Hitpotential (wobei die Auswahl, welche das sind, bei manchen etwas variiert, wenn man sich umhört. Für mich war es eindeutig Good News und Taken by a Stranger und Letzterer ist zudem ein wunderbarer Kandidat für den ESC. Also alles bene, wie Lena sagen würde.
Die Sendung war hinreichend kurzweilig, eine Neuauflage von USFO war nicht zu erwarten und trat also auch nicht ein. Das Urteil von nicht gerade herausragenden Songwritern wie Kloß oder Graf war ohnehin entbehrlich, ich habe eher drüber hinweggehört. Vielleicht war es das, was „schwach“ an der Sendung gewesen sein soll, Lenas Auftritte waren es sicher nicht.
Jetzt haut der Niggemeier auch...
Jetzt haut der Niggemeier auch noch drauf – wie spannend…
Ich zitiere aus dem Niggemeier-Blog vom 13.03.10 (in Zusammenhang mit seiner Unzufriedenheit der Auswahl von „Satellite“):
Aber falls die Zusammenarbeit im nächsten Jahr eine Fortsetzung findet, werden sich die Verantwortlichen etwas ausdenken müssen, wie sie der öffentlichen Suche nach den besten Kandidaten eine angemessene Suche nach dem besten Titel entgegensetzt. Wenn es möglich ist, eine junge Frau zu finden, die innerhalb von Sekunden die Zuschauer bezaubert, muss es doch auch möglich sein, einen Song zu finden, dem das gelingt!
Nach meinem Verständnis wird genau das in diesem Jahr umgesetzt. Da könnte man ganz schön zufrieden sein mit dem Ergebnis.
Aber selbst der gute Stefan Niggemeier scheint sich mit überzogenen Erwartungen vollgesogen zu haben…
Totgeburt!...
Totgeburt!
Was ist eigendlich gegen eine...
Was ist eigendlich gegen eine ruhig entspannt dahinfließende Fernsehsendung nach einem stressigen Arbeitstag einzuwenden, ich mag jedenfals dazu nicht unbedingt Ramboterminatormässige Unterhaltung kurz vor dem zu Bett gehen, das ist eher was für Freitag oder Samstag abend, wenn man das dann nicht doch lieber im Kino erleben möchte.
So sehr ich mich über den...
So sehr ich mich über den letztjährigen Erfolg gefreut habe, so peinlich finde ich es jetzt die selbe Idee nochmal zu versuchen. Deutschland hat eine vielfältige Musikbranche, da hätte sich doch bestimmt was lustigeres und spannenderes finden lassen. Ich find es einfach nur peinlich und einseitig, deswegen schau ich die Sendung nicht an, da würd ich mich nur aufregen…