
Es ist ganz lausig, aber die miesesten Filme im Wettbewerb in diesem Jahr waren bisher die von Maiwenn über ein très chic couple in Paris und wie es nicht voneinander lassen und nicht beisammen sein kann, und von Valérie Donzelli über ein historisch verbrieftes Bruderundschwesterpaar, das auch nicht voneinander lassen kann und später dafür geköpft wird. Machen die Festivalleute das mit Absicht? Um zu zeigen, jetzt laden sie schon zwei Französinnen in den Wettbewerb ein, aber die bringen es ja gar nicht? Und der Eröffnungsfilm mit Cathérine Deneuve als Jugendrichterin und einer wehenden französischen Fahne vor ihrem Büro, in dem sie zehn Jahre lang einen aussichtslosen Fall nicht aus dem Auge verliert, der war auch von einer Frau, Emmanuelle Bercot, der dritten Französin. Gibt es ein Muster hier? Und heißt das Muster: Frau, oder: Frankreich? Oder: Böse Absicht? Oder einfach: Dumm gelaufen?

Ich sollte nicht verschweigen, dass mir auch eine ganze Reihe anderer Filme im Wettbewerb in diesem Jahr bisher missfallen haben. Nanni Moretti mit seiner Muttergeschichte, die eigentlich eine Schwestergeschichte ist, und unter dem Gesichtspunkt „Frau“ ganz besonders ärgerlich, denn diese Schwester ist an allen Fronten überfordert, während Moretti selbst, wie immer eitel von sich als Regisseur in Szene gesetzt, die Lagen immer im Griff hat. Auch der andere Italiener, Paolo Sorrentino, hat mich sehr verärgert mit seinem Schmalz über zwei alte Männer und das Kino und die Frauen und wie alles weniger wird, die Zeit wie die Urinmenge pro Pinkeleinheit. Also sind es doch die Nationalitäten? Drei Französinnen, zweieinhalb Italiener (Matteo Garrones „Il raccoto die racconti“ fand ich halbwegs amüsant), was ist los mit Europa?
Das sind verwirrende Fragen angesichts so irrer Themen wie der Eskalation des Streits um die richtige Absatzhöhe zu Abendkleidern in den Galavorstellungen. Oder zur Frage, ob diese wahnsinnig bequemen neuen Sitze im großen Saal des Festivalpalasts nicht auch im Salle Debussy installiert werden könnten, dem zweitgrößten Saal nebenan. Noch liegen einige Tage vor uns, noch sind fünf Wettbewerbsfilme nicht gezeigt worden. Keiner mehr von einer Frau. Aber noch drei von Franzosen. Sie sind wirklich sehr mächtig in diesem Jahr.