Alles nur gefakt? Gestern hat sich der Erste Türkische Karnevalsverein Deutschlands (TKVD) den Medien präsentiert: Sechzig Journalisten waren zu der Pressekonferenz nach Köln gekommen und wunderten sich: Man hatte eine ernste Truppe erwartet, die die Freizügigkeit des Kölner Karnevals aus Sicht des Islam kritisiert, sich in wohlüberlegten Worten zum Thema Toleranz äußert, vielleicht auch Stellungnahmen, wie wichtig ein solcher Verein für die Integration der türkischstämmigen Bevölkerung sei. Stattdessen präsentierten TKVD-Mitglied Melek Cezmi und Davutz Yilmaz den Journalisten einen Reigen comedyhafter Provokationen: Die beiden, die sich laut Yilmaz beim BWL-Studium an der Uni Köln kennengelernt haben, forderten im Namen des TKVD eine „Türken-Quote“ im Karneval. Zehn Prozent der Kölner seien Türken; alle zwei Jahre solle deshalb auch ein Türke im Dreigestirn dabei sein. Dafür verzichte der TKVD auch erst einmal darauf, ein eigenes Trifolium zu benennen. Yilmaz: „Alternativ kann auch das Dreigestirn erweitert werden: Prinz, Jungfrau, Bauer – und Türke.“ Außerdem solle jeder zehnte Wagen mit Türken bestückt werden. Der selbstgebastelte Entwurf für einen Umzugswagen: ein Modell eines roten 3er BMW mit aufgeklebtem Schnurrbart auf dem Kühlergrill. Einen Schnurrbart wolle der TKVD am 16. Januar ab 21 Uhr auch auf den Dom projizieren – und zwar mit Handy-Displays. Zum Thema Freizügigkeit sagte Cezmi: Das Problem ist, dass viele deutsche Karnevalisten glauben, dass man mir an den Po fassen darf. Karneval feiern muss doch auch möglich sein, ohne angepackt zu werden.“
Interviewwünsche auf Türkisch wurden abglehnt, die angeblich orthodoxe Muslima Cezmi präsentierte sich mit locker gebundenem Kopftuch – beides erregte das Misstrauen der Medienvertreter, doch das ganze als Unsinn abzutun, traute sich verständlicherweise niemand. Der Kölner „Express“ meldete dann heute morgen, der Spaß sei für die RTL-Comedy-Show „TV-Helden“ inszeniert worden. Angeblich sind Yilmaz und Cezmi Schauspieler. RTL hat das inzwischen bestätigt.
Ärgerlich für die angereisten Journalisten. Eines ist aber auf jeden Fall gelungen: Aufregung und xenophobe Entgleisungen zu provozieren, die an Peinlichkeit kaum zu überbieten sind. Da wurde so manchem der Spiegel vorgehalten.
Ich habe mich KOESTLICH...
Ich habe mich KOESTLICH amuesiert ! Was fuer eine Falle ! Wie kann man nur da hineintappen. Es ist der beste politische Witz des Jahres, und das schon am 8. Tag des Jahres ! Erst sturzt sich die antituerkische Fraktion aus Pro Koeln, Karen Krueger und andere „Retter der deutschen Kultur“ auf die Meldung, dann entpuppt sich dieser als Scherz und die Kritiker stehen in Unterhosen da !
Als koelscher Tuerke feiere ich seit Jahrzehnten den koelschen Karneval, so freizuegig und alkoholisch wie moeglich und habe bisher noch nie einen tuerkischen Karnevalsverein vermisst. Allerdings ist die Idee trotzdem hervorragend. Zudem gibt es schon seit Jahren tuerkische Karnevalstanzgruppen, die in den Zuegen in Koeln mitlaufen – Hintergrundwissen, welches Pseudojournalisten natuerlich nicht besitzen -, eine Erweiterung des Koelen Dreigestirns um den „Tuerken“ ist nicht nur logische Konsequenz, sondern auch rheinische Komik.