Haymat

Haymat

Mehr als zwei Millionen Menschen türkischer Abstammung leben in Deutschland. Was sie beschäftigt, wissen wir zu wenig. Ihre Referenzpunkte liegen

Türkischer Karneval

| 2 Lesermeinungen

In Köln hat sich der Erste Türkische Karnevalsverein Deutschlands gegründet. Gelungene Integration, sagen die einen. Andere sehen den deutschen Karneval in Gefahr.

In vielen Kölner Karnevalsvereinen sind schon lange muslimische Mitglieder aktiv. Jetzt hat eine Gruppe von türkischstämmigen Kölnern den ersten Türkischen Karnevalsverein Deutschlands (TKVD) gegründet. Der Verein hat bisher fünfunddreißig Teilnehmer, morgen soll das Ganze der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Der Ort der Pressekonferenz wird allerdings erst kurzfristig mitgeteilt werden, denn der Verein befürchtet Störungen vor allem von rechtsextremistischer Seite.

Leider nicht ohne Grund: Seitdem im Dezember die Pläne für den neuen Verein bekanntgegeben worden sind, wird der Verein in Internetforen und per E-Mail mit Beleidigungen bombardiert – wenn man im Internet das Stichwort „Türkischer Karnevalsverein“ eingibt, sträuben sich einem die Haare. Die rechtsradikale Wählervereinigung Pro Köln etwa sieht ein „Alkoholverbot bis Ende Februar“ und ein „Burka-Gebot für Karnevalistinnen“ heraufziehen. „Die kölschen Jecken, an der Spitz´ihr festordnendes Komitee von 1823 e.V. sind eingeladen, sich dem Islam und der Sharia als neuer Satzung zu unterwerfen“, heißt es auf der Internetseite von Politically Incorrect. 

Das Rumgeblöke speist sich aus der Tatsache, dass der Verein die muslimische Kultur in das Karnevalsgeschehen mit einfließen lassen möchte. Viele Türken, die ihre Liebe zum Karneval entdeckt hätten, fühlten sich aufgrund der kulturellen Differenzen ausgeschlossen, erklärte der Verein in einer Mitteilung. Für die orthodoxen Muslime, zu denen auch die TKVD-Mitglieder zählten, sei die Art und Weise, wie der Karneval in Köln zelebriert werde, mit Konflikten behaftet. „Die Freizügigkeit der Geschlechter und der übermäßige Alkoholkonsum sind für viele unserer Landsleute nicht mit ihrer religiösen und kulturellen Überzeugung zu vereinbaren“, sagte Davuz Yilmaz, der Vorsitzende des Vereins.

Einschüchtern lassen will sich der erste türkische Karnevalsverein aber nicht. „Wie genau unser Festwagen beim Karnevalszug aussehen wird, wissen wir zwar noch nicht genau, aber dabei sind wir auf jeden Fall“, sagte die Sprecherin, Katharina Starke. Zudem sind eigene Sitzungen, Straßenzüge und das klassische Karnevalstrio aus Prinz, Bauer und Jungfrau geplant.


2 Lesermeinungen

  1. Sylvander sagt:

    Als Nichtkarnevalist könnte...
    Als Nichtkarnevalist könnte es mir ja egal sein. Aber es fällt auf:
    Ein weiterer Mosaikstein türkischer Selbstsegregation in Deutschland. Und natürlich gleich verbunden mit überhblicher Kritik an dem deutschen Karneval: „zu freizügig“, „Alkohol“ ibäh!
    Wenn man Muslime kennt, weiß man, wieviel Verachtung unserer Kultur und deutscher Frauen sich hinter diesen Bemerkungen verbirgt.
    Ich finde es typisch wie die Autorin glaubt, eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der „Initiave Pro Köln “ dadurch erledigen zu können, daß sie ihr das wohlfeile Adjektiv „rechtsradikal“ anheftet. Solchen verbalen Mut sähe man gerne einmal in ihrer Auseinandersetzung mit den tatsächlich unterschwellig rechtsradikalen Vorstellungen der meisten muslimischen religiösen Verbänden in Deutschland.

  2. Wolluc sagt:

    Gibt es auch italienische,...
    Gibt es auch italienische, spanische, etc. Karnevalsvereine? Oder Jüdische, oder katholische? Vielleicht noch Gallische? Eigentlich brauchen wir keine türkischen Karnevalsvereine, insbesondere nicht als Separation – wir leben in Deutschland und Separatisten brauchen wir nicht. Oder gründen Sie einen christlichen, deutschen und germanischen Karnevalsverein in der Türkei!

Hinterlasse eine Lesermeinung