Wenn es gerecht zuginge, wäre der große Gewinner dieses seltsam ungleichmäßigen, teilweise sehr schlechten Festivals mit einigen tollen Filmen Lee Chang-Dong und sein alle überragender Film „Burning“ nach einer Kurzgeschichte von Murakami. Er steht weit oben auf meiner Favoritenliste wie auch auf der sehr vieler Kollegen. Die Punktetabelle eines Branchenblatts hat er fast gesprengt, so viele Sternchen wurden da vergeben.

Das heißt für die Entscheidung der Jury gar nichts. Viele Schauspieler in einer Jury wie hier machen die Sache vollends unberechenbar. Trotzdem habe ich letzte Nacht meine Palmen-Wunschliste zusammengeträumt, nicht zu verwechseln mit einer Prognose, die in diesem Jahr unmöglich zu treffen ist:
Goldene Palme – „Burning“, was sonst
Großer Preis der Jury – „Shoplifters“ von Hirokazu Koreeda
Beste Darstellerin – Zhao Tao. in „Ash Is Purest White“ von Jia Zhangke
Bester Darsteller – Jafar Panahi in seinem „3 Faces“ (das wäre was!)
Beste Regie – Jean-Luc Godard für „Le Livre d`Image“
Bestes Drehbuch – „Leto“ von Kirill Serebrennikow
Spezialpreis der Jury – „BlackkKlansman“ von Spike Lee





Wahrscheinlich kommt es anders. Heute Abend wird es verkündet, mit großem Tamtam auf und hinter dem roten Teppich. Noch einmal große Garderobe, noch einmal kein Selfie. Die Journalisten sitzen gemütlich nebenan und rufen ihre Favoriten in den Raum, stöhnen oder springen begeistert auf und klatschen. Es ist der einzige Abend, an dem es ein bisschen zugeht wie im Fußballstadion. Immer ist irgendwer sehr enttäuscht. Kommentar folgt.