Haymat

Haymat

Mehr als zwei Millionen Menschen türkischer Abstammung leben in Deutschland. Was sie beschäftigt, wissen wir zu wenig. Ihre Referenzpunkte liegen

Ermittlungen wegen Armenier-Petition

| 21 Lesermeinungen

Sich in der Türkei öffentlich zur Armenierfrage zu äußern, ist riskant: Die Staatsanwaltschaft Ankara hat gegen die Initiatoren der Armenier-Petition Ermittlungen nach Artikel 301 eingeleitet. Das letzte Wort hat jetzt der Justizminister.

Dass es so kommen würde, war eigentlich nur eine Frage der Zeit: Die türkische Staatsanwaltschaft in Ankara hat am Freitag Ermittlungen gegen die Urheber der Armenier-Kampagne im Internet eingeleitet. Bis jetzt haben 27 259 Menschen die Petition, bei der man sich für die „große Katastrophe von 1915″ entschuldigen kann – gemeint ist der Völkermord an den Armeniern – eingeleitet. Wie die Nachrichtenagentur Anadolu gemeldet hat, reagierte die Staatsanwaltschaft damit auf eine Strafanzeige von sechs türkischen Bürgern. Sie werfen Organisatoren und Unterzeichnern der Aktion vor, die offizielle türkische Haltung in der Armenierfrage als „Leugnung“ zu verunglimpfen und die türkische Nation doch des Völkermordes zu bezichtigen; das rechtfertige eine Anklage nach dem Strafrechtsparagrafen 301 wegen „Verleumdung der türkischen Nation“. Für eine Anklageerhebung wegen dieses Straftatbestands, der mit bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden kann, bedarf der zuständige Staatsanwalt einer Erlaubnis des Justizministeriums. Der Artikel wurde in den vergangenen Jahren immer wieder dazu benutzt, um Intellektuelle und Journalisten wegen Äußerungen zur Armenierfrage vor Gericht zu stellen. Unter ihnen waren zum Beispiel der Schriftsteller Orhan Pamuk und die Autorin Elif Safak.

Armenien, mehrere westliche Staaten und ein Großteil der internationalen Forschung sehen es als erwiesen an, dass bei den Massakern zwischen 1915 und 1917 bis zu 1,5 Millionen Menschen starben und sprechen von Völkermord.  Die türkische Regierung weist den Völkermordvorwurf zurück, setzt die Zahl der Opfer weit niedriger an und argumentiert, die Armenier seien im Zuge einer Umsiedlungsaktion unter Kriegsbedingungen ums Leben gekommen. Außerdem seien bei Aufständen der Armenier im Osmanischen Reich Hunderttausende muslimische Türken getötet worden.

Wie empfindlich viele auf andere Sichtweisen reagieren, konnte man in den vergangenen Dezemberwochen auch hier im Blog verfolgen. An dieser Stelle ein Hinweis an „superpirtek“, „hurraturkye“ und alle übrigen, die hier anonym Dampf ablassen wollen und denen es bei dem Thema Armenien wahrscheinlich schon wieder in den Fingern juckt: Die Zeit und Mühe, antisemitische Bemerkungen, Beschimpfungen und auch Drohungen gegen die Autorin zu formulieren können Sie sich sparen. So etwas wird hier nicht veröffentlicht. Diskussionsbeiträge dagegen sind herzlich willkommen.    

 

 

 

 


21 Lesermeinungen

  1. Erstaunlich, dass Frau Krueger...
    Erstaunlich, dass Frau Krueger in diesem Artikel nun doch wieder von „Völkermord“ redet. In einem anderen Artikel hatte sie zwischenzeitlich von dieser Bezeichnung Abstand genommen und lediglich von der „Katastrophe von 1915“ gesprochen. Heute vermengt sie diese Begriffe. Hinsichtlich der Frage, wie die Angelegenheit um die betreffende Zeit zu definieren ist möchte mir -im Gegensatz zu Frau Krüger- nicht anmaßen, Geschichtswissenschaft zu betreiben. Als Journalistin, sollten sie eine objektivere Haltung einnehmen und nur unstreitig feststhende Tatsachen als Gegeben darstellen. Dieser Grundsatz ist äußerst einfach zu verstehen und besteht schon seit Jahrhunderten. Schließlich ist auch ein Angeschuldigter nicht schon allein dadurch schuldig zu sprechen, weil man bereits das Verfahren eröffnet und ihm damit zum Angeklagten erkoren hat. Wie in Strafverfahren nur Richter entscheiden können, sind in einem solchen Fall Historiker gefragt und keine Journalisten und auch nicht Parlamente von irgendwelchen Staaten. Diese sind zu solchen Entscheidungen weder befugt noch in der Lage.
    Im Übrigen finde ich den Artikel mehr als nur schwammig. Was bitte soll „ein Großteil der internationalen Forschung“ sein? Ist das etwa ein Gremium, das aus internationalen Historikern besteht und auf Anregung der Türkei schon seit Jahren gegründet werden sollte, um endgültige Klarheit zu verschaffen und nur aufgrund der Gegenwehr Armeniens nicht gegründet wird? Oder sind es vereinzelte von einanander unabhängige Historiker, denen Armeninen zu Zwecken ihrer Forschung keinen Zugang zu ihren Archiven gewährt? Ich verstehe diesen Begriff wirklich nicht. Im Übrigen gibt es eine ganze Reihe Historiker aus den unterschiedlichsten europäischen Staaten und aus den USA die die Bezeichnung Völkermord ablehnen. Um nicht ähnlich schwammig zu wirken, möchte ich einige nennen: Dabei sind türkische Historiker bewusst nicht genannt. (P.S. Der ordnunghalber sei erwähnt: Diese Namen wurden in Bezug auf einen anderen Artikel von Frau Krueger zuvor von einem anderen Leser ebenfalls genannt.)
    Prof.Dr.Norman Stone, Prof. Dr. Erik J. Zürcher, Prof. Dr. Guenter Lewy,
    Prof. Dr. Justin McCarthy, Prof. Dr. Bernhard Lewis, Prof. Dr. Andrew Mango, Prof. Dr. Heath W. Lowry, Prof. Dr. Stanford Shaw, Prof. Dr. Gilles Veinstein, Prof. Dr. Rifaat Abou- El- Haj, Prof. Roderick Davison, Prof. Walter Denny, Prof. Carter Findley, Prof. Gustaf Bayerle, Prof. Andreas G.E. Bodrogligetti, Prof. Michael Finefrock, Prof. Shafiga Daulet, Prof. John Hymes, Prof. Jon Mandaville, Prof. Michale Meeker, Prof. Peter Golden, Prof. Tom Goodrich, Prof. William Griswold, Prof. Tibor Halasi- Kuv, Prof. J.C. Hurewitz, Prof. Howard Reed, Prof. Dankwart Rustow, Prof. John Masson Smith Jr., Prof. Frank Tachau, Prof. Rhoads Murphey, Prof. James Stewart- Robinson, Prof. Walker Weiker, Prof. Thomas Naff, Dr. Elaine Smith, Dr. Andrew Could , Dr. Alan Duben, Prof. Erich Feigl.

  2. corci sagt:

    Ich wundere mich was dieser...
    Ich wundere mich was dieser Beitrag hier zu suchen hat. ??
    Was kann dieser Beitrag zu Haymat auf Deutsch Heimat beitragen.???
    Welchen in Deutschland lebenden Türken interresiert „Strafrechtsparagrafen 301″ in der Türkei. ?
    Meine Bitte an die Autorin bitte veröffentlichen Sie diesen Paragrafen an dieser Stelle in deutscher Sprache. (es wurde geändert) Bitte veröffentlichen Sie vor und nach Version ich möchte wissen welche Veränderungen gemacht worden sind und nehmen Sie dazu Stellung oder kommenntieren Sie sie.
    Ich möchte hier zu der Armenierfrage folgendes zu fügen; bitte berichten Sie auch über das deutsche Militär von damals. Über deutsche Generäle, Offiziere die in dieser zeit in der Türkei ihr Dienst hatten und teilweise die türkischen kommandierten.
    Bei uns gibt es ein Spruch “ schmeiss den Leuten Dreck (schlamm) auf das Gesicht, auch wenn es nicht kleben bleibt, hinterlässt es jedoch spuren“ .
    Also die Devise ist ; mit Dreck oder schlamm die Türken bewerfen.

  3. sigfridgenc sagt:

    Sehr verachtenswerte Frau...
    Sehr verachtenswerte Frau Krüger,
    ihre Antiturkismus in Ehren, aber sogenannter Völkermord mit 1,5 Mio. ist sowohl wissenschaftlich/historisch genausowenig belegt wie die oft zitierten 6 Millionen ermordeten Juden. Alle historisch interessierten wissen und sind sich einig , dass bei Kriegssituationen unendlich viel Leid, inklusive Massenmord, Zivilisten angetan wurde.
    In Deutschland haben wir doch auch den berüchtigten Straf-Paragraphen über die „Shoa“.
    Wenden Sie sich doch lieber über die aktuellen Massenmorde zu, die können wir noch beeinflussen, z.B. in Gazza, an den Palästinensern.
    Zensur findet permanent in der FAZ statt, speziell die Antisemitismuskeule zieht überhaupt nicht, weil dieses Scheinargument kommt immer von den Schreibern der Zionisten. Juden werden immer in Palästina leben, aber der zionistische Unrechtstaat Israel wird bald untergehen. Mir egal ob zu veröffentlichen oder nicht.

  4. Die FAZ sollte sich schämen,...
    Die FAZ sollte sich schämen, Ihre Falschbehauptungen ohne eine Überprüfung hier zu veröffentlichen !
    ERSTENS ist „… ein Großteil der internationalen Forschung sehen es als erwiesen an, dass bei den Massakern zwischen 1915 und 1917 bis zu 1,5 Millionen Menschen starben und sprechen von Völkermord“ eine PLUMPE Behauptung, die Sie, Frau Krüger, mit GAR NICHTS belegen können.
    ZWEITENS bin ich sicherlich NICHT anonym tätig, ich habe mich hier ORDENTLICH angemeldet und Sie können sofort ersehen, wie mein Name lautet. Aber anscheinend wurden Sie als „Blogautorin“ von einem Ihrer Systemadministratoren noch nicht einmal in die Grundfunktionen diese Internetpräsens eingeweiht …
    DRITTENS brauchen Sie gar nicht von „Empfindlichkeit“ und abzulassendem „Dampf“ sprechen, die türkischen User antworten hier sachlich auf die übelsten Diffamierungen, die Sie hier in der Öffentlichkeit in die Luft blasen.
    Als ich hier das erste mal den türkischen Halbmond in der Deutschlandflagge bemerkt hatte freute ich mich über einen Interessanten Blog über das multikulturelle Leben in Deutschland und die Fusion zweier Kulturen. Stattdessen entpuppte sich dieser Blog als Ihr Instrument, Ihre persönliche Abneigung gegen eine Minderheit in aller Öffentlichkeit Ausdruck zu verleihen. Wenn diese Blog erst einmal die große Runde macht werden Sie ihre journalistische Reputation entgültig verspielt haben.

  5. Aror sagt:

    Einige Lektionen stehen sowohl...
    Einige Lektionen stehen sowohl für die Türkische Regierung, als auch für viele türkische Bürger weltweit noch aus:
    Sich kritisch mit der eigenen Vergangenheit auseinander zu setzen; die Politik von der Wissenschaft zu trennen; über Tabu-Themen frei zu reden und reden zu lassen usw.
    Man fragt sich nur (das eigentlich Erstaunliche ist dieses!): warum sich die Türkei so lange mit dem Thema „Armenier-Genozid“ nicht beschäftigte und NUR „heute“ fängt sie damit an?
    Jahrelang wurde es verdrängt und verleugnet! Verleugnung und Verschweigen sind keine Lösungen, solange die Nachkommenschaft der Opfer am Leben sind. (Ein ganzes Volk kann man ja nie auslöschen!).
    Es wäre sehr gut und bereichernd, wenn intelligente Menschen (von denen viele in der Türkei leider bis heute aus vielen Gründen verfolgt und verhaftet werden), Wissenschaftler, Akademiker, Studenten über solche Themen gelassen und frei, mündlich oder schriftlich diskutieren könnten.
    Nur der Dialog im freien Geist kann beide Seiten, die ja einander brauchen, weiter bringen. Weder die andauernde türkische Staatspolitik der Genozid-Leugnung, noch Verhaftungen und Drohungen sind normale Zustände, in denen etwas sich entwickeln könnte.

  6. mg19 sagt:

    Mg19
    Als vor zwei Jahren ein...

    Mg19
    Als vor zwei Jahren ein junger Mann seine Waffe auf Hrant Dink abfeuerte, exekutierte er im Grunde doch nur das Urteil der türkischen Justiz: Schuldig der Verletzung der türkischen Ehre. Ein Ehrenmord. Mit dem Fallbeil des berüchtigten § 301 verfolgt die Justiz nun also auch jene demokratischen Intellektuellen, die sich bei den Armeniern für die „Große Katastrophe“ von 1915 entschuldigen wollen. Was soll das werden? Ein Massenprozess gegen Zigtausende ehrenhafter Bürger, oder doch nur ein weiterer ziemlich verzweifelter Einschüchterungsversuch gegen jene, die einen offenen Diskurs über den Genozid von 1915 auch in ihrem Land in Gang bringen wollen? Und die sich, angesichts des Schicksals von Hrant Dink völlig zu recht, nicht trauen, die „Große Katastrophe“ als das zu bezeichnen, was sie war: ein Völkermord. Aber da vertrauen wir doch einfach mal auf die Dynamik des Internets, staatliche Kontrolle und Zensur werden auf Dauer nicht viel ausrichten können. Was mich viel mehr erschreckt als die langsame Schnecke Demokratie in der Türkei, ist die Sprachlosigkeit der türkischen Communities in Deutschland in dieser Frage. Wann werden die Urenkel der Täter endlich ihr Trauma lösen und die Selbstfesselung Jahrzehnte dauernder Leugnung sprengen? Wer seine eigene Geschichte nicht annimmt, kann die Zukunft nicht gewinnen: eine bedrückende Perspektive für ein demokratisches Miteinander in unserem Land, das seinen multikulturellen Weg gerade erst zu definieren beginnt.

  7. Die Beiträge der...
    Die Beiträge der Genozid-Leugner in dieser Diskussion zeigen deutlich, wie wichtig diese Entschuldigungs-Kampagne und die Berichterstattung über den Genozid gerade für die hier lebenden türkischen Einwanderer ist. Viele wollen den Genozid viel lieber weiter als Tabu behandeln und nicht ansprechen, oder sie leugnen das Geschehen. Das funktioniert aber, wie wir gerade sehen, selbst in der Türkei nicht mehr.

  8. In einigen Beiträgen steht...
    In einigen Beiträgen steht -mit Angabe von Quellen-, dass es weltweit eine nicht unerhebliche Anzahl an Historikern, deren Fach es ja ist, sich nicht einig sind darüber, wie die Geschehnisse um 1915 einzustufen sind.
    Und dennoch kommt Herr reinhard-pohl daher und behauptet nun doch einen genozid. Sicher steht er über allen Historikern der Welt. Denn sonst kann man sich die Anmaßung, selbst über die Geschichte zu entscheiden nicht erklären.
    Aber Herr Pohl geht wahrscheinlich auch zum Arzt und sagt ihm gleich, welche Diagnose dieser ihm stellen soll.
    Denn kann ja jeder über alles reden und mitentscheiden. Wer vom Fach ist, spielt doch keine Rolle. Man behauptet einfach das Ergebnis, welches man am liebsten hören würde.
    Und Symphatien spielen dabei eine sicherlich nicht kleine Rolle.
    Liebe Grüße.

  9. Aror sagt:

    Jede Person, die sich...
    Jede Person, die sich ernsthaft und nicht unter einem starken und entscheidenden Einfluß dieser oder jener Seite mit dem Thema „Armenier-Genozid“ beschäftigt hat, weiß ganz genau, dass die jarzehntelange Regierungspolitik der Genozid-Legnung seitens der Türkei „Früchte“ getragen hat, indem sie eine lange Reihe der internationalen, hauptsächlich u.s.-amerikanischen und europäischen Wissenschaftler massiv unterstützte, um den Genozid als ein „Nicht-Genozid“ zu erforschen und darzustellen.
    Die oben erwähnten Namen gehören zu dieser Reihe.

  10. Sicher sicher aror, und die...
    Sicher sicher aror, und die Amerikaner haben die Mondlandung vorgetäuscht und George W Bush selber ha die Zwillingstürme gesprengt, nicht wahr ? Ihre schizophrenen Gedankenzüge bringen uns hier leider nicht weiter. Wenn wir uns anschauen, welche Teile der Erde die Genozid-Lüge vehement verteidigen und durchboxen wollen, müssen wir Länder und Regionen wie Frankreich, Argentinien, Kalifornien und Australien nennen. Alles Länder mit einer wütenden armenischen Diaspora, unter denen einige ihr Leben als Attentäter „geopfert“ haben, um die Lüge zu bekräftigen. Ich kenne keinen Juden, der Deutsche hinterhältig umbringen musste um die Geschichte richtigzustellen. In Deutschland liegt die Motivation bei den EU-Türkei-Kritikern, die mit Schaum vor dem Mund jede Methode rechtfertigen, um ihre Türkenangst zu besänftigen …

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