
Wer will schon ein Star sein? Gut aussehen? Robert Pattinson jedenfalls nicht. Er war schon vor fünf Jahren mit David Cronenberg für “Cosmopolis” in Cannes. Dieses Jahr ist er mit dem bisher besten Film des Programms da, mit „Good Time“ der Brüder Josh und Benny Safdie. Die beiden konnten es beim Photocall offenbar gar nicht fassen, dass sie da vor rufenden Fotografen in der Sonne standen, nachdem sie in der erste Vorstellung kräftigen Applaus geerntet hatten. Sie alberten herum, fielen einander um den Hals und konnten kaum aufhören zu lachen, so glücklich, ungläubig auch kamen sie einem vor. Ich habe den Photocall, der so heißt, weil er nur für Fotografen abgehalten wird, vor einem der Monitore im Festivalpalast und ohne Ton gesehen, aber selbst da verströmten die beiden eine Energie und eine Lust am Filmemachen mit allem, was dazu gehört (eben auch dieses Festival, wenn alles gut geht), dass es eine Freude war. Und noch einer war dabei, etwas gesetzter, nicht ganz so albern und aufgeregt, denn er kannte das alles ja schon. Robert Pattinson eben. Der Hauptdarsteller ihres Films. Ein Superstar, der, wie gesagt, keiner sein will.
Mit diesem Film hat es geklappt. In New York gedreht, ohne Genehmigungen, ohne Trailer, guerillaartig, und das mit einem der bekanntesten Gesichter Hollywoods. Doch Pattinson wurde tatsächlich nicht erkannt. Das Make-Up-Department hat gut gearbeitet, ein paar Narben, ein paar Tattoos und gelbe Haare beigefügt. Im Film dagegen ist Pattinson schon deutlich er, auch wenn er oft eine Kapuze trägt und sich einen Gang angewöhnt hat, der zur tiefsitzenden Jeans passt. Aber für die Passanten in New York war er offenbar nur einer mehr von denen, die eben so aussehen. Keiner, erzählte er in der Pressekonferenz, habe auch nur das Handy gezückt, um ihn zu fotografieren, von Paparazzi zu schweigen.

In einem Affentempo gedreht, undercover sozusagen, so sieht der Film aus, der hoffentlich auch nach Deutschland kommt. Ich vermute, er wird hier in Cannes etwas gewinnen. Vielleicht auch Pattinson. Er macht aus einer Figur, die eigentlich nur herumrast und den eigenen Bruder in einen großen Schlamassel bringt und in der zweiten Filmhälfte versucht, ihn da wieder rauszuholen, einen Charakter, der einen nervös macht und um den man sich ängstigt, je länger der Film dauert.
Robert Pattinson erzählte übrigens, er sei ein Angsthase. Er bleibe auch als Fußgänger vor jeder roten Ampel stehen, und der ganze Dreh in New York sei eine Mutprobe für ihn gewesen. Für die Brüder Safdie vermutlich auch. Nun sind sie hier und werden von Menschen gefeiert, die dazu einen Anzug anziehen.