Place de la République

Place de la République

Chansons, Existentialismus, französische Malerei – alles vorbei? Ganz im Gegenteil. In New Yorker Klubs hört man Musik aus Paris, in China liest

Die Schönheit neben dem roten Teppich

| 1 Lesermeinung

Und nun zur Musik. Morgen werden in Paris wieder die „Victoires de la Musique" vergeben, der bekannteste Musikpreis des Landes. Es wird eine große Show...

Und nun zur Musik. Morgen werden in Paris wieder die „Victoires de la Musique“ vergeben, der bekannteste Musikpreis des Landes. Es wird eine große Show im Palais des Congrès von Paris geben, die Nominierten in den Kategorien „Bester männlicher Sänger“, „Bester weiblicher Sänger“, „Album des Jahres“ und so weiter werden winkend über den roten Teppich flanieren, und Volk darf das Ganze live im Fernsehen verfolgen. Viele Künstler, deren Namen man heute landläufig mit französischer Musik verbindet, haben diesen Preis schon bekommen: Johnny Hallyday, Francis Cabrel, Alain Bashung, Patrizia Kaas, Barbara, auch Carla Bruni. Wie immer bei derlei Veranstaltungen gibt es aber auch etliche Musiker und Bands, denen die Ehre einer Auszeichnung nicht zuteil wurde, die man aber trotzdem nicht verpassen sollte. Eine von ihnen ist „Tahiti 80″.

Ihr erstes Album „Twenty Minutes“ erschien 1995. In einigermaßen regelmäßigen Abständen sind seitdem sechs weitere Platten herausgekommen, vor kurzem erst das schöne „The Past, the Present and the Possible“. Was klingt wie eine Werkschau, wie ein Best-of-Album vor der Zeit soll wohl auch so verstanden werden. Noch nie zuvor haben sich die sechs jungen Männer um den Sänger Xavier Boyer jedenfalls so weit in neue musikalische Sphären hervorgewagt wie jetzt. Orientierten sich frühere Alben noch stark am Britpop ihrer großen Vorbilder Oasis, The Beach Boys oder auch den Beatles, zeigen sich „Tahiti 80″ nun noch weit mehr dem Elektropop zugetan. Das klingt zuweilen sehr harmonisch, wie in dem ersten Song „Defender“ oder dem folgenden „Darlin‘ (Adam & Eve Song)“. Genauso wie in ihrem letzten Album „Activity Center“ wagen sich „Tahiti 80″ aber von der Hälfte an aufs Experimentierfeld, und siehe da: Schon kommt dem Hörer der feine Pop von „Air“ und „Phoenix“ in den Sinn, was nicht nur an den englischen Texten und der weichen, hellen Stimme von Xavier Boyer liegt, sondern ebenso an dem überraschenden Reduktionismus des Titelsongs wie an der melodiösen Anmut von „Easy“.

Beides hat mit Frankreich tatsächlich nicht viel zu tun. Es ist zwar oft zu lesen, die Musik von „Tahiti 80″ erinnere an einen sommerlichen Rollerausflug an der Mittelmeerküste oder, auch sehr originell, an einen Tag am Strand von Biarritz. Aber das ist Unsinn. Diese Musik ist geographisch überhaupt nicht zu verorten, was der wahre Grund dafür sein mag, dass sie sich in den Vereinigten Staaten und vor allem in Japan größter Beliebtheit erfreut. Dort sitzen die größten Fans von „Tahiti 80″. Man darf davon ausgehen, dass sowohl die Amerikaner als auch die Japaner in diesem Fall wissen, was sie tun. Sie hören einfach schöne Musik.


1 Lesermeinung

  1. boueresmo sagt:

    Toll zu lesen, dass Tahiti 80...
    Toll zu lesen, dass Tahiti 80 einfach schöne Musik macho; habe sie 2001 in München erlebt und indeed in England heimisch geglaubt. Erst hier in Frankreich wurden sie mir dann von FIP oder Le mouv‘ als heimisches Gewächs wieder bekannt gemacht. Es gibt halt auch hier mehr als Johnny… Und Ende Mai dann ‚LE WEEKEND DES CURIOSITES‘ im BIKINI von Toulouse, mit eben Tahiti 80, Lilly Wood & The Prick, und vielen anderen zum neu entdecken. A voir…

Kommentare sind deaktiviert.