- Das Glück dieser Erde Das Erste
- Falling Skies TNT Serie
- Dr. Book Arte
- Die Ärzte ZDF
- Mietprellern auf der Spur RTL
Sie kennen den drogenabhängigen Arzt. Sie haben sich an die großherzige Anwältin gewöhnt. Und den blutscheuen Kommissar ins Herz geschlossen. Doch darauf waren Sie nicht gefasst. Denn jetzt präsentiert die ARD eine Serienheldin der völlig neuen Art:
Die sympathische Unternehmensberaterin!
Sie ist naturverbunden und hat Tiermedizin studiert! Sie ist Österreicherin! Sie hat, nun ja – Humor („Unternehmensberater können mehr als nur Leute entlassen.“ – „Was denn?“ – „Personal abbauen“)! Und sie will verdammt noch mal auch im marodesten Betrieb niemanden auf die Straße schicken, weil: „Das sind hart arbeitende Menschen, keine nackten Zahlen!“
Ganz gut, wenigstens. Denn als Kulisse haben sich die Partner MDR und ORF die spanische Hofreitschule in Wien ausgesucht, die dessen Gestüt Lenz sanieren soll, bevor ihr Vater bei einem tragischen Autounfall stirbt und sie ihr Leben neu zu ordnen beginnt.
Es ist nicht ganz klar, was die Verantwortlichen – Verzeihung! – geritten hat, die Geschichte erst furchtbar schleppend losgehen zu lassen und sie dann in der Mitte so zu drehen, dass plötzlich alle Charaktere unter spontanem Stimmungsumschwung leiden, was augenblicklich in ein Riesendrama ausartet. Auf jeden Fall kriegt man beim Zuschauen schnell Angst, dass die Figuren, sobald sie sich das nächste Mal auf ein Pferd setzen, herunterflattern – so eindimensional wie die Rollen angelegt sind.
Oder, anders gesagt: Das sieht doch jeder sofort, dass der einfühlsame Tierarzt der Richtige fürs Katharinchen ist, Mensch!
Gerade erst lief die Serie in den USA, und durch die nur wenige Tage verzögerte Ausstrahlung im deutschen Bezahlfernsehen können sich die hiesigen Zuschauer sofort davon überzeugen, dass das leider nicht so toll geworden ist wie es klingt.
Spielbergs Aliens sehen aus wie ein Best-Of der Kinokreaturen der vergangenen 30 Jahre, und ihre Kampfroboter stampfen beim Gehen so bedrohlich metallen auf, dass man dabei den Typen, der für die Soundeffekte zuständig ist, förmlich sehen kann, wie er vorm Mikrofon die Waffeleisen zusammenhaut. Zwischendrin ist öfter mal eine mies in die Landschaft montierte Alienbasis im Bild.
Dabei ist das Szenario nicht per se serienungeeignet. Das Problem von „Falling Skies“ ist eher, dass es sich dem unmittelbaren Vergleich mit „The Walking Dead“ stellen muss, das kürzlich beim amerikanischen Kabelsender AMC lief und eine Gruppe Überlebender in den Widerstand gegen eine Armee von Zombies schickte – mit deutlich weniger simpel angelegten Helden (und Bösewichtern).
Spielbergs Endzeit-Version hingegen ist vollgestopft mit großen Männerumarmungen, dramatischen Fastschlägereien und bedeutungsschwangeren Motivationsansprachen sowie videospielartigem Herumgeballere mit den Kreaturen vom anderen Stern.
Gerade einmal 15 Minuten dauert die als Untersuchung inszenierte Kurzrezension, und so albern das auch sein mag: Sie macht Lust aufs Lesen. Mehr kann eine Literatursendung im Fernsehen eigentlich nicht wollen.
Mit seinem werktäglichen Vormittags-Talk „Die Ärzte“ will das ZDF seinen Zuschauer hingegen beim Gesundbleiben helfen – obwohl die Auswahl der Kulissenfarben (Rosa-Orange) und die der Moderatorin (Ruth Moschner) eher dagegen sprechen.
Wer nicht googlen kann und Ärzte lieber aus der Entfernung betrachtet, dem ist mit dieser Sendung sicher geholfen (Auftaktsendung in der ZDF-Mediathek); mit den Tipps der TV-Mediziner aber nur so mittel. Moschner hat’s gut zusammengefasst: „Immer schön gucken: tut’s weh, tut’s nicht weh.“
Das ist ja quasi auch das Motto von RTL. Und wenn was so richtig weh tut, ist das die Garantie, dass es auch auf den Sender kommt. Seit dieser Woche ist Vera Int-Veen, die sich sonst hauptberuflich über minderbemittelte Unverheiratete lustig macht, „Mietprellern auf der Spur“ – und zwar auch nicht weniger dramatisch als Spielbergs Alien-Invasion.
Als Int-Veen später den Verursacher ausfindig gemacht hat, geht’s bloß noch um die Konfrontation mit den in Tränen aufgelösten Wohnungsbesitzern, die auf den Renovierungskosten sitzen bleiben: „Ich kann meine Rentenversicherung verkaufen“, hat sie der Eigentümerin vorher noch für die Kamera entlockt. Am Ende wird natürlich alles gut und die renovierte Wohnung blitzt als sei sie frisch gewittlert worden (Sendung bei rtl-now.de ansehen).
Wie es zu den Müllbergen kam, woher der Hund stammt, was überhaupt alles passiert ist, damit es zu dem – ausführlich dokumentierten – Problem kommen konnte, all das ist RTL dann nicht mehr so wichtig und wird einfach weggelassen.
Anstatt sich darüber zu ärgern: Achten Sie doch beim Zusehen im Abgleich mit den behaupteten Zeiten mal auf die unterschiedlich farbigen Blusen Int-Veens, an denen man sehr schön erkennt, dass die Folge äußerst kreativ zusammengeschnitten wurde.
Soviel für diese Woche.
Screenshots: Das Erste, TNT Serie, Arte, ZDF, RTL
Das gefällt Ihnen? Das Fernsehblog gibt’s auch bei Facebook.