ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut und Vox-Geschäftsführer Frank Hoffmann kann man eigentlich schon als alte Kumpel bezeichnen, zumindest als alte Podienkumpel. Auf diversen Medienveranstaltungen ergänzen sich die beiden hervorragend, wenn ein bisschen Wind in lahme Diskussionsrunden gebracht werden soll. Bellut verteidigt meist mit routinierter Gelassenheit die neusten Versuche des ZDF, sich ans junge Publikum ranzuwanzen. Und Hoffmann hält dann mit taktvoller Empörung dagegen, ärgert sich über Wettbewerbsverzerrung und erklärt, wie sehr sein Sender seriöse Dokus schätze ohne dafür Gebühren zu bekommen. In den vergangenen Jahren durften sich Bellut und Hoffmann beim Medienforum NRW fetzen, neulich erst saßen sie bei den „Mainzer Tagen der Fernsehkritik“ zusammen auf der Bühne. (Wenn Ihnen langweilig ist, können Sie das als Video in der ZDF-Mediathek ansehen.)
Der spannendste Streit steht den beiden aber erst noch bevor.
Der Donnerstagabend ist es auch, der in den kommenden Wochen noch für einigen Ärger sorgen dürfte, obwohl dort diese Woche zunächst einmal ganz unverdächtig „Der Bergdoktor“ läuft und Bellut danach die eigenproduzierte Krimireihe „Marie Brand“ programmiert hat. Richtig spannend wird es erst im Mai, denn ab dann laufen donnerstags um 20 Uhr im Zweiten auch US-Spielfilme – und zwar unmittelbar gegen die Spielfilme von Vox und Sat.1.
Sat.1 zeigt donnerstags traditionell seinen „FilmFilm“, zumindest wenn es keine Spiele der Europa League zu übertragen gibt. Am schmerzlichsten wird die neue ZDF-Programmierung allerdings Vox treffen, das am Donnerstagabend derzeit seinen einzigen Spielfilmplatz hat und damit zumindest jungen Publikum ziemlich gut ankam.
2010 etwa sahen 2,33 Millionen Zuschauer im Alter von 14 bis 49 Jahren den lustigen Vampir-Trash „Van Helsing“, was Vox hervorragende 18,1 Prozent Marktanteil bescherte. 2,03 Millionen sahen „Harry Potter und der Stein der Weisen“ (17,7 Prozent), 2 Millionen „Independence Day“ (16,4 Prozent) und „Riddick – Chroniken eines Kriegers“ 1,69 Millionen (13,1 Prozent). Die „Zurück in die Zukunft“-Trilogie sorgte ebenfalls für überdurchschnittlich hohe Marktanteile bis zu 15,1 Prozent. Was all die Zahlen sagen? Ganz einfach: Dass der Spielfilmsendeplatz am Donnerstag für Vox ein Riesenerfolg ist. Zumindest bisher. Denn das ZDF hält künftig unter dem schönen Obertitel „Kino Magie“ dagegen.
Ganz ohne Beschwerden wird die plötzliche Wiederentdeckung des US-Spielfilms, den das ZDF sich bisher vor allem für Weihnachten, die Tage zwischen den Jahren und das neue Jahr aufhob (zum Beispiel: „The Sentinel“), sicher nicht abgehen.
Im Moment heißt es auf Anfrage bei Vox zu der künftigen Konkurrenz am Donnerstagabend aber noch: „Kein Kommentar.“
Screenshots: Vox/ZDF
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