
Es ist klar wie Kloßbrühe, dass Metaphern zwar schön sein können, häufig jedoch benutzt werden, wenn in Wahrheit um den heißen Brei herumgeredet werden soll. Natürlich: Wer es darauf anlegt, findet immer ein Haar in der Suppe – und kocht dann vor Wut, spielt die beleidigte Leberwurst: „Das ist doch alles Käse, kalter Kaffee, das macht den Kohl doch auch nicht fett. Wir lassen uns hier in die Pfanne hauen, während andere leben wie die Made im Speck. Abwarten und Tee trinken, das sagt sich so leicht. Es geht um die Wurst, es geht darum, den Leuten die Sache endlich mal schmackhaft zu machen. Die haben doch Tomaten auf den Augen, bei denen ist wohl Schmalhans Küchenmeister. Hört doch auf, denen ewig Honig ums Maul zu schmieren!“ Zugegeben, etwas stark komprimiert, sinnbefreit, und dennoch nur ein kleiner Ausschnitt aus der Vielzahl der Redensarten, die mit essen und trinken zu tun haben, gleichzeitig aber ein Eindruck dessen, wie vielschichtig die Redensarten sind – kein Vergleich zum schmalen Angebot aus der Welt des Fußballs.
Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen, daher Butter bei die Fische: Zunächst gilt es Metaphern von Vergleichen zu unterscheiden. Bei Metaphern handelt es sich gemäß Duden um sprachliche Ausdrücke, bei denen „ein Wort oder eine Wortgruppe aus seinem eigentlichen Bedeutungszusammenhang in einen anderen übertragen wird, ohne dass ein direkter Vergleich die Beziehung zwischen Bezeichnendem und Bezeichnetem verdeutlicht“. Es handelt sich um bildliche Übertragungen. Als Vergleich hingegen bezeichnet man „das direkte Gegenüberstellen zweier oder mehrerer Sachverhalte, Gegenstände oder sprachlicher Bilder, die zumindest eine Gemeinsamkeit haben. Vergleiche werden meist mit den Wörtern als und wie eingeleitet.“ (Quelle: Wortwuchs.net). So attraktiv gängige, sprichwörtliche Vergleiche und Metaphern dem Sprecher oder der Sprecherin erscheinen mögen – es ist mit ihnen doch immer so eine Sache, da beißt die Maus keinen Faden ab. Sie bergen immer auch die Gefahr einer Normierung von Sprache, einer Entpersonalisierung, einer Vorstufe zum Smiley; wer viel auf Metaphern und Redensarten rekurriert, beraubt sich selbst der kreativen Möglichkeiten von Sprache, ob absichtlich oder unabsichtlich.
Interessant ist allemal, über den Tellerrand hinauszuschauen und dem Ursprung der vielen Redensarten auf den Grund zu gehen, denn nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Man kann dies tun, indem man in dieses Internet guckt, von dem immer alle reden, oder aber in Lutz Röhrichs fünfbändiges „Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten“, das dieses Jahr ein Vierteljahrhundert alt wird, naturgemäß jedoch nicht veraltet, da es den Blick zurück auf den Ursprung der Redensarten richtet. Nicht immer leichte Kost, doch der Appetit kommt beim Essen: Über den oben erwähnten Küchenmeister Schmalhans steht dort beispielsweise: „Diese weit verbreitete Redensart wird entweder als Entschuldigung der Armut oder als Tadel des Geizes und der Ungastlichkeit gebraucht und ist bereits seit dem 17. Jh. bezeugt. Schmalhans als Personifizierung des Hungers ist zuerst 1663 literarisch belegt bei Schupp (Schriften 31). Man glaubte, vom Aussehen des Kochs auf die Qualität der Speisen schließen zu können und umgekehrt; bei einem wohlgenährten Küchenmeister erwartete man üppige Mahlzeiten; da, wo man nicht satt zu essen bekam, arbeitete vermutlich ein dünner Koch, ein „schmaler Hans“ in der Küche.“
Doch der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Nach einer Weile braucht er auch einen Drink. Das ist von Woody Allen. Über den steht bei Röhrich leider nichts.
Das Buch:
https://www.hanser-literaturverlage.de/buch/die-kunst-des-klugen-essens/978-3-446-44875-9/