Wie schwer kann es sein, eine kleine Show zu produzieren, die in der Woche des Eurovision Song Contest über das Spektakel berichtet?
Seit einer Woche wird hier in Düsseldorf geprobt. Delegationen aus 43 Ländern sind vor Ort, schrille Kandidaten und ernsthafte Künstler, es findet ununterbrochen irgendein Termin statt, um die Journalistenmeute mit Stoff zu versorgen, es ließe sich, wie in der Vorberichterstattung zu einer Fußball-WM, über Favoriten, Strategien, Technik und historische Parallelen diskutieren, man könnte die vielen unterschiedlichen Menschen miteinander musizieren lassen.
Selbst für einen Sender mit der Unterhaltungsinkompetenz der ARD müsste es möglich sein, aus diesem Grand-Prix-Zirkus eine sehenswerte oder wenigstens ansehbare oder immerhin doch nicht völlig peinliche Vorabendshow zu kondensieren. Es ist ihm nicht gelungen.
Alles, einfach alles an der Premiere der „Show für Deutschland“ war grauenvoll: Der Sendungstitel. Der Moderator. Das muffige Design. Das überflüssige Quiz-„Duell“. Der Moderator. Die Idee, Jan Feddersen als Experten in eine Ecke des Studios zu setzen, in die der Moderator nur mit Halsverrenkungen sehen kann. Der Moderator. Der Verzicht darauf, mit Katja Ebstein, wenn sie schon mal da ist, auch ein Gespräch zu führen. Hab ich schon „Der Moderator“ gesagt?
Wer kommt auf die Idee, eine solche Sendung von Frank Elstner moderieren zu lassen, einem Mann, der an besseren Tagen vielleicht weniger verwirrt durch eine Sendung stolpert, dem aber ohnehin jeder Bezug zu dieser Veranstaltung fehlt? Die Fassungslosigkeit von Lena Meyer-Landrut über die Ahnungslosigkeit und Ungeschicklichkeit des Mannes war unübersehbar und nachvollziehbar. Es entwickelten sich Dialoge wie der folgende:
Frank Elstner: Sie sind der einsamste Mensch da unten auf der Bühne.
Lena Meyer-Landrut: Nein, ich habe fünf Mädchen bei mir.
Elstner: Aber doch nicht auf der Bühne. Hinter Ihnen, die mit Ihnen tanzen!
Meyer-Landrut: Auf der gleichen Bühne, auf der ich auchsstehe, sind auch die fünf Mädchen.
Elstner: Ja, aber wenn Sie singen und Ihnen der Text nicht einfallen lassen würde, dann, kein Mensch kann Ihnen helfen. Dann sind Sie in dem Moment einsam.
Meyer-Landrut: Das ist richtig. Da werde ich dann in Fantasiesprache improvisieren.
(…)
Elstner: Der Herr Raab, der sich ja um Sie kümmert, Sie entdeckt hat, Ihr Pate ist, der für Sie viel produziert hat…
Meyer-Landrut: (lacht) Mein Pate! Der überweist mir jeden Monat zwei Mark fünfzig.
Elstner: Der Stefan, der wird doch irgendwo Kontakt zu Ihnen halten während Ihres Auftritts, oder? Gibt es Geheimzeichen?
Meyer-Landrut: Nein. Nein, tatsächlich nicht. Ich weiß auch überhaupt gar nicht, wo der ist, während meines Auftritts. Keine Ahnung, der wird vermutlich hier vorne irgendwo stehen und moderieren.
(…)
Elstner: Und jetzt wollen wir mal was ganz anderes zeigen. Das hier war ja früher mal ein Fußballstadion.
Meyer-Landrut: Isses auch immer noch.
Elstner: Wie hat man aus einem Fußballstadion so eine Showbühne gezaubert? Dahinter stecken natürlich sehr viele Handwerker, sehr viele fleißige Menschen, Hundertschaften, die hier wochenlang gearbeitet haben. Wollen Sie die Handwerker mal ganz herzlich grüßen und Danke sagen?
Meyer-Landrut: Danke, Handwerker.
Elstner war das größte Problem der Sendung, aber nicht das einzige. Er behauptete munter, es seien auch Länder aus Nordafrika dabei. In einem Einspielfilm wurde die Größe der LED-Wand auf 60 mal 80 Meter vervierfacht. Reporter Thorsten Schorn dokumentierte, wie die schrillen irischen Teilnehmer Jedward nichts anderes taten, als Lena Blumen zu überreichen. Seine Kollegin Sabine Heinrich musste in einem Filmbericht den Tagesablauf von Lena nacherzählen – über weite Strecken ohne Lena. Im Tonfall eines Unterrichtsfilms dokumentierte der Sprecher:
„Lena steigt mit Team und Presse direkt in den Bus. Der Zeitplan ist eng, wie an jedem Song-Contest-Tag.“
Danach konfrontierte Frank Elstner Lena noch mit einer Statistik, die zeigte, welche Farben die Kleider der Sieger in der Geschichte des Eurovision Song Contest hatten, und suggerierte, dass ihr Schwarz dann ja kein gutes Omen sei. (Dass sowohl Lena als auch Nicole ein schwarzes Kleid bei ihren Siegen trugen, war offenbar niemandem in der Vorbereitung aufgefallen.)
Es ist ein Programm voller Verzweiflung und zum Verzweifeln – in der zweiten Folge heute befragte man im Rausch der Ideen- und Sinnlosigkeit eine Kartenlegerin, wer den Wettbewerb gewinnen wird.
Schaut man in den Abspann, wer diesen Unfall zu verantworten hat, stößt man auf einen interessanten Namen: Die täglichen ARD-Vorabendsendungen zum Eurovision Song Contest werden von der Firma Brainpool produziert. Die produziert praktischerweise auch die täglichen ProSieben-Spätabendsendungen zum Eurovision Song Contest. Sie hat auch die (überaus uninspirierte) Aufzeichnung des Konzertes von Lena Meyer-Landrut produziert. Und sie ist der wichtigste Partner der ARD bei der Produktion des Eurovision Song Contest selbst. Ihr Chef Jörg Grabosch hat die entscheidende Funkton „Producer TV Show“ inne.
Die Beteiligten geben sich große Mühe, die Kooperation als unspektakulär darzustellen und betonen, dass Brainpool nur eine von mehr als hundert Firmen ist, mit denen der NDR zusammenarbeitet. Sie tun das aber so angestrengt, dass erst recht der Eindruck entsteht, dass es sich um ein Politikum handelt. Der ARD-Grand-Prix-Chef Thomas Schreiber sagte vor einigen Wochen, man arbeite mit Brainpool unter anderem deshalb zusammen, weil die Firma schon in der Düsseldorfer Arena produziert hat und es nicht viele Produktionsfirmen und Sender gebe, die mit solchen Dimensionen umgehen könne. Er räumte ein, dass es auch intern kritische Fragen gebe. Er hoffe aber, dass auch die Kritiker nach der gelungenen Show einsähen, dass es eine gute Kooperation war.
Nun ja. Tatsächlich macht das, was man in Düsseldorf von den Grand-Prix-Shows sehen kann, einen hervorragenden Eindruck. Drumherum gibt es aber einiges Grummeln bei ARD-Mitarbeitern, die sich als Mitarbeiter zweiter Klasse behandelt fühlen. Kameraleute vom NDR dürfen oder müssen vor Ort die Pressekonferenzen filmen und zusehen, wie dafür Brainpool-Leute beim Produzieren fürs Fernsehen das tun, was ihrer Meinung nach ihre Aufgabe wäre.
Für die „Show für Deutschland“ müssten sie sich jedenfalls beide schämen. Die ARD. Und Brainpool.
Man muss sich wirklich das...
Man muss sich wirklich das Video ansehen. Die Mimik von Lena ist göttlich.
So unerträglich ich auch die...
So unerträglich ich auch die Modertaion von Herrn Elster finden mag, so ist Lenas Verhalten dennoch wirklich respektlos!
Natürlich war es richtig diese sinnlosen & langatmigen Fragen einmal zu enthebeln und Herrn Elster hier und du direkt darauf hinweisen, dass er groben Unfug erzählt, aber die Art und Weise, wie Lena es macht ist wirklich unangenehm! Muss man wirklich seine Augen rollen und wie in der Schule den „Lehrer“ nachäffen, nur weil man ihn dermaßen bescheuert findet?? Es ist schließlich auch nur eine Art von Job, den sie da macht, und da kann man sich doch auch mal zusammenreißen?!
Ich find es wirklich unangenehm – man kann den „Show-Opa“ schließlich auch ein wenig sanfter und stilvoller zurechtweisen. Aber da liegt womöglich auch schon die Ursache: Da die Sendung von Brainpool produziert wird, und Lena das Team gut kennt, kommt natürlich eine heimische Stimmung für sie auf, und sie vergisst wohl, dass nicht nur die „Claudis“ und „Marks“ hinter der Kamera ihre Grimassen sehen….
Schade, dass das für Herrn Niggemeier das alles immer noch einen PRO-Lena Artikel wert ist.
Es scheint beim WDR ein...
Es scheint beim WDR ein internes Papier mit allen Fakten rund um den Grand Prix zu geben und jeder hat die gleichen falschen Fakten als Recherchehilfe…
Die LED Wand wurde heute Morgen auch mit 80×60 Metern in einem Beitrag auf 1Live erwaehnt und ich hab mir noch gedacht WOW das is gross 🙂
Aber auch die Sendung auf Pro7...
Aber auch die Sendung auf Pro7 war gestern fürchterlich. Opdenhövel wirkte auf mich nicht wie er selbst, sondern als sei er betrunken…
Tja. Ich finde das beschreibt...
Tja. Ich finde das beschreibt ungefähr genau, wie der Song Contest VOR Lena gewesen ist. Das Einzige, was an der ganzen Geschichte im Moment gut ist, ist Lena, weil sie unkonventionell ist. All das, was die Auswahl letztes Jahr anders gemacht hat, ist in dieser Sendung hier weggewischt, weil sie nicht von Raab gemacht wurde. So oder so kann man sagen, dass alles was nicht mit Raab zu tun hat, wo er nicht dasitzt und feixt, Müll ist.
Das Problem an der Geschichte ist, dass es nur dann lustig ist, wenn Raab sich über diese Art der Sendungsmacherei lustig macht. Wenn er dann wieder selbst in seinen eigenen Sendungen sitzt, hat er für mich seine ganz eigene, unerträgliche Art (fies schlechtes Englisch, einen dummen Spruch nach dem Anderen der Dummheit beim Zuschauer voraussetzt). Das ist natürlich dann wieder intelligent, weil er genau weiß, dass das bei seinem Zielpublikum ankommt.
Ergo wäre für mich nur eine Sendung über den Contest gut, bei der Raab dabei ist und die ganze Zeit fiese Witze über das Establishment machen kann. Solange er selbst nicht das Establishment ist. Und da das so nicht stattfindet kann ich dieses Jahr wieder wunderbar auf die ganze Veranstaltung pfeifen, weil es wie eine Reality Show die ganze Zeit nur auf Oberflächlichkeiten basiert – und das ist genau das, was Lena eben NICHT ist. Doof oder oberflächlich.
Ganz großes Kino. LML und...
Ganz großes Kino. LML und Elstner sollten so einen „ungleiches Paar macht roadtrip“-Film drehen.
Elstner hat aus früheren...
Elstner hat aus früheren Zeiten (bis einschließlich „Nase vorn“ und vielleicht noch „Jeopardy!“, wobei Bäumler das mit „Riskant“ bereits besser gemacht hatte) einen unverrückbaren Stein im Brett. Deshalb ist sowas wie das hier nicht lustig, sondern nur traurig. Ein bißchen wie ein Alzheimer-Patient in der eigenen Familie. Oder wie Otto Waalkes.
Danke an Steffan Niggemeier....
Danke an Steffan Niggemeier. Ohne das FAZ TV-Blog wäre ich nicht auf die Sendung aufmerksam geworden. Lena ist einfach großartig – man beachte vor allem ihre Mimik gegenüber Frank Elstner! Das man den überhaupt noch ins Fernsehen lässt, grenzt schon an Körperverletzung…
Ich habe Lena bislang immer...
Ich habe Lena bislang immer gemocht, aber ihr Verhalten gegenüber Frank Elstner war einfach unhöflich. Klar ließ sein Fragestil zu wünschen übrig, aber so verhält man sich doch nicht einem älteren Menschen gegenüber. Warum konnte sie nicht einfach sachlich seine Fragen beantworten? Das wäre zumindest professionell gewesen. So war es einfach nur peinlich, und zwar für beide Beteiligten.
Elstner ist peinlich.
Lena ist...
Elstner ist peinlich.
Lena ist samt ihrem Zuhälter (von Elstner höflicherweise „Pate“ genannt) noch peinlicher.