Das Fernsehblog

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Von wegen sterbendes Medium: 225 Minuten sieht jeder von uns im Schnitt täglich fern. In diesem Blog stehen die Gründe dafür. Und die dagegen.

Neues aus dem "TV Lab": Sarah Kuttner fährt Tram

| 17 Lesermeinungen

Eins plus mit Sternchen für die schöne Grundidee von "Scharfe Hunde" – aber leider hat zum Auftakt eine gute Geschichte gefehlt; Sarah Kuttner macht jetzt "Lebensgefühl für 20- bis 40-jährige Großstadtbewohner"; und ein kleines Filmmagazin mit zwei Kino-Nerds macht großen Spaß. Die frischen Kurzkritiken zum "TV Lab" bei ZDFneo sind da!

Bild zu: Neues aus dem "TV Lab": Sarah Kuttner fährt TramNur noch zweimal schlafen, dann steht er fest: der Sieger des ZDFneo-„TV Lab“. Es wird auch langsam Zeit, weil Joko und Klaas sonst die drei Gags, mit denen sie seit Samstag die Vorab-Moderationen bestreiten, wundgescheuert haben. Aber noch können die Zuschauer abstimmen, welches der zehn neuen Fernsehformate in Serie gehen soll. Und hier geht’s weiter mit Kurzkritiken der von Montag bis Mittwoch gezeigten Formate.

Gegenmeinungen sind natürlich dringend erwünscht! Die Kommentarspalte ist geöffnet.

„Scharfe Hunde“
Genre: Krimi-Comedy, erste Einschätzung: kein Showdown, nirgends

Bild zu: Neues aus dem "TV Lab": Sarah Kuttner fährt TramGenau so wünscht man sie sich doch, die neue deutsche Serie: Rausgeworfener TV-Kommissar (Thomas Heinze) verbündet sich mit schreibblockiertem Krimiautor (Matthias Matschke), um fortan echte Fälle zu lösen! Dabei stellt er zu seiner Verwunderung fest, dass echte Verbrecher gar nicht so sind wie die aus dem Fernsehen. Eins plus mit Sternchen für die schöne Grundidee. Blöd nur, dass danach alle nachhause gegangen sind anstatt sich auch noch eine passende Geschichte dazu auszudenken. Zumindest sieht die Auftaktfolge von „Scharfe Hunde“ genau so aus.

Die Charaktere machen neugierig und am Ende gibt’s sogar einen amtlichen Cliffhanger – nur zwischendrin leider nichts, dass das alles zusammenhält. Die vermeintliche Entführung, in die der Kommissar und sein Autor reinschliddern, entpuppt sich als Unfug. Und der vermeintliche Showdown ist (trotz des schönen Drehorts im verlassenen Berliner Spreepark) eine Unverschämtheit, weder spannend noch witzig. Wenn schon 13 Folgen fertig wären, würde man einfach mal die nächste abwarten und auf Besserung hoffen. Aber so bleibt am Ende doch arg wenig übrig, weswegen man sich dringend eine Fortsetzung wünschen müsste. (Sendung ansehen.)

„Bambule“
Genre: Hipster-Magazin, erste Einschätzung: der Trailer ist echt spitze

Bild zu: Neues aus dem "TV Lab": Sarah Kuttner fährt TramSo, da hat Sarah Kuttner also „Neon“ verfilmt, dieses ganze Huch-wir-sind-erwachsen-Getue als TV-Magazin, in dem sich alles um das – uääääh – „Lebensgefühl der 20- bis 40-jährigen Großstadtbewohner“ drehen soll. Kuttner hängt viel an Berliner Tram-Haltestellen rum, sagt kecke Moderationen in die Kamera, hat Rapper Casper in seiner Butze besucht, um ihn zu schimpfen, dass er zu selten putzt, und einen festangestellten Konzertpromoter befragt, warum er trotz seines coolen Jobs unzufrieden mit seinem Leben ist. (Weiß er aber auch nicht.) Nachher gibt’s – Politexkurs! – einen kurzen Film über die Ausbreitung der rechten Szene. Und Andrea Nahles bestätigt im Superkurzinterview, dass sie echt unausgeschlafen war, als sie neulich im Fernsehen mal so unausgeschlafen aussah.

Dass keiner der sechsundfünfzig Gesprächspartner mehr als einen Gedanken formulieren darf, ist wohl Konzept. Und Kuttner kann sich so auch ganz prima mit ihrer Oberflächlichkeitspsyschologie austoben. Aber warum sollte man das sehen wollen? Ja, da hat sich jemand Mühe gegeben, alles so lässig und modern zusammenzuschneiden, dass es vor allem: anstrengt. Aber die eingeblendeten Grafiken, die (wie bei „ZDF Zoom“) an ihre Protagonisten getackert durchs Bild wackeln, sind ziemlich cool. (Sendung ansehen.)

„Moviacs“
Genre: Filmmagazin, erste Einschätzung: unbedingt weitermachen!

Bild zu: Neues aus dem "TV Lab": Sarah Kuttner fährt TramGeht’s auch eine Spur weniger hektisch? Ja, geht – aber nur ein bisschen weniger. In „Moviacs“ hasten Nilz Bokelberg und Donnie O’Sullivan nämlich ebenfalls mit ganz schön Tempo durch die aktuelle Kinowoche. Glücklicherweise haben sie dabei auch was zu sagen, über Filme nämlich. Beim Streiten über Sinn und Enttäuschung aktueller Sommer-Blockbuster zum Beispiel, über „den besten Woody-Allen-Film des Jahres“ oder bei der Vergabe des „Drehbuch-Ökonomiepreises“ für die x-te Fortsetzung eines ausgelutschten Horrorstreifens.

Das ist furchtbar unfeuilletonistisch und genau richtig fürs Fernsehen: schnell, böse – und kenntnisreich. Man merkt Bokelberg und Sullivan an, dass sie wirklich Spaß am Kino haben. Die 30 Minuten sind vollgestopft mit kleinen Ideen, Wortspielen und Film-Referenzen, und deswegen lässt sich’s auch gerade so verschmerzen, dass bei der Kritik zu „Cowboys & Aliens“ lediglich Interviewschnipsel der Hauptdarsteller mit Filmszenen zu einem nervigen Geblitze zusammengefrickelt sind. Das nervt mindestens genauso wie die hektisch geschnittenen Previews im Kino, lässt sich aber ja noch verbessern. Beim nächsten Mal. (Sendung ansehen.)

Gezeigte Sendungen: 7 von 10
Nächste Formate: „Bullshit“ und „Teddy’s Show“, am Donnerstag ab 22.25 Uhr
Bisheriger Fernsehblog-Favorit: „Wie geil ist das denn?“ „Moviacs“

Das Fernsehblog meldet sich am Samstag wieder mit den letzten drei Kurzkritiken.

Screenshots: ZDFneo

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17 Lesermeinungen

  1. Timo sagt:

    Also kritik hin oder her. Ich...
    Also kritik hin oder her. Ich fand Bambule nicht zu schnell, hätte aber wohl gerne etwas mehr über die Themen erfahren. Weniger wäre also mehr gewesen. Die „Berlin fühlt sich zu cool“ kritik kann wohl nur von Bewohnern anderer deutscher Metropolen stammen, die Angst um ihren Medien-Standort haben. Dabei könnte in so einer Sendung doch genausogut der Kölner Dom hinterm Brandenburger Tor stehen,
    da Raum und Zeit hier offensichtlich keine Rolle spielen. Sehr schade finde ich, dass der Thementeil über die neuen Neonazis bei Eurer Kritik völlig unter den Teppich gekehrt wird. In der Mitte der Sendung, nach mehr oder weniger fiktiven, spaßigen Beiträgen, bekomme ich als Zuschauer eine ordentliche Ohrfeige in Form von ernsthaften, reportagigen sehr bedrückenden Infos. Genial auch weil sich dieser Teil vomsonstigen  schönwetterfeeling abhebt und völlig ohne hinzugedichtete Texte auskommt.
    Und dann, wo es garnicht mehr besser werden kann, wird die hier wohl so ungemochte Frau Kuttner durch eine frische Maria ersetzt, die wie eine Zeitreisende durch die Sendung gleitet und mit einem zwinkernden Auge fantastisch hochkarätige Interviewpartner vor die Linse bekommt, die Ihre satirischen Mutmaßungen auch noch bestätigen. Die befinden sich übrigens zwangsläufig in Berlin, und das ist auch gut so.

  2. Jeeves sagt:

    Der Don hat nebenan (Deus ex...
    Der Don hat nebenan (Deus ex Machina) interessante Zusatzinfos, wie manche der TV-Macher (einigermaßen unverfroren) versuchen, Stimmen einzufangen.

  3. pschader sagt:

    @Timo: Wird nicht unter den...
    @Timo: Wird nicht unter den Teppich gekehrt, sondern steht drin, das Alibistück.

  4. Alex sagt:

    Ich habe Bambule nicht...
    Ich habe Bambule nicht gesehen, aber Beschreibung nach klingt es wie eine Polylux-Neuauflage?

  5. Wolfgang sagt:

    Sehr seltsam, dass hier im...
    Sehr seltsam, dass hier im Zusammenhang mit „Bambule“ nie der Name „Maria Knothe“ fiel. Bin ich denn der Einzige, der sich spontan in die Dame verknallt hat? Wirkte sich äußerst nachteilig auf meine Befähigung aus, ihre Beiträge oder die Sendung insgesamt objektiv zu beurteilen.

  6. pschader sagt:

    @Wolfgang: Da möchte ich...
    @Wolfgang: Da möchte ich Ihnen gerne Recht geben.

Kommentare sind deaktiviert.