Seit den späten Sechzigern widmet sich ein Teil der amerikanischen Kunstszene dem Entwurf und der Herstellung hochwertiger Plakate für ausgesuchte Konzerte und Bands aus dem Alternativ-Genre. Diese sogenannten „Gigposter", zumeist mit psychedelisch-poppigen Motiven, waren weit davon entfernt, banale Ankündigungs- oder Werbemedien zu sein, sie wurden in limitierten Auflagen aufwendig hergestellt und entwickelten sich bald zur eigenständigen Kunstform, die ein kleines, sehr spezielles Publikum adressierte. Weiterlesen
Thomas Strobl
Alle Artikel von: Thomas Strobl
Freibier kennt keine Konkurrenz – eine Replik auf Stefan Niggemeier
Ich gucke in meinen Google+ Stream und weiß, was läuft. Über eintausend News-Lieferanten in meinen „Kreisen" können nicht irren. Was wichtig ist, sehe ich immer wieder; es rollt nicht nur einmal über meinen Schirm, sondern zweimal, dreimal, zehnmal, zwei Dutzend Mal. Das Netz erzeugt seine eigene Resonanz. Das Netz sagt mir, was gerade passiert und was die Leute bewegt. Irgendwelche Leute. Leute, die ich in der Regel gar nicht kenne. Leute, die bestimmt alles sind, nur keine Journalisten. Auch keine „Autoritäten". Keine Quellen, auf die ich mich individuell verlassen wollte. Aber in ihrer Gesamtheit? Da liefern sie mir alles, was ich brauche: Meinung und Gegenmeinung, kurzen Kommentar und tiefschürfende Analyse, seriösen Unterton und zynischen Witz. Zu allem und jedem. Aus jeder erdenklichen Position. Mit Betrachtungen von Nah und von Fern. Beurteilungen aus inländischer und ausländischer Perspektive. Auf Nachricht folgt Nachricht. Auf Kommentar folgt Kommentar. Kompetente Kommentatoren trifft man immer wieder. Menschen, die eine Meinung haben und diese auch ausdrücken können, setzen sich durch. Vielleicht überzeugen sie damit sogar. Oder eben gerade nicht, was genauso wertvoll ist. Die „Hotspots" des Weltgeschehens lassen sich so leicht ausmachen. Dafür brauche ich keinen Fernseher und keine Zeitung. Alles kommt zu mir, auf meinen Schirm. Und das Beste? Es kommt absolut kostenlos! Weiterlesen
Die Illusion der Geldillusion
In der Serie „Wirtschaftsbücher" stellt die FAZ heute das neueste Werk der „Identity Economics" der Autoren Akerlof und Kranton vor. Darin geht es wohl einmal mehr gegen das neoklassische Postulat des „Homo oeconomicus", ein Thema, dessen sich George Akerlof schon in „Animal Spirits" gemeinsam mit Kollegen Robert Shiller angenommen hatte. Der Homo oeconomicus ist bekanntlich jenes kühl kalkulierende Fabelwesen, das über perfekte Information verfügt, außerhalb jeder Zeitdimension lebt und stets rational entscheidet. Der selige Friedrich A. Hayek zählte es bereits in seinen frühen Jahren zur „ökonomischen Folklore", eine Überzeugung, die zwischenzeitlich leider wieder verschütt ging. Implizit spukt der Homo oeconomicus noch immer durch die Modellwelten der Ökonomen, auch und vor allem deshalb, weil sie sich nur dank einer solchen Fiktion überhaupt modellieren lassen. Weiterlesen
Hochprozentiges schlürfen aus den Stöckelschuhen von Riesinnen
Hier ein kurzer Video-Eindruck vom gestrigen Auftritt Heinz Rudolf Kunzes anläßlich des Harbourfront-Literaturfestivals im Hamburger "Übel und Gefährlich". Der Meister verabschiedete sich musikalisch mit "Alaska Avenue": Weiterlesen
Gute und schlechte Ratschläge
In der FAZ steht es heute als Aufmacher des Finanzteils: Die Deutschen werden immer reicher. Nicht alle vielleicht, die durchschnittlichen 60.000 Euro Geldvermögen die da pro Mann und Maus genannt werden, mögen die individuelle Lebenswirklichkeit sogar dramatisch verzerren; aber in Summe ergibt das trotzdem schlanke 4.800.000.000.000, sprich: 4.800 Milliarden Euro. Eine Menge Holz, und wenn man dem die deutsche Staatsschuld gegenüberstellt, die wir gross modo mit 2.000 Milliarden Euro angeben können, dann erscheint es zumindest mir ziemlich offensichtlich, dass die Deutschen auf absehbare Zeit nicht in den Schuldenturm des Planeten Erde geworfen werden. Das heißt: womöglich doch, aber dafür müssten sie sich schon extrem blöd anstellen. Weiterlesen
Wer hält den Kapitalismus noch am Leben? Der Staat und die Chinesen!
Für die Fans der Marktwirtschaft muss es ein Schlag ins Gesicht sein: Was die kapitalistische Welt in ihrem Innersten zusammenhält, hat mit Adam Smith, Arbeitsteilung und effizienten Märkten nur noch am Rande zu tun; vielmehr sind es zwei Akteure, denen der Kapitalismus (noch) seinen Fortbestand verdankt: der Staat und die Chinesen. Die Chinesen, das letzte verbliebene kommunistische Großregime – ohne sie wäre marktwirtschaftstechnisch längst Schicht im Schacht. Kein Wunder daher, dass staatsschuldengeplagte, europäische Politiker dankbar den Hörer abnehmen, wenn der Große Vorsitzende anruft um mal zu fragen: "Wieviele Milliarden braucht ihr denn?" Weiterlesen
Jauch war fad, aber Klinsi war gut
Ich kann mich der Einschätzung von FAZ-Kritiker Michael Hanfeld nicht ganz anschließen: In der gestrigen Premiere von Günther Jauch als Talkshow-Host bei der ARD erschien mir Jürgen Klinsmann neben Jürgen Todenhöfer noch am erfrischendsten. Ansonsten fand ich die Sendung mau, mauer, am mauesten, die übrigen Gäste waren Langeweiler vor dem Herrn und das Konzept der Sendung … naja, dass man das nicht schon mal ähnlich gesehen hätte, kann man nicht gerade behaupten. Auch die optische Gestaltung des Studios ist eher kurios geraten, mich erinnerte es frappant an die "Donnerkuppel" aus der gleichnamigen Folge von "Mad Max", nur dass seinerzeit nicht der biedere Herr Jauch im dunklen Anzug den Zeremonienmeister gab sondern eine kesse Tinar Turner im knappen Röckchen. Weiterlesen
Spiel und Spass mit NLP
Seit Anfang des Monats besuche ich einen NLP-Kurs. NLP steht für "Neurolinguistische Programmierung", und je nachdem, wem man glaubt, führt NLP direkt zum persönlichen Erfolg, zu Scientology oder zur Weltherrschaft. Ich mag es bekanntlich ein wenig simpler, und für schlichte Gemüter wie mich ist NLP einfach nur ein weiterer Punkt auf dem Lehrplan, den ich im Laufe meines Lebens abarbeiten will. Es interessiert mich – einfach so. Ohne Ziel und ohne Hintergedanken, obwohl es bei NLP selbst darum durchaus geht, um das Setzen von Zielen nämlich. Aber nicht an dieser Stelle, für mich zumindest nicht; ich will es mir anhören, will mir meinen Teil dazu denken, und es dann als ein weiteres von vielen Werkzeugen nutzen, wo es passt. Und falls das nirgendwo der Fall sein sollte, dann hey: Ich habe meine Zeit schon mit wesentlich sinnloseren Beschäftigungen durchgebracht. Weiterlesen
Wo das alles hinführt, das ist die Frage. Aber nicht unsere…
Harald Schmidt in der FAZ mit einer sehr treffenden Bemerkung, die meiner Ansicht nach weit über die Liderlichkeiten des Showbizz hinausreicht: „Das ist die Grundhaltung: Toll! Schuldenschnitt? Warum nicht? Transferunion? Schön. Bundesliga. Im Zweifel wichtiger. Es ist auch alles gleich … Weiterlesen
Goldmund in der Odenwaldschule
Lese gerade zum x-ten Mal "Narziss und Goldmund", eines meiner Lieblingsbücher von Hermann Hesse. Und ich muss sagen, dass ich nach Odenwaldschule und diversen kirchlichen Missbrauchsskandalen die ersten 25 oder so Seiten anders aufnehme als früher. Nun ist natürlich in diesem Werk viel von "Liebe" unter Männern die Rede, in einem platonischen Sinn, keine Frage; aber die Grenze zum Homoerotischen scheint mir fließend. Und dann gibt's da natürlich auch noch Passagen wie die hier, in der Narziss den Finger in die Wunde legt: Weiterlesen
Man nehme: ein iPhone, eine Fliegenklatsche, einen Drahtkleiderbügel
Mann sitzt vor dem Computer, an einem frühen Freitagabend, und möchte eigentlich eine Rezension von Peter Handkes „Die Geschichte des Dragoljub Milanovic" verfassen. Er sitzt also so und schreibt vor sich hin, da kommt Frau ins Zimmer und sagt: „So, ich fahr dann mal los." Frau ist nämlich mit einer Freundin zum Essen verabredet. Vorher werde sie noch schnell den Einkauf aus dem Auto tragen, aber danach sei sie weg. „Ist gut", sagt Mann, Küsschen, „Sei vorsichtig!" und tschüss. Mann tippt weiter an seinem Peter Handke. Keine Minute vergeht, da hört Mann die Wohnungstür und seine Frau „Mein Autoschlüssel!" und denkt sich nichts, weil nicht das erste Mal, dass Frau rausgeht und neben Hirn auch ihre Schlüssel in der Wohnung zurücklässt. Aber dieses Mal ist es anders. Frau stürmt die Treppen rauf, keuchend: „Mein Autoschlüssel!". Jaja, denkt Mann, das wusste ich bereits. „Ich brauch den Ersatzschlüssel!" – „Wieso brauchst du den Ersatzschlüssel?" – „Weil ich den Autoschlüssel vergessen habe." – „Wo denn?" – „Im Auto!" Weiterlesen
Sinn und Tempo (Director’s Cut)
Was hätte Goethe wohl dazu gesagt? 95.000 Milliarden, auf diese imposante Zahl beläuft sich die aktuelle „Weltverschuldung“. Die Nachricht erreicht uns zu einer Zeit, in der die Erwähnung des Begriffs „Schulden“ in einem Satz mit einer unvorstellbaren, jegliche Alltagserfahrung sprengenden Größenangabe für Irritationen sorgt; und wird damit zur Schreckensnachricht. An den Schulden wird die Welt ersticken, das pfeifen die Spatzen bereits von den Dächern. Und dann gleich 95.000 Milliarden auf einen Schlag? Wahnsinn! Das kann man gar nicht mehr begreifen, da versagt doch jede Alltagserfahrung. Weiterlesen
Mein Kampf und Breiviks Manifest
Ich hatte ja in der Vergangenheit stets argumentiert, dass ich das Massaker von Utoya auch und insbesondere aus der Sicht des breivikschen Manifests als "sinnlos" erachte. Nun lese ich gerade eine Stelle in Reinhart Kosellecks "Zeitschichten", die mich noch einmal nachdenken lassen, ob diese meine These haltbar ist. Koselleck ist zwar 2006 gestorben und konnte daher nicht mehr Zeuge des Geschehens werden; aber was er über einen sehr prominenten Vorläufer schreibt, scheint mir analog durchaus anwendbar. Weiterlesen
Hilfe, die Welt geht unter!
Wir müssen uns auf das Schlimmste einstellen. Erste Vorboten des drohenden Absturzes lassen Fürchterliches erwarten. Weiterlesen
Thomas Mann und die "Freiheit" der Deutschen
Einige Leser wollten wissen, worauf sich im Gespräch mit Peer Steinbrück mein Verweis auf Thomas Mann bezog. Er stammt aus der berühmten Rede "Deutschland und die Deutschen", die Thomas Mann am 6. Juni 1945 anlässlich seines 70. Geburtstags in der Library of Congress in Washington hielt. Der Literat blieb seinem Heimatland ja trotz Nazis und US Emigration herzlich verbunden, trotz des "Unsäglichen, das dieses unglückselige Volk der Welt angetan hat." Und in diesem Sinne verfasste er auch besagte Rede. Weiterlesen