Für die Fans der Marktwirtschaft muss es ein Schlag ins Gesicht sein: Was die kapitalistische Welt in ihrem Innersten zusammenhält, hat mit Adam Smith, Arbeitsteilung und effizienten Märkten nur noch am Rande zu tun; vielmehr sind es zwei Akteure, denen der Kapitalismus (noch) seinen Fortbestand verdankt: der Staat und die Chinesen.
Die Chinesen, das letzte verbliebene kommunistische Großregime – ohne sie wäre marktwirtschaftstechnisch längst Schicht im Schacht. Kein Wunder daher, dass staatsschuldengeplagte, europäische Politiker dankbar den Hörer abnehmen, wenn der Große Vorsitzende anruft um mal zu fragen: „Wieviele Milliarden braucht ihr denn?“ Und irgendwie ist das auch logisch, dass ausgerechnet die Chinesen zur Rettung der Welt eilen müssen; denn wenn der Modus Operandi im Westen seit Jahrzehnten schon darauf fußt, dass staatliche Wirtschaftspolitik die Märkte außer Kraft setzt, wo sie nur kann, den Armen dieses verspricht und den Reichen jenes, sich einen Teufel um die gnadenlose Differenz zwischen beidem scherend, dann ist es kein Wunder, dass die Ultima Ratio nur in dem Land zu suchen sein kann, das sich Marktwirtschaft und Demokratie noch nie auf die Fahnen geschrieben hat. Und wenn doch, dann nur in kontrollierten, wohldosierten Dosen. So betrachtet ist China das gelobte Land des Staatskapitalismus, bei dem zunehmend staatskapitalistisch organisierte westliche Industriestaaten ihr Heil suchen, allen voran die USA. Denn nicht immer kommt der Segen per Presseerklärung des chinesischen Premiers, in der Regel wird er diskret per milliardenschwerer Kauforder auf den internationalen Bondmärkten erteilt. Und das machen die Chinesen zumindest mit Blick auf die USA ja schon seit Jahren, was im Umkehrschluss bedeutet, dass in Amiland die Lichter längst ausgegangen wären, wenn die Chinesen nicht großzügig ihre Dollarguthaben bei ihnen recycelten.
Das gleiche Spiel nun also auch in Europa? Selbstverständlich! Da mögen ordnungspolitisch Aufgeregte und geostrategisch Empörte noch so sehr aufjaulen, in der Not frisst der Teufel bekanntlich nicht nur Fliegen, sondern nimmt auch den Check von den Chinesen. Die Afrikaner machten es vor, und wenn sich die europäischen Regierungen in den Status von Dritte-Welt-Ländern herabwirtschaften, was spräche dann dagegen, dass man dem Beispiel folgt? The Show must go on, und der Grund, warum sich zwischen Helsinki und Madrid derzeit alle so aufmerksam den Vorgängen in Griechenland widmen, ist doch auch nur der, dass sie bestimmt nicht wollen, dass es bei ihnen zuhause ähnlich zugeht. Natürlich, natürlich: Sooo platt, dass die Chinesen da mal anrufen und dann das Geld rüberwachsen lassen, wird man es nicht machen; da sei die politische Optik vor. Nein: Auf supra-nationaler Ebene findet sich bestimmt irgendein Vehikel, das man für den guten Zweck umwidmen kann. Auf dass der größte aller historischen Treppenwitze für das breite Publikum verschleiert bleibt: dass der Lebensstil des Westens (as we know it) am seidenen Faden hängt, der zwischen den Fingern chinesischer KP-Funktionäre gerubbelt wird. Ist das nicht herrlich?
Soll aber niemand sagen, dass die Entwicklung unvorhersehbar oder gar „unnatürlich“ sei (in der liberalen Marktwirtschaft ist ja alles „natürlich“, wie wir spätestens seit Adam Smith wissen). Der Staat stand vor ein paar hundert Jahren bereits an der Wiege des Kapitalismus, warum sollte er dann nicht auch an sein Totenbett eilen und ihm Wiederbelebungsversuche angedeien lassen? Schließlich hängt für ihn eine Menge davon ab, die eigene Existenz, wenn man so will, egal ob als Demokratie oder als Diktatur. Schlagen wir nach beim seligen Fernand Braudel, noch immer der einsame und unerreichte Biograph des Kapitalismus:
„Der Kapitalismus triumphierte nur dann, wenn er mit dem Staat identifiziert wurde, wenn er der Staat war.“
Genau. Und daher werden wir uns noch wundern, wozu die Politiker aller Herren Länder fähig sind, damit sich das Rad noch ein paar Runden weiterdrehen möge…
@diktionaftis
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Genaugenommen...
@diktionaftis
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Genaugenommen ist es mit dem Vertrauen schon zu spät, wenn es „ums liebe Geld geht“; denn da ist der Kredit vergeben, sind die Schulden in der Welt. Vertrauen findet eine logische Sekunde früher statt, als das Geld ensteht.
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Daher kann man sich auch mit seinem Geld nirgendwo „verstecken“, wenn das Vertrauen verloren gegangen ist. Man ist auf Gedeih und Verderb an das Schicksal des Schuldners gekettet – geht der unter, dann ist auch unser schönes Geld futsch.
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Die Deutschen werden im weiteren Verlauf dieser Krise noch eine Menge zu lernen haben, that’s for sure…
...und dafür musste WGX...
…und dafür musste WGX störben, damit wir uns jetzt hier in der FAZ-Suppenküche anstellen müssen?
Der Meteorit schlug ein. Die...
Der Meteorit schlug ein. Die Dinosaurier verstarben. Alles Leben war vernichtet.
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Oder so…
@keiner
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Nein. WGN musste...
@keiner
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Nein. WGN musste sterben, weil es zu Lebzeiten bereits tot war.
Ja, ja, ja, aber den großen...
Ja, ja, ja, aber den großen Knall hättest du noch mitnehmen können und danach wird’s wieder spannende.
Aber jetzt immer beim prolongieren des Elends daneben stehen und zuschauen, wie der Patient mit Amputationen und Transplantationen gesund gequält werden soll ist nicht schön, ich versteh’s ja. Insofern: Weiter machen!
Bilanzierungs"anpassungen" als...
Bilanzierungs“anpassungen“ als Befreiungsschlag für die Zombiebanken:
https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/eine-frau-passt-bei-der-bafin-auf/4609272.html
Das passt in’s Bild, so wie die Sanierungssteuer, die durch die Presse wabert….
Demnächst dann Verhütungssteuer, Vergnügungsverhinderungssteuer und Griechenlandurlaubs-Verweigerungs-Zuschlag auf die EkSt, sagen wir 3%?
"Das letzte verbliebene...
„Das letzte verbliebene kommunistische Großregime“?
In China?
Das einzig kommunistische hier ist das diktatorische Getue.
Naja, gut, es mag noch einige Kommis in der Partei geben, aber deren Einfluss scheint sich auf gelegentliche Worthülsen zu beschränken. In China geht es „kapitalistischer“ zu als im Westen.
"Le moteur de la croissance...
„Le moteur de la croissance mondiale, le nouveau champion économique, c’est la Chine“ – Le Temps, Genf heute, article by Emmanuel Garessus on p.16.
I already knew about Zheng He, the Chinese admiral who sailed to Arabia and Africa in 1405 with an imperial fleet – the „dragons of the world’s oceans“… 60 junks, each 120m long. The 34 „channels“ in which they were built were discovered by archaeologists. Each expedition lasted two years. This was the subject of a documentary made in 2006 by Chen Qian and showed on Arte TV on 10.07.2009. At that time, 1405 A.D.America had not even been discovered!!
Garessus writes in the article in „Le Temps“ today that the the modern state was created in China in 221 B.C. (the Qin Dynasty). The article describes the Chinese economy today – it’s all so impressive.
@ T.S. Re Kollege Don auf...
@ T.S. Re Kollege Don auf rebellmarkt. Is he a pal of yours?
He looks quite cool.
P.S. Mein Garagist ist Italiener.
Re Kapitalismus. ...
Re Kapitalismus. Komischerweise – es sind die gierigen Amis die den Kapitalismus fast zum Erliegen gebracht haben.