Filmfestival

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Was sonst noch geschah: Notizen aus Cannes

Bringen Sie sich in Sicherheit!

Nicht alle neuen Filmideen sind so gut wie „American Hangman“. Selbst über das verschwundene Flugzeug der Malaysia Airlines ist bereits ein Film angekündigt.

© picture-alliance / Mary Evans Picture LibraryEiner der unterschätzten Darsteller des amerikanischen Kinos: Brian Cox als Hannibal Lector

Verglichen mit Berlin ist Cannes ja ein Zwerg. Dort sind weit über vierhundert Filme im Angebot, hier sind es gerade mal 87. Immer noch zu viele, um auch nur den Großteil von ihnen in zwölf Tagen sehen zu können. Und doch ertappe ich mich dabei, dass ich nicht nur am Anfang, wenn die Neugierde noch unersättlich ist, sondern auch jetzt, in der Ermüdung beim Einlauf in die zweite Festivalhälfte, nach Filmen schiele, die noch gar nicht da sind. Als wäre das, was ich sehen könnte, wenn ich gar nicht mehr schlafe oder esse oder schreibe, nicht immer noch mehr als genug. Aber diese Filme, von denen ich inzwischen träume, weil sich mit drastischen Bildern in den Magazinen schon mal auf sich aufmerksam machen, entstehen im Kopf und treiben sich da eine Weile herum, bis sie sich langsam wieder davonschleichen.

Ich meine jetzt nicht „Die Tribute von Panem – Mockingsjay Teil 1“, die mit riesigen bewegten Feuerbällen am Eingang eines der Luxushotels hier beworben werden, in dem ich mir jeden Morgen vor der ersten Vorstellung, also gegen kurz nach acht, die aktuellen Zeitungen abhole. Aber es soll einen neuen Film mit Brian Cox geben, den ich für einen der unterschätzten Darsteller des amerikanischen Kinos halte, seit er in „Red Dragon“ den Hannibal Lector spielte, eine Rolle, für die in einer weniger subtilen Interpretation Anthony Hopkins dann berühmt wurde. „American Hangman“ soll der Thriller heißen, den Cox gemeinsam mit Martin Freeman drehen wird, und seit ich das heute früh in einer dieser Zeitschriften las, kann ich es kaum erwarten, den Film zu sehen. Obwohl noch kein Meter gedreht ist und ich hier alle halbe Stunde einen anderen Film sehen könnte, den ich auch noch nicht kenne.

Gleich neben der Ankündigung von „American Hangman“ wurde verkündet, was ich auf keinen Fall sehen will: Ein Thriller über das Verschwinden des Malaysischen Flugzeugs MH370, von dem immer noch jede Spur fehlt. Der Regisseur heißt Rupesh Paul, und auf Youtube gibt es bereits einen Trailer zu sehen. Wahrlich ein Schnellschuss. Im Herbst schon soll das Werk in die Kinos kommen. Vor allem in Asien. „Es wird keine dämlichen Dinge wie Aliens geben“, wird der Regisseur zitiert, der damit seine Seriosität unter Beweis stellen will. Was mich sofort wünschen ließ, aus dem ungarischen Horrorfilm mit den 250 Hunden würden ein paar Rudel bei Rupesch Paul vorbeischauen, bevor die erste Klappe fällt.