- Kochen mit Knall Kabel 1
- Der Vorkoster WDR
- Dracula lebt ZDF
- Höllische Schönheits-OPs RTL 2
- Exklusiv – Die Reportage RTL 2
Sind Sie auch schon mal mitten in der Nacht aus dem Schlaf geschreckt, weil Ihnen diese eine Frage durch den Kopf geisterte? Die Frage, ob man mit einer Autobatterie Würstchen grillen kann. „Finger weg, das ist ja lebensgefährlich“, sagt Stefan Marquard dazu, der neue Kabel-1-Essensexperimentefachmann. Und der weiß, wovon er redet, weil er das, wovon er abrät, vorher nämlich ausführlich im Fernsehen getestet hat. Schön langsam zum Mitschreiben.
Das Problem ist: Wenn Sie die Kabel direkt an die Wurst klemmen, verbrennt das Fleisch von innen. Und ein Schneebesen als Grillhülle sorgt vor allem davor, dass die Eigenröstgefahr des Kabelhalters dramatisch steigt.
„Der Aufwand lohnt definitiv nicht“, sagt Marquard. Wer hätte das gedacht.
„Mal schräg, mal extrem, mal unglaublich – aber immer überraschend“, hat Kabel 1 die Sendung seinen Zuschauern vorher schmackhaft gemacht – obwohl das Versprechen natürlich nur für die gilt, die vor einem Jahr nicht schon bei Dmax gesehen haben, wie Marquard in ähnlich sinnbefreiten Versuchen Waschmaschine und Betonmischer zu Kochgeräten umgerüstet hat. „Kochen mit Knall“ mag zwar die Alptraumsendung aller Mütter sein, die ihren Kindern vorher beigebracht haben, dass sie nicht mit dem Essen spielen sollen (vor allem nicht, wenn eine 12-Volt-Batterie involviert ist), aber zur Hirndurchlüftung am Vorabend ist sie im Grunde empfehlenswert.
Das ist insbesondere dem unermüdlichen Einsatz von Marquard und Buchholz zu verdanken, die sich als eine Art Siegfried und Roy der deutschen Kochshowszene permanent selbst necken, ganz hervorragend aneinander vorbeireden und sich trotzdem blind verstehen.
Der eine so: „Ich mach dazu ’ne Zwiebelmasse.“ Der andere: „Und woraus besteht die?“ Er wieder: „Aus Zwiebeln hauptsächlich.“ Und der andere zufrieden: „Ach so.“ Wenn Kochen nur immer so einfach wäre.
Zum Auftakt der zweiten Staffel ging es schlicht und einfach um: Tomaten (ganze Folge bei wdr.de).
Ich zum Beispiel weiß jetzt, dass die leckeren Strauchtomaten, die ich immer im Supermarkt kaufe, zwar völlig überteuert und kein Bio sind, aber trotzdem ungespritzt, und dass der lustige Gärtner, der auf der Verpackung abgebildet ist, wirklich existiert. Auch wenn er keine Felder mit Tomatenpflanzen jätet, sondern auf Schienenwagen durch ein 75.000 Quadratmeter großes holländisches Gewächshaus fährt, um die Ernte einzuholen. Aber deshalb schmecken ja die Tomaten nicht schlechter.
Lebensmittelsauereien deckt der „Vorkoster“ keine auf, aber er schärft den Verstand für den täglichen Einkauf (was ist noch mal der Unterschied zwischen Bio und Nicht-Bio?), räumt mit gängigen Vorurteilen auf (holländische Tomaten schmecken gar nicht immer wässrig!) und haut Sternekoch-Kollegen in die Pfanne, die ihr Konterfei auf Suppenprodukte in Pulverform drucken lassen („Find ich ja auch lustig“, sagt Freitag und hält gut sichtbar die Verpackung mit Alfons Schuhbeck in die Kamera).
Manche „Vorkoster“-Elemente sind Quatsch – so wie der Test mit der Hausfrau, die eine Woche Tomatenprodukte essen muss und nachher vom WDR-Arzt bescheinigt bekommt, deshalb kurzfristig mehr gesundes Lycopin im Blut zu haben. Aber wer ein bisschen mehr über Lebensmittel erfahren möchte als auf der Verpackung steht und sich dabei sanft zur Fertigproduktvermeidung ermahnen lassen, für den hat der WDR genau die richtige Sendung im Programm.
Und mal abgesehen davon, dass das Thema für den ZDF-Dienstagsdokusendeplatz eher ungewöhnlich gewählt war, hätte es dem Film von Marvin Entholt ganz gut getan, wenn er sich nicht gleichzeitig die Lebensgeschichte des „Dracula“-Autors Bram Stoker, die Entstehung seines Romans, die Deutung des „Twilight“-Vampirasaga-Erfolgs bei Teenager-Mädchen und die Herkunft des Totenwiederkehrer-Aberglaubens bei der rumänischen Landbevölkerung in einem Film vorgenommen hätte. Weil so nämlich in gerade mal 45 Minuten ein Anthropologe, ein Historiker, ein Kriminalbiologe, eine Stoker-Biografin, ein Literaturwissenschaftler, eine Volkskundlerin, eine abergläubische Witwe und eine Psychologin als Zitatgeber verschlissen wurden (in der Mediathek ansehen).
Wobei vor allem der Teil, in dem die Entstehung des Vampirmythos nachvollziehbar erklärt wird, durchaus interessant ist. Eher jedenfalls als die Versuche, die Zahnspangenschwärmereien für den blass geschminkten Robert Pattinson in dessen Rolle als freundlich-abstinenter Unsterblicher aufzuklären.
„Einen Partner, der immer da ist. Danach sehnen sich viele Menschen in einer Zeit, in der Beziehungen oft befristet sind“, lautete die Erkenntnis – aber das ist natürlich das Privileg der Psychologen: Jeden Unsinn behaupten zu können und dafür als Experte anerkannt zu werden. (Fast wie Journalisten.)
Am Ende sagt die eine Frau: „Ich bereue nichts!“ Die mit dem Muppetgrinsen meint, sie habe „das Glückliche im Gesicht wiederbekommen“. Und die dritte findet’s ok, dass die Ärzte ihr die Brüste zusammengenäht haben, damit das Silikongewicht in Doppel-G hält.
Und RTL 2 hat zur Schilderung ihres Ablebens, den Notarzt-Archivbildern und den verpixelten Aufnahmen der verantwortlichen Hamburger Privatklinik noch einmal die schönsten Nacktfotos der Verstorbenen gezeigt („Die nachfolgende Sendung ist für Zuschauer unter 16 Jahren nicht geeignet“). Im Sinne des Lebenswerks, versteht sich.
Zuviel Soviel für diese Woche.
Screenshots: Kabel 1, WDR, ZDF, RTL 2
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