Die RTL Comedy-Woche | RTL
Serengeti | Das Erste
Wie der Döner an den Rhein kam | WDR
Rachs Restaurantschule | RTL
Kneipenquiz | ZDFneo
Man kann über das fernsehshowgewordene Altwitzerecycling, das unter dem Titel „7 Tage, 7 Köpfe“ einst im RTL-Freitagabendprogramm lief, auch sieben Jahre nach seiner Absetzung noch allerlei Unfreundliches sagen. Eines aber ließ sich der Sendung nie vorwerfen: dass sie kein Konzept gehabt hätte. Zwischen all den Holländerwitzen, den Gags über Kalle Pohls Größe und Mike Krügers große Nase schien ab und an tatsächlich ein Wochenschau-Prinzip durch, bei dem Nachrichten aus den vergangenen Tagen zu mehr oder meistens: weniger gelungenen Pointen umgeschraubt wurden.
Mit der neuen „RTL Comedy-Woche“ will der Sender an die Idee von damals anknüpfen, mit dem Personal, das die Zuschauer heute zum Lachen bringt: der unkaputtbare Paul Panzer, Berufsmannheimer Bülent Ceylan und Dieter Nuhr, der außer Tele 5 inzwischen alle deutschen Sender einmal durchhaben dürfte. Irgendwie ist es Altlast Atze Schröder gelungen, sich dazu zu mogeln. Und Kaya Yanar hat vermutlich zu spät „Hier!“ geschrien. Auch im Jahr 2012 ist im deutschen Privatfernsehen pro Show eben nur ein Gute-Quoten-Türke erlaubt.
Der Auftakt war Quatsch, aber nicht im guten Sinne. Weil wirklich alle Scherze über die FDP gemacht sind, erst recht von Dieter Nuhr. Weil es selbst Bernd Stelter zu blöd gewesen wäre, über „die Hupen von Sigmar Gabriel“ zu lästern. (Atze Schröder nicht.) Und weil Bülent Ceylan sich keinen Gefallen damit tut, die Begrenztheit seines Gagradius zu enttarnen, wenn das einzige, was ihm zum Aufstieg der Piratenpartei einfällt, eine Piratenverkleidung als „Türk der Karibik“ ist.
Wer gedacht hat, die „Comedy-Woche“ würde in irgendeiner Form einen Lustigkeitsbezug zu den Ereignissen der Woche herstellen, der irrt gewaltig: RTL lässt die vier Solokünstler einfach unterschiedliche Solonummern durchrattern, während der Rest der Mannschaft hinten an einem riesigen Balken auf den nächsten Einsatz warten muss und das Scheinwerferlicht ausgeknipst kriegt (Show bei rtlnow.de ansehen). Genauso einzelteilig sieht die Show dann aber auch aus. Die turnende Oma passt nicht zu dem unlustigen Einspielfilm irgendeines Nachwuchs-Tobi-Schlegls, die Laufband-Quiznummer nicht zu Nuhrs Nordkorea-Urlaubserzählungen.
Nordkorea, das muss Nuhr den RTL-Zuschauern natürlich erstmal erklären, ist das Land, das gerade versucht hat, eine Rakete zu starten: „Wir kennen das vom Silvesterfeuerwerk: Man denkt, gleich knallt es richtig, und dann macht es – fffft.“
Womit auch geklärt wäre, was Nordkorea, Silvesterfeuerwerke und RTL-Programminnovationen gemeinsam haben.
Eine Löwenmutter ruft die Familie, ein Warzenschwein hüpft durchs Gras. Die Kamera fährt zurück, bis ans Ende des Horizonts sind grasende Gnus zu sehen, zwischen die sich ein paar Zebras gemogelt haben, um auch was vom saftigen Bodensnack abzukriegen. Und niemand plappert dazwischen. Es war ein hervorragender Trick von Dokumentarfilmer Reinhard Radke, seinen Tierfilm „Serengeti“ erst ins Kino zu bringen, um zwei Jahre darauf dann eine zweiteilige Variante im Fernsehen zweitzuverwerten. Weil sich damit sämtliche Zwänge umgehen ließen, mit denen TV-Reportagen sonst gleichgeklopft werden. Es gibt lange Einstellungen. Langsame Schwenks. Und viel Originalton.
Irgendwann legt der als Erklärstimme aus dem Off verpflichtete Hardy Krüger Jr. dann aber doch los, um ein bisschen was über die Tierwanderungen in der afrikanischen Savanne zu erzählen.
Zwei-, dreimal verfloskelt er sich dabei arg: „Hunger ist der ständige Begleiter“, natürlich. Und: „Noch immer gelten hier die uralten Gesetze der Natur“ – wer hätte das von der Natur gedacht? Aber dass nicht ständig dazwischen gequatscht wird, wenn der Gepard die Gazelle jagt, ist ganz hervorragend, um sich auf den bildgewaltigen Afrikaausflug einzulassen.
Der erste Teil von „Serengeti“ (in der ARD-Mediathek ansehen) verlässt sich leider zu lange auf die – zweifelsfrei spektakulären – Jagdszenen aus dem ewigen Futterkreislauf. Im nächsten Teil gibt es etwas mehr Abwechslung, und eine ungeheuer künstlerisch-meditativ wirkende Superzeitlupe einer Gnu-Herde am Wasserloch, aus dem zwecks Mittagessenbeschaffung ein Krokodil schießt.
(Obwohl das die Gnus sicher anders sehen würden.)
Das hätte richtig schief gehen können: eine Doku darüber, „Wie der Döner an den Rhein kam“ im Dritten Programm. Man sieht sie schon vor sich, die unbekannte Lokalprominenz, die abwechselnd ins Bild rein- und wieder rausgezogen wird, um mit Schichtfleischwitzen und unqualifizierter Eigenerfahrungskommentierung die Zeit rumzuhriegen. Nix da. Stattdessen hat sich der WDR richtig angestrengt und eine sehenswerte Dreiviertelstunde produziert, in der türkischstämmige Imbissbesitzer nicht nur erzählen, dass der Döner, wie wir ihn kennen, eine Mischerfindung für die Deutschen ist; sondern auch, wie sich ihre Eltern die eigene Snacksitstenz aufbauten und sie irgendwann an die nächste Generation weitergaben (leider kein Online-Video, nur Text).
Am Anfang habe er nur drei deutsche Worte gekannt, sagt einer der Dönermänner: „Zwiebeln, Tomaten und scharf.“ Dann erzählt er von den überwürzten Unglücken, die das eine zeitlang nach sich zog, und besichtigt mit der Kamera alte Wirkungsstätten.
Schön der Reihe nach schichtet der WDR-Film Familienbetriebsporträts mit Stadtteilgeschichte und Einwanderer-Erinnerungen übereinander – richtig lokal, ein bisschen witzig, sehr schmackhaft. Und Nachschlag gibt’s auch: in den nächsten Wochen wird geklärt, woher Eis und Pizza kommen.
Das Ende vom Anfang hatte dann doch ein bisschen was von Castingshow: Einzeln wurden die verbliebenen Bewerber zum Gespräch mit dem Chef gerufen, bei dem sich entscheiden sollte, ob sie eine Runde weiterkommen.
Aber weil Christian Rach nicht Heidi Klum ist, verteilte er außer Fotos (im Vorspann) vor allem gute Ratschläge und schloss mit seinen zukünftigen Gastro-Schülern Individual-Deals als Voraussetzung für die Zusammenarbeit. Dass er keinen leichtfertig rauswerfen würde, war zum Auftakt eigentlich klar. Und das scheinbare Vergessen einer Wackelkandidatin nur Show. Dabei könnte „Rachs Restaurantschule“ auf diese künstlich erzeugte Spannung gut verzichten. Es ist interessant genug, Rach und seinen elf Schülern dabei zuzusehen, wie sie sich aneinander gewöhnen und in Berlin ein neues Restaurant eröffnen – auch wenn davon in der ersten Folge noch nicht viel zu sehen war (bei rtlnow.de anschauen).
Auf jeden Fall ist diesmal alles eine Spur durchorganisierter. Die Bauarbeiten am neuen Laden liefen bei Drehbeginn schon auf Hochtouren. So blieb mehr Zeit, sich auf die Leute einzustellen, um deren Entwicklung es in der Sendung ja hauptsächlich gehen soll.
Zumindest zum Auftakt hat Rach sein Versprechen gehalten (siehe Fernsehblog): Die problematischen Lebensgeschichten der Bewerber wurden bloß kurz angerissen, aber nicht ausgewalzt. Das Publikum soll wissen, wo die Leute herkommen. Dafür brauchen keine vollständigen Vorstrafenregister verlesen zu werden. Mindestens genauso spannend wie die Bewährungsprobe für die Küchennovizen wird aber die Frage, wie oft der behaupteten Seriosität von „Rachs Restaurantschule“ in den kommenden Wochen die dokusoapig angelegte Inszenierung im Weg stehen wird, von der RTL nicht wegkommt.
In der Reihe der kuriosen Vorabendüberflüssigkeiten ist ZDFneo mal wieder auf eine Goldader gestoßen. Die heißt „Kneipenquiz“ und sorgt dafür, dass Dreierteams, die es bei „Ruck Zuck“ nicht mal in die Probesendung geschafft hätten, Dartpfeile nach Quizfragen werfen, um diese dann zu beantworten oder sich Joker zu erbierdeckelschnipsen. Alkohol wird währenddessen keiner getrunken, wo kämen wir denn da hin. Zwischendurch dringt aus dem weitgehend unsichtbaren Publikum ab und an ein komatöses Kichern. Und Moderator Jon Flemming Olsen (Ex-„Dittsche“) strengt sich sehr an, mit Überleitungen aus der Wortspielhölle von den Einschlaffragen abzulenken (Premierenfolge in der ZDF-Mediathek ansehen).
Das Schönste an dieser Sendung ist die Bierzapfanimation, mit der Einspielfilme losgehen. Der Rest lässt sich unbedenklich in den sowieso schon quizshowverstopften Ausguss entsorgen.
Soviel für diese Woche.
Screenshots: RTL, Das Erste, ZDFneo, WDR
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Wieso "Ex-Ditsche"?...
Wieso „Ex-Ditsche“?
@Robert: Macht er das noch?...
@Robert: Macht er das noch? Ich kann’s nicht ansehen, ich langweile mich dann zu Tode.
also mit Olli wäre das Quiz...
also mit Olli wäre das Quiz unterhaltsamer gewesen… Wieso senden die die Lichtprobe *duck*
Ja, er machts noch. "Dittsche"...
Ja, er machts noch. „Dittsche“ läuft wieder abn November.
"Dittsche" ist schon seit...
„Dittsche“ ist schon seit Jahren genauso flach, formelhaft und unlustig wie die Privatsender-Comedy. Die einzig ernstzunehmende Wochenrückblicks-Satire ist und bleibt Extra 3, wenn auch seit dem Abgang von Tobi Schlegel leider auch mit abnehmender Tendenz, aber immer noch deutlich vor der Konkurrenz.
dabei sehr interressant zu...
dabei sehr interressant zu sehen, wie Rach seine „Individualdeals“ psychologisch geschickt einfädelt. Er nimmt meistens die Hand des Bewerbers und lässt diese einfach nicht los, um den anderen emotional zu erreichen.
Vielleicht können sie ja mal...
Vielleicht können sie ja mal auf das“Vorzelt zu Hölle“ bei Servus TV eingehen( immer sonntags), hat mir gut gefallen Comedy mit Zeichentrick und nostalgischen Super 8 Filmem.