Das Fernsehblog

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Von wegen sterbendes Medium: 225 Minuten sieht jeder von uns im Schnitt täglich fern. In diesem Blog stehen die Gründe dafür. Und die dagegen.

8 Gründe, warum die Macher von "Schwiegertochter gesucht" in die Hölle kommen

| 53 Lesermeinungen

Bereits vor zwei Jahren prognostizierte Stefan Raab den Machern von "Bauer sucht Frau" den Abstieg in die ewige Finsternis, dafür dass sie in ihrer Sendung Leute zur Schau stellen, die sich dem Fernsehen mit all ihrer Privatheit anvertraut haben. Langweilig wird's da nicht. Immerhin warten dort schon die Verantwortlichen für "Schwiegertochter gesucht".

Bereits vor zwei Jahren prognostizierte Stefan Raab den Machern von „Bauer sucht Frau“ den unvermeidlichen Abstieg in die ewige Finsternis, dafür dass sie in ihrer Sendung Leute zur Schau stellen, die sich dem Fernsehen mit all ihrer Privatheit anvertraut haben.

Das macht aber nichts, denn langweilig wird’s da unten nicht. Immerhin warten dort schon die Verantwortlichen für „Schwiegertochter gesucht“, einer Sendung, die nach demselben Prinzip wie „Bauer sucht Frau“ funktioniert, aber in der der öffentlichen Zurschaustellung ihrer Teilnehmer noch skrupelloser ist. (Am Sonntag sahen 5,4 Millionen bei RTL die letzte Folge der fünften Staffel.) Und damit bei RTL und der Produktionsfirma Eyeworks nachher keiner sagen kann, er hätte davon nichts gewusst, stehen hier nun die offiziellen Gründe, warum die Macher von „Schwiegertochter gesucht“ in die Hölle kommen.

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1. Weil pro Stunde mehr als dreißig „sonnige Sachsen“, „bezaubernde Berlins“ und „heimelige Hessen“ mit „bravem Bäcker“, „lustigem Leierkastenmann“ und einem „flottem Friseur“ die Alliterationsgrenze nicht nur überschreiten, sondern sprengen.

2. Weil die Sendung einfache Berufe zu komplizierten Tätigkeitsbeschreibungen verklausuliert, um damit die Schlichtheit der Teilnehmer zu kontrastieren. Zwei Lageristen werden von Moderatorin Vera Int-Veen konsequent als „Handelsfachpacker“ bezeichnet (den Beruf gibt es seit 2004 nicht mehr), ihre Liebe als „Handelsfachpackerglück“. Als die Kandidatin während der Dreharbeiten zur Sendung schwanger wird, kündigt Int-Veen einen „kleinen Handelsfachpacker“ an und suggeriert damit: Bei solchen Eltern wird auch der Nachwuchs keinen anderen Job kriegen.

3. Weil beim Ausflug in den Tierpark, als eine korpulente Kandidatin und ihr schläfrig guckender Freund den Ansturm der gefütterten Ziegen nicht bewältigen können, die Titelmusik von „Dick und Doof“ läuft.

4. Weil die Teilnehmerin, die von ihrem frischverliebten Partner „Mäuschen“ genannt wird, ihren ursprünglichen Namen in der Sendung vollständig abgeben muss.

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5. Weil die Kandidaten zu Aktionen überredet werden, die sie sonst nie öffentlich machen würden – zum Beispiel gemeinsame Schaumbäder und Nacktmassagen, zu denen Roland Kaiser mit „Dich zu lieben“ gespielt wird.

6. Weil jeder vermeintlich ernste Satz aus dem Off im Bild ironisch gebrochen wird. Wenn ein Kandidat „indisch kocht“, reißt er bloß eine Tiefkühlpackung auf und kippt sie in den Topf; wenn jemand „liebevoll die Brötchen dekoriert“, kippt er sie ungeschickt in einen Korb; und wenn ein Picknickkorb „mit allerlei Leckereien“ ausgestattet ist, meint das: Sprühsahne. Als ein Teilnehmer mit den Frauen, die er gerade kennengelernt hat, Windebeutel isst und dabei furchtbar kleckert, heißt es: „Mit viel Geschick lassen sich die Gebäckliebhaber die faustgroßen Teilchen schmecken.“

7. Weil die Erniedrigung in der Sendung endlos ist. Kandidaten, die in früheren Staffeln wieder nachhause geschickt wurden, werden ermutigt, sich immer wieder zu bewerben – wenn sie skurril genug sind. Als Teilnehmerin Monika erstmals an der Sendung teilnahm, unterlegte RTL die Szenen, in denen sie sich durch eine enge Tür quetschte, mit künstlichen Quietschgeräuschen. Im Frühjahr tauchte sie im Special „Jetzt sind die Frauen dran“ für besonders schwer vermittelbare Kandidatinnen wieder auf und ließ sich vomn RTL in ihrer Wohnung besuchen. Und in der aktuellen Staffel war zu sehen, wie einer der neuen Teilnehmer einen Brief öffnet, dem ein Foto von Monika beiliegt, woraufhin es aus ihm herausplatzt: „Die kenn ich! Die will ich nicht!“

8. Weil im Hintergrund „Africa“ von Toto angespielt wird, wenn die dunkelhäutige Kandidatin im Bild zu sehen ist, und Vera Int-Veen, wenn dieselbe junge Frau beschenkt wird, aus dem Off sagt: „Das Geschenk hat voll ins Schwarze getroffen.“

Screenshots: RTL

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53 Lesermeinungen

  1. Stefan sagt:

    Vielen Dank für den Artikel...
    Vielen Dank für den Artikel und diese traurige Wahrheit über das deutsche TV-Programm.

  2. Mr. MAximus sagt:

    Find ich etwas schwach und...
    Find ich etwas schwach und nicht wirklich tiefgründig die Auflistung.
    Scheint so, als hätte man wirklich alles, was dem Autor auch nur entfernt negativ aufgefallen ist (z.B. die Punkte 1,4 und 5) , hier in einen Text gepresst.
    Wirklich relevant ist eigentlich nur Punkt 7.
    Das zeigt auch, um was es in der Sendung geht: Leute vorführen.
    Trurig, dass das Menschen gucken.

  3. Jeeves sagt:

    Die millionen(?) Zuschauer...
    Die millionen(?) Zuschauer schauen doch den Unsinnn aus der Unterhaltungshölle WEGEN dieser acht Punkte. Ohne dies beleidigende Drumherum gäb’s solche Sendungen doch überhaupt nicht. Lächerlichmachen ist die Basis.

  4. Raoul sagt:

    Die Quote stimmt, PR erledigt...
    Die Quote stimmt, PR erledigt sich fast von selber und so wird dieses Format uns noch lange begleiten, aller Kritik zum Trotz. Die Protagonisten in diesem Format sind doch genau das, was eine nicht unerklägliche Masse Mensch sehen will. Da ist nichts mit Empathie, lediglich die Reflexe von Belustigung und Häme werden aktiviert – der Zuschauer als Spiegelbild es Formats. Die Redakteure von RTL sollten sich ihren Schund am besten 24 Stunden am Stück anhören müssen.

  5. Wolfgang sagt:

    Es ist eine bedrückende...
    Es ist eine bedrückende Vermutung, welches Menschenbild die Programmgestalter von ihrem Publikum haben müssen.
    Es ist eine noch traurigere Vermutung, dass sie angesichts der Quoten offenbar nicht ganz falsch damit liegen.

  6. Mathilde sagt:

    So lange Privatfernsehen so...
    So lange Privatfernsehen so etwas senden darf, haben ARD/ZDF jeden EuroCent meiner Gebühren verdient!

  7. Und was ist mit den...
    Und was ist mit den Mit-Machern? Kommen die auch in die Hölle?
    Bei Frauentausch, nur um mal ein Parade-Beispiel zu nennen, kommen ganz gewiss alle in die Hölle .. wo die Big Brothers und Big Tit´sisters, ach ja, und die Dschungel-Camper und Bohlen, der Satansbraten, auf sie warten. Und der Teufel natürlich, mit seiner Dreizinkengabel. Aber bevor es für immer in die ewigen Feuerabgründe geht, müssen sämtliche Macher und Mitmacher an der Hinweistafel im Eingangsbereich vorbei, auf der geschrieben steht:
    ‚Die Gabel des Teufels hat drei Zacken, mit der wird er Dich sicher packen. Die haut er Dir höllisch tief in den After, Du glaubst es nicht .. das schafft er!“
    Also – wer sich von Drohworten einschließlich der lodernden vielmehr lauernden Teufelsbande immer noch nicht abgeschreckt fühlt, der muss ein Riesenpopoloch sein .. ähm .. haben, oder andere Gründe, warum ihn das alles am Hintern vorbeigeht.

  8. Alles gescripted, in echt sind...
    Alles gescripted, in echt sind die Teilnehmer noch dümmer. Noch dümmer allerdings sind die Moralwächter, am dümmmsten die Blogger.

  9. Sarah sagt:

    Nur aus all diesen Gründen...
    Nur aus all diesen Gründen ist die Sendung so großartig. Jeder mit Verstand, der diese Sendung schaut, schaut sie weil sie so herrlich das wahre Leben verdreht, einen kleinen Ausflug aus der Realität bietet. Ich würde sagen RTL hat es wieder einmal verstanden, die Massen zu bedienen und zu unterhalten. Es ist doch grotesk eine Sendung dieser Art ernsthaft zu beleuchten, nur so bietet ihr alle RTL den nächsten Stoff. Jedes Kommentar in die Richtung, dass nicht alle mit Verstand schauen, ist überflüssig, dessen bin ich mir bewusst, aber es wird auch nicht helfen oder Tatsachen verändern, wenn man sich nun darüber brüskiert.

  10. Martin sagt:

    Die Verantwortlichen wissen,...
    Die Verantwortlichen wissen, was sie da tun, und ich hoffe, dass sie wirklich mal an einem schlechten Gewissen leiden.

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