Seit den späten Sechzigern widmet sich ein Teil der amerikanischen Kunstszene dem Entwurf und der Herstellung hochwertiger Plakate für ausgesuchte Konzerte und Bands aus dem Alternativ-Genre. Diese sogenannten „Gigposter“, zumeist mit psychedelisch-poppigen Motiven, waren weit davon entfernt, banale Ankündigungs- oder Werbemedien zu sein, sie wurden in limitierten Auflagen aufwendig hergestellt und entwickelten sich bald zur eigenständigen Kunstform, die ein kleines, sehr spezielles Publikum adressierte.
Einige dieser Werke, von Künstlern wie Stanley Mouse oder Victor Moscoso, gelten mittlerweile alsIkonen der Popkultur der 60er Jahre.
Mit dem Einzug der Digitalisierung in die Musikwelt und der damit einhergehenden Schrumpfung des Bedarfs für graphisches Artwork, erlebte die Gigposter-Szene in den 90ern ihr Revival und fand neue Fans in aller Welt. Künstler wie Derek Hess, dessen Drucke sich in der Sammlung des Pariser Louvre wiederfinden, hoben die Kunst auf ein neues Level und erweiterten ihr Repertoir.
Längst tauchen nicht mehr nur die üblichen Motive auf, die Gestaltung kennt keine Grenzen mehr. Fernab der musikindustriellen Marketingbotschaft und des platten Bandkommerzes steht hinter jedem Gigposter eine künstlerische Idee, die in aufwendiger Handarbeit mit großer Liebe zum Detail umgesetzt wird. Die in der Szene weitverbreitete Siebdrucktechnik erlaubt einerseits nur geringe Stückzahlen und bedingt andererseits kleinste Variationen von Druck zu Druck, was dazu führt, das kaum ein Plakat dem anderen gleicht und jedes einzelne damit zum Unikat wird. Entsprechend groß ist das Interesse einer weltweiten Sammlerszene.
Neben dem klassischen Entwerfen per Hand, Stift und Papier setzen moderne Gigposter-Artists zunehmend auch auf den Einsatz von Computern, etwa für die Kolorierung von Skizzen oder die Erzielung bestimmter visueller Effekte. Der aus San Franciso stammende John Howard versieht so seine von Hand erstellten Motive mit 3D-Effekten, in langen Arbeitssitzungen mühevollster Detailarbeit vor dem Bildschirm, die pro Motiv einen vollen Monat in Anspruch nehmen können.
Howard ist auch ein gutes Beispiel für die künstlerische Vielfalt, die in der heutigen Gigposterszene anzutreffen ist, denn während die Plakate traditionell um Einzelevents kreisen, Auftritten bestimmter Bands an einem bestimmten Ort zu einem bestimmten Zeitpunkt, wendet er sich zeit- und ortsungebundenen Themen zu und entwirft 3D-Mandalas mit Ethno-Motiven der amerikanischen Ureinwohner oder setzt den „Octopus Garden“ für das Hamburger Beatlemania-Museum in Szene.
Und manche Ideen kommen auch schlicht per Zufall: „Eines Tages besuchte mich der Schauspieler Val Kilmer und fragte, ob ich ihm für seine Ranch in New Mexico die 3D-Darstellung eines Buffalos anfertigen könnte. Das inspirierte mich zu meinem „Buffalo 3D-Print“, den ich in einer Auflage von 100 Stück herstellte“, erzählt er.
Während Howard und andere Gigposter-Künstler mit ihren Werken normalerweise nur auf den großen Konzertveranstaltungen der USA anzutreffen sind, zählt die Flatstock-Ausstellung zum festen Bestandteil des Hamburger Reeperbahnfestivals, dieses Jahr bereits zum sechsten Mal. Die Flatstock Europe gilt mittlerweile als das bedeutendste derartige Event in Europa.
(Text erschien in der Print-Ausgabe der FAZ am 25.09.2011. Foto Credits: 2,3,4,7,8 Anna Mutter; 1,5,6 John Howard)
Wow! Danke für das...
Wow! Danke für das „Näherbringen“, ich kannte das bisher nicht. Was es alles gibt!? Es ist immer wieder bezaubernd, wie kreativ wir Menschen sind, zu was Wir alles fähig sind, wenn Wir einmal ein Metier, eine neue Richtung, entdeckt haben! Auch wenn vieles beängstigend ist, was Wir uns und der Umwelt antun, ist mir nicht bang‘ um Unsere Zukunft. Bei der Schönheit, Vielfalt und Reife, die Wir auch zustande bringen.
Die Poster des spitzbärtigen...
Die Poster des spitzbärtigen Amis sind eindeutig die Besten; die anderen versuchen’s…
Irgendswie allet watt...
Irgendswie allet watt eskapistisch. Mit dem Wort kreativ kann viel zugedeckt werden. Wirkliche Könner zeichnen und entwerfen ohne die Kopie einer Kopie etc. zu benutzen. Alter „Agitp(r)opkram“, der da gezeigt wird…..
Vor ca. 10 Jahren habe ich...
Vor ca. 10 Jahren habe ich damit begonnen, Art Deco-Stil Posters ab Jahr 2000 zu sammeln. I wrote to BMW in Germany to ask for some posters for my collection and they sent me the ones below – no charge!! Wirklich nett!
3 BMW Posters –
1. das Sports Activity Vehicle BMW X5
2. das BMW 325xi
3. das BMW 330xi Limousine xDrive (Preis damals Fr 54 200)
Alle Posters (wahrscheinlich für den CH-Markt) in blau, weiss, schwarz, mit typischen CH-Winter Landschaften im Hintergrund with bobsleighs, chalets, animals. I only have a small collection of about 10 posters, but including 2 old SWISSAIR ones – before that company was grounded in 2001 and now its name is SWISS.
E schönen Abig mitenand!
fionn
Acht Posters habe ich von der...
Acht Posters habe ich von der Firma Passugger (CH-Mineralwasser) geschenkt bekommen – alle in grün, schwarz, rot & weiss im Art-Deco Stil und mit dem Titel „A Higher Glass“ (…damit wird „a higher class, better class of water“ gemeint).
Diese 21st century Art-Deco Stil Posters passen sehr gut in modernen Apartments imo. Das grösste Poster in meiner kleinen Sammlung misst 90 x 128cm – „Voir Les Alpes“ (rot, weiss, schwarz) als Pub für eine Exposition
(Muséé Gruérien in CH-Bulle im Jahr 2007). Und last but not least, zwei Posters aus Sankt Moritz (XV1 Internationales Pferderennen 1927).
Any chance to translate this...
Any chance to translate this page into English?
Thanks,
Justo (Victor’s son and official web rep)
https://www.victormoscoso.com/