Filmfestival

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Was sonst noch geschah: Notizen aus Cannes

Mister Redford

Robert Redford spielt in dem Ein-Mann-Film "All is Lost" herausragend. Dass der Rummel um ihn erstmal in Grenzen blieb, schien ihm recht zu sein.

Wenn Robert Redford in Cannes auftaucht, reißen sich die Presseleute nicht um die Plätze. Die Fans später? Mal sehen. Vielleicht hat es damit zu tun, dass der Film, in dem Redford spielt, nur außer Konkurrenz zu sehen war. Vielleicht damit, dass er 76 ist und keine Macht mehr hat im Filmgeschäft. Schon lange nicht mehr. Jedenfalls waren noch Stühle frei, als er kam, und müde wirkte und ernst. Vielleicht war ihm der bedämpfte Rummel ganz recht. Aber man meinte doch zu spüren, wie sich seine Muskeln anspannten, als der junge Produzent des Films (der „All is Lost“ heißt und toll ist) auf die Frage, wer für einen Ein-Personen-Film praktisch ohne Dialog über einen Mann in Seenot auch nur zwei Cents investieren würde, alle möglichen Argumente aufzählte, bis er in einer Art Nachklapp sagte: „Und als Bob dann die Rolle übernahm …“ Der entspannte sich sichtlich.

© dpaFilmgeschichte: Redford bei der Pressekonferenz von “All is Lost”

Für den Regisseur JC Chandor blieb Bob während der Pressekonferenz „Mister Redford“. Wen wir da vor uns hatten, daran erinnerte nicht nur immer wieder die Erwähnung von Sidney Pollacks „Jeremiah Johnson“, der vor mehr als vierzig Jahren hier im Wettbewerb war (allerdings leer ausging) und in dem Redford die Hauptrolle spielt. Sondern auch das Festivalplakat, das hinter dem Podium hängt. Es zeigt einen Kuss zwischen Paul Newman und seiner Frau Joanne Woodward, aber nicht der Kuss, sondern Newman ist natürlich die Verbindung: unvergessen für mindestens zwei Generationen ihr gemeinsamer Film „Butch Cassidy and the Sundance Kid“. Als dann eine Kollegin sich vorstellte, „soundso, von der Washington Post“, brach Gelächter aus. Immerhin an „All the President’s Men“ erinnern sich noch alle, die gekommen waren. Dabei ist der Film von 1976.

© dpaFür ihn immer noch Mr. Redford: Mit JC Chandor beim Fototermin im Freien

Wie lange das alles her ist, wurde klar, als JC Chandor meinte, Redford gehöre der Generation an, die nach dem Krieg geboren sei. Diese riesige Generation verlasse in den nächsten zehn, zwanzig Jahren die Welt, und seine Generation, eine sehr kleine, schaue dabei zu. Redford ist Jahrgang 1936. Dass diese Jahre einen entscheidenden Unterschied machen, kann sich Chandor offenbar gar nicht mehr vorstellen. Wann war nochmal der Krieg?

Chandor ist übrigens der erste Regisseur unter all denen, die Redford in den letzten dreißig Jahren auf seinem Sundance Film Festival gefördert hat, der ihm eine Rolle angebot. Wir hätten in “All is Lost” keinen anderen sehen wollen.

© AFPMit seiner Frau Sibylle Szaggar nach der Vorführung von “All is Lost”