Formfrei

Formfrei

An dieser Stelle bloggt Publizist und FAZ-Autor Thomas Strobl über die großen und kleinen Dinge des Lebens. Mal kurz und knapp. Mal mit vielen

Nur Verlierer, 1 Gewinner

| 14 Lesermeinungen

Glückwunsch an Kachelmann, Mitgefühl für die Frau - mehr kann man zu diesem Prozess kaum sagen. Verloren haben irgendwie alle.

Glückwunsch an Kachelmann, Mitgefühl für die Frau – mehr kann man zu diesem Prozess kaum sagen. Verloren haben irgendwie alle:

– Kachelmann, von dessen Schuld man nicht überzeugt ist, von seiner Unschuld aber auch nicht

– die Nebenklägerin, von deren Anschuldigung man nicht überzeugt ist, von einer absichtlichen Fehlbeschuldigung aber auch nicht; und die, falls tatsächlich vergewaltigt, nicht zu ihrem Recht kommt, sondern zusätzlich gedemütigt wurde

– das Gericht, das mit seinem Urteil die Grenzen seiner Möglichkeiten dokumentieren muss

– das Verfahren als solches, von dem man jetzt erst recht sagen wird, dass es gar nicht so weit kommen hätte dürfen

– die Staatsanwaltschaft, die gleich in zweifacher Hinsicht verliert, nämlich a) bezüglich der Gültigkeit der eigenen Hypothese und b) im Zweikampf mit Kachelmanns Rechtsanwalt

– zukünftige Vergewaltigungsopfer (und damit der Rechtsstaat), die es sich gut überlegen werden, ob sie sich so einen Prozess inkl. ein solches Ende wirklich antun wollen

– alle übrigen Beobachter, die daraus einmal mehr ersehen können, welche Unwägbarkeiten und Eigendynamiken sich entwickeln, sobald der Vergewaltigungsverdacht im Raum steht

– Beobachter vom Schlage einer Alice Schwarzer, die mit ihrer Semantik und Rhetorik während dieses Falls offengelegt haben, dass man sie in gesellschaftlichen Debatten eigentlich nicht für voll nehmen darf

Einen Gewinner gibt es, den wollen wir nicht unerwähnt lassen: Johann Schwenn. Er hat erfolgreich gekämpft, als Rambo des Rechts mit nicht immer schönen Mitteln, aber hey: Hier ging’s schließlich ums Ganze. Den Gewinner fragt man nicht, wie er gewonnen hat – das ist im Rechtsverfahren nicht anders als im Sport. Insofern wird das Beispiel vermutlich Schule machen, für Gerichtsbeobachter brechen unterhaltsame Zeiten an, vielleicht sollte die Justiz darüber nachdenken, zukünftig Eintrittskarten und Popcorn zu verkaufen.


14 Lesermeinungen

  1. FK sagt:

    Also ich hatte schon die ganze...
    Also ich hatte schon die ganze Zeit auf Kachelmanns unschuld getippt, jetzt ist er halt freigesprochen worden und gut ist.

  2. Avvocato sagt:

    " Verloren haben: zukünftige...
    “ Verloren haben: zukünftige Vergewaltigungsopfer „.
    .
    Das impliziert ja, dass es doch eine Vergewaltigung gab.
    Der Freispruch sagt aber das Gegenteil. Herr K hat die Zeugin n i c h t vergewaltigt.

  3. Bolevsky sagt:

    Nach meinem Dafürhalten geht...
    Nach meinem Dafürhalten geht es in dieser Angelegenheit nicht um Kachelmann oder sein vermeintliches Opfer und auch nicht um Frau Schwarzer oder das unappetitliche Vorgehen der Burda Medien.
    Was von dieser Sache hängenbleibt, ist, dass unser Justizsystem offenbar in hohem Maße disfunktional ist. Wer sich einen Terrier-Anwalt wie Schwenn oder eine kluge Rechtsanwältin wie Frau Combe nicht leisten kann, der hätte wahrscheinlich besser für eine nicht begangene Tat ein Geständnis unterschreiben sollen. Kafka läßt grüßen!
    Was passiert eigentlich mit den augenscheinlich völlig überforderten Richtern und den außer Rand und Band agierenden Staatsanwälten? Gibts da jetzt ein Disziplinarverfahren oder eine Strafversetzung? Oder können die sich lustig ihr nächstes Opfer suchen und so tun als wäre nix gewesen?

  4. @Avvocato: Das Urteil sagt,...
    @Avvocato: Das Urteil sagt, dass nicht genügend Beweise vorliegen, um mit Sicherheit festzustellen, dass Herr K die Zeugin vergewaltigt hat. Herr K ist freigesprochen aus Mangel an Beweisen und nicht, weil seine Unschuld bewiesen wurde.
    Dies entspricht – zu Recht – der grundlegenden Unschuldsvermutung bis zum eindeutigen Beweis des Gegenteils. Was tatsächlich passiert ist und wie dies vom wem wahrgenommen wurde – das wird nie geklärt werden (können).

  5. stroblt sagt:

    @Avvocato
    .
    Der Satz...

    @Avvocato
    .
    Der Satz impliziert mitnichten, dass es eine Vergewaltigung gab. Der Satz impliziert, dass zukünftige Vergewaltigungsopfer ihr Vertrauen verloren haben könnten, dass ihre (tatsächliche) Vergewaltigung vor Gericht rechtsfest festgestellt wird. Das ist völlig unabhängig davon, ob diese Frau jetzt tatsächlich von Kachelmann vergewaltigt wurde – was wir weiterhin nicht wissen.

  6. Avvocato sagt:

    @ Magdalena: Wo steht das in...
    @ Magdalena: Wo steht das in der StPO?
    Er ist freigesprochen, d.h. er hat die Tat nicht begangen.
    .
    @ Thomas Strobel: Das Urteil bedeutet auch, dass man vor Gericht auch geschützt ist vor unbewiesenen Anschuldigungen.
    .
    Es sei denn, man möchte den Grundsatz „in dubio pro reo“ nur dann gelten lassen, wenn es einem gefällt.
    .
    Dass Sie mich nicht falsch verstehen: Vergewaltigung ist eines der abscheulichsten Verbrechen und gehört auf das schärfste bestraft.

  7. stroblt sagt:

    ...
    @Avvocato
    .
    Ich habe in meinem Beitrag nichts anderes geschrieben. Gemäß der Funktionslogik des Rechtsystems ist Kachelmann unschuldig – das ist der Output des Verfahrens, den das Rechstsystem an die anderen Funktionssysteme (Wirtschaft, Politik, Medien, Öffentliche Meinung) bzw die Gesellschaft als Ganzes übergibt. Die werden diesen Output als Input verarbeiten, aber nicht gemäß den Programmen des Rechtsystems, sondern ihren jeweils eigenen. Im Klartext: Kachelmann wird rechtlich zwar als „unschuldig“ gelten, aber in so und so vielen Zusammenhängen außerhalb des Rechtsystems wird das keine große Rolle spielen: er wird wirtschaftliche Einbußen haben, man wird ihn vermutlich nicht mehr auf einem der Hauptfernsehkanäle sehen und um ein politisches Amt braucht er sich wohl eher auch nicht zu bewerben. Ein „Freispruch 2. Klasse“ gibt eben nicht mehr her, als das: der Knast bleibt ihm erspart, alles andere nicht. Darum zähle ich ihn ja auch zu den Verliereren: Denn hat er die Tat nicht begangen, dann erfährt er alles bisherige und noch kommende ohne eigenes Verschulden. Und das kann man ja nicht wirklich gut finden.

  8. Devin08 sagt:

    Der Auftritt soll ihr nicht...
    Der Auftritt soll ihr nicht geschenkt werden
    .
    Ein Beitrag zum Thema, den die FAZ-Redaktion ums Verrecken nicht senden will. Ich stelle ihn daher dem werten Publikum vor. Ich hoffe natürlich, dass vor allem Frau Schwarzer ihn irgendwie zu lesen bekommt. Nicht weil ich denke, dass sie das beeindruckt. Dennoch soll ihr dieser Auftritt nicht gänzlich geschenkt werden.
    Im Original (https://blog.herold-binsack.eu/?p=1646) habe ich ihn in 2. Teilen gepostet
    Das dürfte wohl Ihr wahrer Verdienst sein, Frau Schwarzer
    .
    „Die Nebenklägerin habe „sehr ü b e r z e u g e n d dargelegt, dass sie v i e l l e i c h t die Wahrheit gesagt habe“. Welch fauler Rückzieher, und somit nachträglicher Übergriff in Bezug a u c h auf die Person Kachelmanns – https://blog.herold-binsack.eu/?p=1267. Das ist umso schlimmer zu bewerten, als dieser Prozess, und dabei insbesondere Ihr Auftritt, eine unbeschreibliche Groteske darstellte, welche Sie gerne als „Geschlechterkrieg“ auf Ihrer Bühne gehabt haben möchten. Ja, der Geschlechterkrieg, der ist objektiv vorhanden und auch immer noch begründet. Das Patriarchat mag Kreide gefressen (oder gewisse Feministinnen für guten Lohn engagiert) haben, es zeigt sich dennoch – und eben gerade nicht an den vorgeblich wenigen weiblichen Führungsposten in Wirtschaft und Politik -, und zwar nachwievor bei der Lohnarbeit. Aber das was Sie hier vorgeführt haben, das war wohl eher der schlechte Krieg von schlechten Personen. Ein Missbrauch zumal auch und gerade des weiblichen Geschlechts. Und wofür? Wohl nicht nur für Ihren Lohn, den Sie bei der BILD abkassieren dürfen (sind sie eigentlich erfolgsbeteiligt, ergo: nunmehr misserfolgsgeschädigt) – auch dies ein gnadenloser Abstieg in Bezug auf Ihre Person -, und wohl auch nicht nur für die fette Apanage, man könnte sie auch Silberlinge nennen, die die Hauptzeugin von der Bunte/Burda kassiert haben soll.
    .
    Und warum ausgerechnet „Bunte/„Burda“?, diese Frage stelle ich mir immer wieder, und da will mir nur eine mögliche Antwort kommen: Schmidt-Eenboom/Undercover/S.80/130, worin die „BND-IMs“ beim Verleger Burda (Bunte/Münchner Merkur…) namentlich benannt werden – wessen dreckiges Spiel spielen Sie hier eigentlich, Frau Schwarzer?) Nein, dieses Spektakel hat die Frauenfrage, zumindest in deren ursprünglich mal revolutionären Bedeutung (https://blog.herold-binsack.eu/?p=1595), wohl endgültig desavouiert. Man/Frau wird sich bei Ihnen diesbezüglich noch bedanken. Und das dürfte wohl Ihr wahrer Verdienst sein, Frau Schwarzer. Darauf können Sie stolz sein. Weder Frau Springer noch die Familie Burda können Ihnen diesen jemals in Gold aufwiegen. Oder reicht ihnen schon eine eigene Kolumne bei Bild? Vielleicht unter dem Titel: Wie sexy kann der (heutige – https://blog.herold-binsack.eu/?p=1410) Feminismus sein? Keine Sorge, damit sind nicht Sie gemeint. Man wird wohl irgendein Nacktfoto einer aktuellen Schönen finden, und darunter hängen.

  9. fionn sagt:

    Ein historischer Tag heute -...
    Ein historischer Tag heute – zwei Deutschschweizer sorgen für Schlagzeilen.

  10. zdago sagt:

    @Nur Verlierer, 1...
    @Nur Verlierer, 1 Gewinner
    nicht unbedingt!
    Kachelmann hatte sich weit aus dem Fenster gelehnt bei Chem-trails, Wettermanipulation und den öffentlich-rechtlichen Wetter- und Klima-Auguren.
    Ich denke, sein Verschwinden aus der Szene hat eine Menge Gewinner hinterlassen – u.a. bei der Klima-Sekte u.a.
    mfg zdago

Hinterlasse eine Lesermeinung