In der Nacht zum Montag wird in Deutschland die analoge Satellitenübertragung beendet, und seit Monaten überschlagen sich die Sender mit Informationskampagnen dazu.
(Nochmal in Kurzform: Wer bisher einen analogen Receiver unter der Glotze stehen hat, muss sich sehr bald mal einen digitalen kaufen.)
Für alle, die gar keine Lust haben, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, sind in deutschen Innenstädten kleine gelbe Fallen aufgestellt worden. Die Fallen heißen: Kabel-Deutschland-Shops. Und wer nicht aufpasst und reinläuft, kommt mit einem völlig überflüssigen Vertrag wieder raus.
Vor den Shops stehen pechschwarze Warnschilder, die einen riesigen Flachbildschirm zeigen, der bloß Schneekrisel empfängt. Mittendrin steht: „Am 30.04.2012 wird das analoge Sat-TV abgeschaltet!“ Das Datum und „abgeschaltet!“ sind in ein blutiges Rot getunkt. Darunter ist eine rot durchgestrichene Satellitenschüssel zu sehen. Kabel Deutschland rät: „Anschluss mit Zukunft: Kabelfernsehen!“ Na, dann testen wir doch mal, wie gut die angebotene Beratung im Laden klappt. (Alle Zitate aus dem Gedächtnisprotokoll.)
„Guten Tag. Nächste Woche wird doch das Satellitenfernsehen abgeschaltet. Was muss ich da machen?“
Die Märchenstunde kann losgehen.
„Sie müssen zu uns kommen, sozusagen“, sagt der freundliche Berater, der blitzschnell erkannt hat, dass der Kunde vor ihm von Technik nicht viel versteht. „Ansonsten werden Sie ohne Fernsehen bleiben. Das ist das Schlimme. Das wird abgeschaltet vom Staat. Aber wir können einfach einen Vertrag machen. Die Verträge fangen schon ab 2,90 Euro an zum Glück.“
„Bisher hab ich doch gar nichts bezahlt.“
„Weil es ja Satellit war. Das zahlt man auch nichts. Aber das wird ja jetzt abgeschaltet. Ich weiß nicht wieso, vielleicht will der Staat Geld verdienen. Analog wird auf jeden Fall abgeschaltet. Das Digitalzeitalter ist da, kennen wir ja. Und dann müssten Sie halt einen Kabelanschluss beantragen.“
Das ist natürlich Quatsch. Der einzige Grund, wegen der analogen Satellitenabschaltung einen Kabelanschluss zu beantragen, wäre das sehnsüchtige Verlangen, sich an ein Unternehmen zu fesseln, das mit Vorliebe undurchsichtige Tarifirrgärten pflanzt, Kunden an Hotlines regelmäßig falsch berät und sie so lange mit Werbung bombardiert, bis sie endlich auch einen Internetanschluss dazu kaufen.
Das Schlimmste wäre aber: Man müsste sein Fernsehen künftig über Kabel Deutschland empfangen.
Der Berater ist gerade in Fahrt: Eine Woche dauere es, bis der Anschluss da sei. „Aber ich weiß nicht, ob es ab 30.4. teurer wird. Weil: dadurch, dass abgeschaltet wird, und die Leute das nehmen müssen, werden die Preise denk ich mal steigen. Als darauf aufpassen! Also wenn, dann wirklich vor dem 30.4. abschließen.“
Eine Frage noch: Gibt es echt keine Alternative? Was ist denn dieses Fernsehen übers Internet – ist das nicht zu empfehlen?
„Eigentlich nicht. Da muss man eine extrem starke Internetleitung haben, und die hat keiner, sogar die Telekom. Da müssen Sie eine 100.000er-Leitung haben. Also machen Sie lieber einen vernünftigen Kabelanschluss.“
Wenn das so ist, unterschreib ich das natürlich. Gleich morgen. Eine Broschüre würde ich gerne noch mitnehmen, in der steht ja bestimmt alles drin. „Werden Sie sowieso nicht verstehen“, sagt der freundliche Verkäufer, gibt sie aber trotzdem raus. Und er hat Recht: Drin steht, dass die Verträge, die schon ab 2,90 Euro anfangen zum Glück, für mich „ab 18,90 Euro mtl.“ kosten. Versteh ich nicht. Auf die Rückseite ist die Adresse des Shops gedruckt, falls ich zwischendurch irgendwo mein Gehirn liegen lasse. „Jetzt hier beraten lassen und bares Geld sparen“, lautet der Hinweis darüber.
* * *
Aber kann das wirklich sein? Dass ohne Kabel Deutschland am Wochenende das deutsche Fernsehen untergeht? Zuhause hege ich Zweifel und ringe mich zu einem kurezn Anruf an der Kabel-Deutschland-Beratungshotline durch, nur zur Bestätigung. Die Frau ist schon genervt, als es um die Abschaltung geht, und hat eine wichtige Information: Wenn ich jetzt schon analog über Satellit fernsehe, brauche ich Kabel Deutschland gar nicht! Sie sagt: Ich brauche einfach gar nichts machen.
Dann ist ja alles gut. Und bald viel mehr Zeit zum Lesen.
Haben Sie ähnlich spannende Erfahrungen mit Kabel Deutschland gemacht? Dann ab damit in die Kommentare. (Bitte ohne Beschimpfungen.)
Foto: Fernsehblog
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@Flachberater
Was für einen...
@Flachberater
Was für einen Job suchen Sie? Hausverwaltung?
Zitat Gregor "seit Monaten...
Zitat Gregor „seit Monaten immer wieder Einblendungen geschaltet werden, in denen es sinngemäss heisst: ‚Wer das sieht, muss handeln‘.“
Sinngemäß denke ich das immer, wenn ich Tagesschau oder heute gucke. Da brauche ich nicht einmal eine Einblendung …
@Kabel Essen
Kundenberatung,...
@Kabel Essen
Kundenberatung, Verkauf, Hausverwaltung – ich bin für vieles geeignet und vielem gegenüber aufgeschlossen
info-erwuenscht@web.de
Fernsehblog goes...
Fernsehblog goes Supermarktblog?
Kabel Deutschland ist doch die Firma, für deren Werbebriefe schon halb Kanada abgeholzt wurde.
Immer wieder lustig: Seit Abmeldung aus dem Kabelsystem haben wir etwa alle 18 Monate Besuch von einem Monteur oder eine Ankündigung im Briefkasten, dass man „Mit Ende des Vertrages“ doch den Kabelzugang zum Haus abmontieren / verplomben wolle. Das passiert in schöner Regelmäßigkeit seit 2004 (kommt mir allerdings schon sehr viel länger vor).
Ich wusste nicht, dass Kabel...
Ich wusste nicht, dass Kabel Deutschland so unbeliebt ist.
Ich kannte vom Elternhaus nur T-Online und da erschien mir in der ersten eigenen Wohnung Kabel Deutschland wie ein Segen.
Kein obligatorischer Telefonanschluss und sieben Jahre Internet ohne eine Minute Downtime für 19,99 EUR. Also wenn man sich nicht übervorteilen lässt, ist der der Kabelanschluss eine tolle Sache! Zudem kann es mir egal sein, wenn draußen regnet oder schneit…
Das ist wieder einmal eine ...
Das ist wieder einmal eine der typischen Unverfrorenheit die sich Kabel Deutschland da leistet.
Und damit beginnt der Ärger und Frust mit diesem Kabelanbieter. Wir die von unseren Vermietern zwangsweise gezwungen werden über Kabel Deutschland Fernseh und Radioprogramme zu empfangen, müssen uns jetzt auch noch damit abfinden, dass uns von Kabel Deutschland die Einspeisung der neuen HD Programme der öffentlichen (10 weitere HD – Programme) komplett verweigert werden.
Es müsste politisch endlich durchgesetzt werden, dass jeder Mieter einer Wohnung auch rechtlich aussuchen kann, wie und von wem er seine Fernsehprogramme empfangen will.
Kabel Deutschland, ist das...
Kabel Deutschland, ist das nicht die Firma, die mir anlässlich eines Umzugs in einen Ort, an dem kein Kabel verfügbar war, nach der Ankündigung des Umzugs einfach mal 18 Monate Gebühren im voraus abgebucht hat, wohl wissend, dass sie die vereinbarte Leistung gar nicht erbringen konnte mangels Anschlussmöglichkeit?
Wie das weiter ging, möchte ich hier nicht ausbreiten, jedenfalls ist diese Firma für mich auf alle Zeiten gestorben und wenn ich ganz auf Fernsehen verzichten müsste.
@Kabelnutzer
Ich selbst...
@Kabelnutzer
Ich selbst verfüge neben einer Sat-Anlage über einen Kabelanschluss, sowie einer Internetverbindung via Kabelanschluss.
(Sat-Anlage weil ich nicht bereit bin für die Digitalkanäle der Privaten extra zu zahlen)
Auch einem Sat-Anlagen-Nutzer kann es egal sein, ob es regnet oder schneit, falls die Parabolantenne die entsprechende Größe aufweist.
So werden doch eine vielzahl Programme mit Parabolspiegeln eingefangen und in Kabelnetze eingespeist.
Anzahl der Rentner- Nachbarn,...
Anzahl der Rentner- Nachbarn, denen mein Vater erklären musste, dass sie jetzt KEINEN Kabelanschluss brauchen: 3. Anzahl der Haushalte in der Straße, wo meine Eltern wohnen: nicht viel mehr (15).
Meine Eltern haben rechtzeitig umgerüstet. Alles ganz easy, meine Eltern waren nur etwas überrascht von der neuen Sendervielfalt 😉
Die älteren Nachbarn hingegen waren überfordert und wurden dann von Kabelanbietern (welche, weiß ich nicht genau) falsch beraten. Gut, dass die Nachbarn so gerne quatschen, da haben sie nämlich meinem Vater von ihren Problemen berichtet, er hat sich kurz die Schüsseln angesehen und ihnen dann gesagt, was sie machen müssen.
Eine Schande, dass einige (oder ein) Kabelanbieter die Unwissenheit der Kunden ausnutzen für ihren Profit ausnutzen wollen.
Ich nehme mal an, dass dieser...
Ich nehme mal an, dass dieser Satz:
„Wenn ich jetzt schon analog über Satellit fernsehe, brauche ich Kabel Deutschland gar nicht!“
… falsch wiedergegeben wurde. Vermutlich erklärte die Dame: „Wenn Sie jetzt schon *digital* über Satellit fernsehen, brauchen Sie Kabel Deutschland gar nicht!“
Im Übrigen ist man als Kabelkunde auch bei KabelBW der Gelackmeierte: Keines der neuen öffentlich-rechtlichen HD-Angebote (seit 30.4.) wurde bisher ins digitale Kabel eingespeist, auf ARTE HD warte ich sogar schon seit Sommer 2008. Einzige Ausnahme: TeleColumbus.
Stattdessen läuft hinter den Kulissen schon seit Wochen eine eifrige Klopperei zwischen Kabelanbietern und Sendern um die Einspeiseentgelte ab 2013:
https://fastvoice.net/2012/01/20/kabel-tv-krieg-zu-lasten-der-kunden/
Die Motivation der Kabelnetzbetreiber, für ARD, ZDF und Co. noch irgend etwas jenseits der Pflichteinspeisungen zu tun, tendiert derzeit gegen Null. Opfer des gegenseitigen Hin- und Herschiebens diverser „schwarzer Peter“ sind die Kabelkunden.