
Im Jahr 2026 beginnt die Besiedelung des Mars. Jedenfalls, wenn es nach den ambitionierten Plänen der privaten holländischen Organisation MarsOne geht, für die alles bloß eine Frage der Finanzierung ist. Diese soll über Sponsoring, Crowdfunding und TV-Übertragungsrechte gesichert werden. Zweihunderttausend Freiwillige haben sich angeblich bereits um einen der begehrten Plätze beworben. Ganz abgesehen davon, dass für den Flug zum Mars nur One Way Tickets erhältlich sind, die Reisenden dort also definitiv ihr Leben beenden werden, dürften sich die meisten von ihnen eher nicht gefragt haben, was man auf dem Mars eigentlich tagtäglich isst.
Spielen wir das Besiedlungsszenario also einmal durch: Auf dem Mars gibt es hohe UV-Strahlung, kaum Sonnenlicht, heftige Sandstürme und äußerst wenig Sauerstoff. Das Leben wird sich in künstlichen Lebenswelten abspielen, größtenteils unter der Erde, mit LED-Licht und unter Zugabe von Sauerstoff. Astronautennahrung, bislang bedeutete das Tubenessen und rehydriertes Trockenpulver. Nahrhaft ist das zweifellos, aber kann man sich hiervon tatsächlich lebenslang ernähren? Astronaut Chris Hadfield sieht das eher kritisch. Er sagt: „Du vermisst etwas wirklich Knackiges, etwas worauf du kräftig herumkauen kannst“. Jeder noch so eingefleischte Rohkostverweigerer dürfte sich früher oder später nach einer einfachen Möhre sehnen, oder von sehnsüchtigen Erinnerungen an einen Apfel gepeinigt werden. Rohkost von der Erde zum Mars zu transportieren, scheidet allerdings aufgrund der Transportkosten bis auf weiteres aus. Frisches Obst und Gemüse enthält vor allem Wasser und das sorgt für Gewicht. Jedes Kilo, das zum Mars transportiert werden muss, kostet einen Millionenbetrag. Frische Lebensmittel brauchen zudem ausreichend Kühlung. Allein das Equipment hierfür dürfte Tonnen wiegen. Was also tun?
Das deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt probt Pflanzenaufzucht unter kosmischen Bedingungen
“Wir streben an, 40 Prozent der Astronautennahrung für Langzeitexpeditionen vor Ort zu produzieren”, sagte Christoph Lasseur, Esa-Koordinator für biologische Lebenserhaltung bereits vor zehn Jahren in einem „Spiegel“-Interview. Seither hat sich enorm viel getan. Im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Bremen laufen beispielsweise derzeit Experimente zur Züchtung von Pflanzen unter LED-Licht. Die Pflanzen hängen dabei in der Luft und werden in zehnminütigem Abstand mit einer Nährstofflösung besprüht. Tatsächlich funktioniert das Pflanzenwachstum auf diese Weise sehr gut, sagt Daniel Schubert, Teamleiter der Forschungsgruppe für biogenerative Lebenserhaltungssysteme, im Gespräch mit dieser Zeitung. Seine Prognose: „Pflanzenwachstum unter LED-Licht ist der nächste große Trend der kommenden zwanzig Jahre“. Durch eine Variation der Wellenlänge lässt sich der Geschmack intensivieren und das Wachstum anregen. Zudem sind die Pflanzen keinen natürlichen Feinden ausgesetzt, sie brauchen weder gegen Bakterien noch gegen Pilze ankämpfen. Schubert spricht in dieser Hinsicht von einem „Pflanzenparadies“. EDEN nennt sich programmatisch auch das Projekt der Forschungsgruppe unter Schubert. Für die Aufzucht von Gurken, Salat, Tomaten und Erdbeeren, allesamt flüssigkeitsreiche Pflanzen mit einem kurzen Wachstumszyklus, sind spezielle Wachstumskammern notwendig. Technisch eine immense Herausforderung. Jede Pflanze hat ihre ganz eigenen Ansprüche an Wasser, Licht, Nährstoffe und Temperatur. Für ein künstliches, automatisiertes, geschlossenes Ökosystem, wie es auf dem Mars der Fall sein wird, werden allein unzählige Mess- und Kontrollsysteme erforderlich. Daher kommen fürs Erste nur „Pick and Eat- Früchte“ in Frage, Sorten die vor dem Verzehr keine weiteren Verarbeitungsprozesse beanspruchen. Grundnahrungsmittel müssen erst einmal von der Erde mitgebracht werden, in bewährter Pulverform.
Gärtnern für das Seelenheil

Frisches Essen hebt die Laune, das belegen zahlreiche Studien. Und laut Michelle Perchonock, Wissenschaftlerin der NASA „ist eine gesunde, glückliche Crew die Voraussetzung für das Gelingen der Mars Mission. Je länger die Mission dauert, desto wichtiger ist es, dass die Crew das Essen akzeptiert.“ Größte Herausforderung sei, Nahrung für zwei bis drei Jahre an Bord zu haben, die wenig Gewicht hat, bei Raumtemperatur gelagert werden kann, und eine Haltbarkeit von mehreren Jahren aufweist. Hinzu kommt, dass der Geschmacks- und Geruchssinn durch die fehlende Gravitation enorm beeinträchtigt ist: Essen unter Weltraumbedingungen schmeckt schlicht fad. Was sich dagegen tun lässt, erprobten sechs freiwillige Studienteilnehmer der Universität Hawaii im Jahr 2013 auf einem hawaiianischen Lavafeld. Abgeschirmt in einer Kapsel simulierten sie die Nahrungszubereitung unter Weltraumbedingungen. Aus haltbar gemachten Lebensmitteln wie getrockneten Pilzen, Zwiebeln und Sellerie, Kräutern, Wildreis, Quinoa, Fischpulver, Sojamehl, Trockeneiweiss und Algenextrakten bastelten sie nahrhafte Menüs. Nicht immer schmeckten diese auch. Die dringliche Empfehlung der Studienteilnehmer lautete daher: „Marsreisende sollten ausreichend Chilisauce im Gepäck haben!“ Das meistverzehrteste Essen war übrigens Spam, ein Fleischerzeugnis aus der Dose. Die Fleischwirtschaft auf dem Mars dürfte jedoch noch in ferner Zukunft liegen. Derzeit werden Alternativen erprobt, Mehlwürmer und Grillen beispielsweise. Die sind reich an Proteinen und getrocknet mindestens ein Jahr ohne Kühlung haltbar. Raumfahrttechnisch also eine gute Sache, wäre da nicht der verbreitete Ekel gegen Insekten, insbesondere, wenn sie verzehrt werden sollen. Selbst wer Grashüpfer niedlich findet, sieht in ihnen, soll er sie essen, eklige Monster. Eine Aversion gegen Insekten sollten zukünftige Marsbewohner jedenfalls nicht mitbringen. Neben den Gewächshäusern für frisches Gemüse ist nämlich auch die Aufzucht von Insekten geplant. Die produzieren wenig CO2, verbrauchen kaum Ressourcen und sind extrem nahrhaft. Auf Youtube gibt es auch schon die ersten Rezeptideen: Mehlwurm-Muffin mit Algen-Pudding!
Ob der Raumfahrer Alexander Gerst davon begeistert sein würde? Er jedenfalls sagte gegenüber dem SWR: „Zurück auf der Erde konnte ich vor allem die Natur so richtig genießen. Die Mission hat mir den Kopf zurechtgerückt, dass ich Dinge deutlicher wahrnehme, was mir vorher nicht so wichtig war – Bäume, Wald, Wasser. Alles ist so einmalig auf der Erde.“
Ackerbau ohne Acker, theoretisch ist das möglich
Für das Projekt EDEN gibt es schon Interessenten, abseits der Eroberung des Weltraums. In den Megastädten Shanghai, Beijing oder Singapur geht der Trend zum Gewächshochhaus. Von der Fischzucht im Keller bis zum Obst- und Gemüseanbau in den einzelnen Etagen. Daniel Schubert sieht darin eine äußerst effektive und platzsparende Lösung für die Lebensmittelproduktion. „Die Menschen kaufen im Erdgeschoss ein, während ihr Gemüse auf den Stockwerken über ihnen geerntet wird.“
Die Beschäftigung mit dem Agrarsystem Mars könnte somit mehr sein, als ein auf die Raumfahrt beschränktes Experiment – es kann uns wichtige Fragen beantworten, wie wir in Zukunft unsere Bedürfnisse auf Erden stillen werden. Nach seinen Hobbies befragt, sagte Schubert : „Ich habe einen Garten und züchte Blumen, das macht mir Spaß, erdet mich und verschafft mir einen guten Ausgleich.“ An dem Mars-Experiment möchte er lieber nicht teilnehmen. Und in 40-50 Jahren, in denen eine Besiedelung laut NASA und DLR realistisch ist, dürfte er zu alt dafür sein. Vielleicht ein Segen, vor allem wenn man dem Vergleich zwischen einem Gefängnis und einem Raumschiff Glauben schenkt, den Howard Levine, Wissenschaftler der NASA, kürzlich anstellte: „Es kann sehr hart sein im All, gefangen in einer kleinen Metallbox. Sich um Pflanzen zu kümmern, birgt einen täglich wiederkehrenden psychologischen Erholungseffekt. Gibt es doch den Astronauten eine kleine kostbare Erinnerung an die Erde.“
Dann bleibt man doch besser gleich zu Hause und bewirtschaftet in Ruhe seinen Garten.
Ja genau
schickt sie alle dorthin, diese verwöhnten Zivilisationsopfer, die es sich leisten können, im Gegensatz zu den Hungernden, ihr Essen noch auszuwählen
Nicht wer wenig hat, sondern wer viel wünscht, ist arm. Lucius Annaeus Seneca
Glück ist Selbstgenügsamkeit.
Aristoteles
Visionen und Leistungsträger bringen uns voran
Visionen und ihre Verfechter – die Leistungsträger einer Gesellschaft -bringen uns insgesamt voran. Kolumbus wurde verlacht, weil er Indien im Westen suchte. Und fand mehr, als er erwartet hatte. Albert Einstein verlachte man beinahe, weil er Zeit und Raum für geschwindigkeits- d.h. bezugssystemabhängig hielt. Die Teilchenbeschleunigerforschung am CERN brachte als “Nebenprodukt” das Internet hervor. Das ist das Wesen von Forschung im weiteren Sinne: man weiß eben nicht, was dabei herauskommt.
Zum Beispiel ganz neue Technologien, die den Hunger und das Elend auf de Erde bannen, wie etwa die Kunstdüngung im 19. Jahrhundert und die Gentechnologie (jawohl!) im 21. Jahrhundert: Resistente(re), ertragreichere, nahrhaftere Sorten, auch für Entwicklungsländer (Stichwort “Golden Rice”). Sofern das Elend nicht menschengemacht ist (Korruption, Diktatoren, Kriege und Vertreibungen, “Islamischer Staat” …).
Und gerade weil wir unseren eigenen Planeten in Gefahr bringen, ist es so wichtig, mit dem Mars ein “Backup-System” zu schaffen. Auf der Website der Deutschen Mars Gesellschaft wird das in Form eines herunterladbaren Techno-Romans schöne dargestellt.
Aber “Wer sich zu groß fühlt, um kleine Aufgaben zu erfüllen, ist zu klein, um mit großen Aufgaben betraut zu werden.” (J. Tati) : Also MUT !
Das EDEN-Projekt ist ja auch deshalb besonders spannend und zukunftsweisend, weil es die Lösung aktueller, drängender Probleme (Ernährung, Megastädte) vorantreibt. Gewächshochhäuser, die eine Versorgung mit frischen, gesunden Lebensmitteln fördern, wären eine großartige Sache!
Wem genug nicht reicht, dem reicht auch nicht mehr als genug.
Das Bezugssystem Mensch fordert die Sytembewegung-Geschwindigkeit “per pedes”, sonst wären uns vielleicht Sprungfedern oder Räder
gewachsen. Der Grund ist die Wahr(heit)nehmungsfähigkeit.
Von der Qualität der Wahrnehmung hängt die Qualität der
humanen Vernunftbildung ab. Von der Qualität der humanen Vernunftbildung hängt die Qualität der Freiheit ab.
Wohin uns alle Argumente des unbegrenzten Wohlstandwachstum,
der unbegrenzten Freiheit und alle anderen “höheren Ziele” gebracht
haben ist in gegenwärtigem und vergangenem Zeitgeschehen genau
zu erleben, wahr zu nehmen, bzw. nach zu lesen.
(Leben-)Geschwindigkeit, (Leben-)Beschleunigung…
Computer…Internet…Spiele…Mars…Cern…
Wahrnehmung…Wahrnehmungsfähigkeit…humane Vernunft…Freiheit…
die Qualität des humanen Vernunftreifemaßes entscheidet
über die Wertschätzung der Bescheidenheit aus humaner Einsicht
heraus. D.h. die Qualität der Freiheit ist in besonderem Maße abhängig
von einsichtiger, zwangloser Bescheidenheit. Je mehr Menschen,
desto mehr Bescheidenheit erforderlich, für gleiche Leben-Qualität.
Wir leben viel zu “schnell”, haben Bescheidenheitmangel weil
wir Wahrnehmungsmangel haben. Das “Geistauge” ist
überfordert und “sieht” verzerrt…ganz nach Einstein-Theorie.
Haben Sie darüber schon in der Tiefe, ausdrücklich nicht in der Höhe, nachgedacht, Herr Lindemann.
Humane Vernunftbildung und lebenslange humane Vernunft-Reife ist ein geistiges Tiefenergebnis das “geistige Höhenflüge” verhindert.
Die Qualität des humanen Sein liegt in der Tiefe des “Geist-Spiegel”,
des geistigen Spiegelns…nicht des geistigen Spielens…
s. Spielemessen…Unreife.
Wir haben auch das Recht und die Freiheit human bescheiden zu
leben…aber s. Einstein! Nur Mut zur Bescheidenheit:=)
Strebe behutsam danach, glücklich zu sein.
“per pedes”:=)
Was kostet ein Marsflug? Und wer zahlt das?
Hier wird munter herumspekuliert – aber ich möchte einfach mal wissen, was 1kg “Fracht” zum Mars kostet.
Was der Transport einer (lebenden) Person kostet?
Ich las, bereits bis zur ISS seien das 10.000Euro / Kilo!!
Und wer das bezahlt?
Selbst bei “one way” müssen das Milliarden sein.
Ich würde es ablehnen, angesichts des Geldmangels in unserem Land hier Staatsgeld einzusetzen.
Da reichen gute Sonden mit Meßgeräten.
Der Rest ist Hobby.
Da hätte ich sonst auch den einen oder anderen Wunsch…
Das zahlt nicht der Staat, sondern freiwillige, idealistische Unterstützer
Wer zahlt das? Das ist eine berechtigte Frage. Nicht zwangsweise alle Bürger (“der Staat”), sondern, die, es zahlen wollen: Direkt durch Spenden, oder indirekt z.B. durch Medienrechte. Die Kosten für eine Marsbasis liegen, laut Mars One, im selben Bereich wie die Olympischen Spiele (finanziert durch Medienrechte). Oder einzelne idealistische Großunternehmer übernehmen einen Teil der Kosten, wie etwa der Amazon-Gründer und Inhaber es schon jetzt im Bereich der erdnahen Weltraumfahrt tut.
Auch das ist Demokratie: Vereins- und Vereinigungsfreiheit.
Aber es ist mehr als Hobby: Es ist Forschung, Weiterentwicklung der Menschheit als ganzes. Das kommt uns allen zu Gute, mittelbar. Zum Beispiel durch Hochhaus-Gewächshäuser in Millionenstädten.
Man reist nicht zum Gärntern auf den Mars
Man reist nicht zum Gärtnern auf den Mars, sondern um einen Planeten unseres Sonnensystems zu erforschen – und eine dauerhafte Basis zu gründen. Und schließlich eine neue Welt für die Menschheit zu erschließen, Stichwort Marskolonisation, Terraforming … “Dann bleibt man doch besser gleich zu Hause und bewirtschaftet in Ruhe seinen Garten.” In der Antarktis oder auf U-Booten gibt es auch viele Annehmlichkeiten nicht, aber man verzichtet auf sie, wegen des höheren Zieles der Mission. Und weil man vielleicht auch auf dem Mars etwas anderes, besseres bekommt: Die Erde am nächtlichen Sternenhimmel zu sehen …
"Höhere Ziele"?...die Erde am nächtlichen Sternenhimmel sehen?
Es gibt keine großen Entdeckungen und Fortschritte, solange es noch ein unglückliches Kind auf Erden gibt.
Albert Einstein
Es gibt für alles Gründe und Gegengründe.
Auch für den Erhalt des Garten Eden Erde, oder die Zerstörung…
s.Weltgeschehen.
Und diese “Spezies”, die schon Probleme hat den fertigen Garten
Eden Erde zu “erhalten”, die möchte glaubhaft einen Garten Eden
bauen…auf dem Mars…oder sonstwo?
Noch “grün hinter den Ohren”, sage ich zu solchen Ideen.
Die Überschätzung dessen was wir meinen zu sein und zu brauchen,
führt uns zum Gegenteil von dem, was wir haben sollten, Vernunft.
Viele Menschen sind gut erzogen, um nicht mit vollem Mund zu sprechen, aber sie haben keine Bedenken, es mit leerem Kopf zu tun.
Orson Welles
Wer sich zu groß fühlt, um kleine Aufgaben zu erfüllen, ist zu klein, um mit großen Aufgaben betraut zu werden.
Jacques Tati
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
Albert Einstein
Wir unterschätzen das, was wir haben und überschätzen das, was wir sind.
Marie von Ebner-Eschenbach