Haymat

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Mehr als zwei Millionen Menschen türkischer Abstammung leben in Deutschland. Was sie beschäftigt, wissen wir zu wenig. Ihre Referenzpunkte liegen

Obama und der Genozid an den Armeniern

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Während des Wahlkampfes verwendete Obama das „G-Wort“. In der Türkei verwendete er es nicht. Die armenische Diaspora in den Vereinigten Staaten reagierte enttäuscht.

Die Rede Obamas vor dem türkischen Parlament war mit Spannung erwartet worden – die Nato, das Verhältnis der Vereinigten Staaten zur islamischen Welt – in den Augen vieler armenischstämmiger Türken alles Nebensache: Man lauerte darauf, ob Obama die Massaker an den Armeniern im Jahr 1915 als „Genozid“ bezeichnen würde. Denn das hatte er schließlich während seines Wahlkampfes versprochen.

Neu in der amerikanischen Geschichte war dieses Versprechen nicht. Neu war auch nicht, dass die amerikanische Lobby der armenischen Diaspora einen Präsidentschaftskandidaten deshalb mit Geld und Stimmen unterstützte. Vor Obama hatten George W. Bush und Bill Clinton Ähnliches angekündigt. Beide sahen während ihrer Amtszeit jedoch davon ab; keiner wollte das Verhältnis zum militärischen Bündnispartner Türkei stören. Nur Ronald Reagan stellte in seiner Türkei-Politik die Rücksichtnahme hintan und verurteilte das Vorgehen gegenüber den Armeniern während seiner Präsidentschaft als Genozid.

Vor seiner Reise in die Türkei hatten beide Seiten versucht, Obama von der Richtigkeit ihrer Sache zu überzeugen. Noch am Montag startete die armenische Diaspora eine Telefonkampagne, mit der das Weiße Haus an Obamas Versprechen erinnert werden sollte. Der türkische Außenminister Ali Babacan hingegen warnte vor der Verwendung des Begriffs Genozid und erklärte, dass Obama am meisten zur Versöhnung zwischen der Türkei und Armenien beitragen könnte, wenn er sich nicht zum Thema äußere. Und auch der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan machte noch einmal seine Position klar: Es sei für die Türkei unmöglich, etwas anzuerkennen, das nicht existiert, sagte er am Freitag in London.

Am Montag also hat Obama vor dem türkischen Parlament gesprochen. Das umstrittene „G-Wort“ nahm er nicht in den Mund. Statt dessen umschiffte er das heikle Thema mit diplomatischen Floskeln. Obama erinnerte daran, dass sich auch die Vereinigten Staaten schwertun mit „unserem Erbe der Behandlung der eingeborenen Amerikaner“. Bei einer Pressekonfernez bejahte er jedoch später die Frage, ob er unverändert der Ansicht sei, dass es sich bei den Vorgängen von 1915 um einen Genozid gehandelt habe: Seine Ansichten seien bekannt, und er habe sie nicht geändert.

Das „Armenian National Committee of America“ zeigte sich enttäuscht. Obama habe eine wichtige Chance verpasst, teilte das Komitee mit. Obamas Äußerungen vor dem türkischen Parlament, in denen er den Genozid indirekt als solchen benannt habe, seien zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aber weit weg von dem, was er als Präsidentschaftskandidat versprochen habe. Man erwarte, dass der Präsident zu seinem Wort stehe und dass die Frage der Genozidanerkennung nicht vom Druck anderer Regierungen abhänge.

Am 24. April gedenken Armenier in aller Welt der Massaker. Traditionell gibt der amerikanische Präsident an diesem Tag eine Erklärung dazu ab. Ob Obama sich dann für eine klare Stellungnahme entscheiden wird?

In Eriwan ist man skeptisch. „Obamas Verwendung oder Nicht-Verwendung des G-Wortes bedeutet nicht, dass er seine Position in dieser Sache geändert hat. Es verdeutlicht vielmehr, dass die Türkei und Armenien kurz vor einem historischen Durchbruch stehen, den die Vereinigten Staaten versuchen zu ermutigen und zu unterstützen“, kommentierte Richard Giragosian, der Direktor des „Armenian Center for National and International Studies“ auf der Internetseite von Armenia Now den Besuch Obamas in der Türkei. Giragosian glaubt nicht daran, am 24. April das Wort „Genozid“ von Obama zu hören.

Die Antwort des amerikanischen Präsidenten auf die Frage eines Journalisten während der Pressekonfernez in Ankara zum Thema Genozid, 6. April 2009 (Auszug aus Protokoll, Pressestelle Weißes Haus):

Bild zu: Obama und der Genozid an den Armeniern

 Der türkische Präsident Gül zur Armenierfrage, ebenfalls während der Pressekonferenz in Ankara, 6. April 2009 (Auszug aus Protokoll, Pressestelle Weißes Haus):

Bild zu: Obama und der Genozid an den Armeniern 

Der amerikanische Präsident zur Armenierfrage vor dem türkischen Parlament, Ankara, 6. April 2009 (Auszug aus Protokoll, Pressestelle Weißes Haus):

Bild zu: Obama und der Genozid an den Armeniern

 

 

 


5 Lesermeinungen

  1. Humanity sagt:

    In keinem seiner REden...
    In keinem seiner REden benutzte er das „g“-Wort, im Gegenteil, er prach über die schwarzen Seiten der Geschichte. Damit könnte er ebenfalls die Armenier gemeitn haben, er unterstützte ebenfalls die Idee der türkischen Politiker wie Erdogan,Gül und co. , einer Komission zu gründen, die die Geschehnisse aufarbeiten sollten.
    Gül, betonte , er und auch andere seien keien Historiker und könnten so etwas nicht beurteilen und es sei nicht die Aufgabe eines Politikers sowetwas zu beurteilen.

  2. Haytad sagt:

    1915, Genozid?
    Wir,...

    1915, Genozid?
    Wir, Diaspora-Armenier sind dieses „Spiel“ der U.S. Präsidenten schon seit Jahren gewöhnt. Bei Obama möchte ich jedoch eine Ausnahme machen, weil ich glaube, dass ihm tatsächlich die Hände gebunden waren. Er, als ein Angehöriger einer aufgrund seiner Hautfarbe in den U.S.A. noch bis vor kurzem unterdrückten und diskriminierten Gesellschaft, muss einfach genau wissen, dass Minderheiten mancher Länder die Menschlichkeit so sehr brauchen, wie der Mensch die Luft braucht um atmen zu können.
    Was für eine Rolle spielt es ob er den juristischen Begriff „Genozid“ bei seiner Rede benutzt hat oder nicht? Meiner Meinung nach keine große. Wichtiger, viel wichtiger für mich ist jedoch, dass „U.S. Repräsentantenhaus“ und „U.S. Kongress“ den Völkermord an den Armeniern als ein solches offiziell anerkennen. Warum? Ich will es hiermit am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland erläutern: Deutsches Kaiserreich und Drittes Reich; verantwortlich beider Weltkriege, Deutschland; Verlierer beider Weltkriege, Bundesrepublik Deutschland; führender Staat in Europa, an dem sich viele Staaten ein Beispiel nehmen, führend vor allem im Humanismus und in der Demokratie.
    Und warum hat dieser Staat die Führungsrolle in Europa mit friedlichen Mitteln erreichen können, was dem Adolf Hitler, dem größten Massenmörder aller Zeiten, der 60 Millionen Menschen im Zweiten Weltkrieg, darunter 6 Millionen Juden in den Tod schickte, nicht gelungen ist? Weil die Bundesrepublik Deutschland die richtigen Lehren aus ihrer Vergangenheit ziehen konnte und bis heute vermieden hat und auch in der Zukunft vermeiden wird – was ich glauben möchte – seine historischen Fehler auf keinem Fall zu wiederholen. Was im Falle der Republik Türkei genau das Gegenteil ist, was aber nicht unbedingt heißen muss, dass die Türkei kein Beispiel von der Bundesrepublik nehmen darf.
    Nun aber zurück zu unserer Frage. Waren die Gewalttaten und Massaker an den Armeniern des Osmanischen Reiches zwischen 1915-1918 ein „Genozid“ im Sinne der Genfer Konvention von 1948, oder nicht? Ich meine um das festzustellen braucht man nicht einmal ein Experte zu sein. Ein durchschnittlich orientierter Mensch, der Wert auf die Wahrheit legt, kann diese Frage selber beantworten, wenn er/sie den Tatvorgang der Geschehnisse in Betracht zieht. Es war ein „Genozid“ im Sinne der Genfer Konvention von 1948, weil:
    1. Alle Armenier, die wegen des Kriegseintritts des Osmanischen Reiches zum Militär einberufen waren, wurden ab Februar 1915 entwaffnet, in den Strafbataillons dem Hungertod ausgeliefert oder erschossen. Am 24. April 1915 wurden die Intellektuellen in Istanbul verhaftet, ins Landesinnere deportiert und die meisten von ihnen getötet. Ab Mai 1915 wurde dann die armenische Landbevölkerung, hauptsächlich Greise, Kinder, Frauen in die Mesopotamische Wüste zwangsdeportiert. Dieses Schema zeigt die vorgeplante und systematisch durchgeführte Vernichtungsabsicht der Ittihad und Terakki Partei. Das armenische Volk des Osmanischen Reiches wurde somit als erstes seiner wehrfähigen Männer beraubt, dann wurde die armenische Elite, die als Kopf des Volkes galt, ausgeschaltet und dann die restliche Bevölkerung, die nicht mehr fähig war sich selbst zu verteidigen, in den Tod geschickt.
    2. Für die Zwangsdeportationen wurden absolut keine Maßnahmen getroffen damit die Deportierten heil und gesund ihre Verschickungsziele erreichen konnten. Außerdem war das Verschickungsziel die Wüste, es war das „Nichts“.
    3. Die Deportationswege waren so angelegt, dass sie nicht direkt zu Verschickungsorten in der Wüste, wie Der-es Zor oder Ras-ul Ayn liefen. Die Zwangsdeportierten wurden über Umwege geführt damit sie unterwegs „verrecken“.
    4. Die Zwangsdeportierten starben unterwegs durch Hunger, Durst und Krankheiten, was durchaus in der Absicht der Osmanischen Regierung lag. Die meisten jedoch wurden abgeschlachtet durch die Hand der „Teskilati Mahsuse“ , die aus Mördern und Banditen gegründet worden war, die speziell für die Tötung der deportierten Armenier/innen aus den Gefängnissen herausgeholt, für ihre „Aufgabe“ speziell ausgebildet und für diese „Heldentaten“ mit Straffreiheit und Bereicherung durch das Hab und Gut der Armenier/innen belohnt wurden. Bahaeddin Sakir, der Gründer dieser „Spezialeinheit“ wurde Anfang der Zwanziger in Berlin von einem Armenier bei einem Abendspaziergang mitten auf der Straße erschossen. Die Angehörigen der „Teskilati Mahsuse“ kamen immer abends an einen bestimmten Rastplatz, wo die Deportierten sich angeblich ausruhen sollten. Dieser Platz war aber mit der „Zaptiye- Gendarmerie“ schon von vorneherein abgemacht, dort vergewaltigten sie dann die jungen Frauen, raubten alle Deportierten aus und schlachteten sie alle erbarmungslos ab.
    5. Diejenigen die ihre Bestimmungsorte in der Mesopotamischen Wüste trotz allem erreicht haben, wurden in Lagern untergebracht, sie durften dort nicht einmal Ackerbau betreiben. Epidemien und Hunger waren in den Lagern so sehr verbreitet, das nur wenige überlebt haben.
    6. „Ittihadisten“ haben Anatolien von Armeniern „gesäubert“, wofür sie „ehrenvoll“ ihren Platz in der blutigen Osmanischen Geschichte eingenommen haben. Die Kemalisten schickten dann Anfang der Zwanziger die Griechen von Anatolien nach Griechenland, zwischen der Türkei und Griechenland fand ein Völkeraustausch statt. Die Häuser, Grundstücke und Güter der Armenier und Griechen wurden dann an die „Muhadschir“, türkische Emigranten aus Mazedonien, Bulgarien, Griechenland und aus den anderen Gebieten des Balkans verteilt.
    7. Rafael Lemkin, der Erfinder des juristischen Begriffs „Genozid“ hat im Jahre 1955 bei einem Interview darauf hingedeutet, dass er diesen Begriff erstmals im Jahre 1930 erfunden hat. Er war im „Prozess Talat-Pascha“ im Gerichtssaal, hatte sich dort über das Ausmaß der Deportationen ein Bild gemacht und aufgrund der Massaker an den Armeniern den Begriff „Genozid“ erfunden. Hier sollte in Betracht gezogen werden, dass 1930 noch keine Rede von dem Holocaust an den Juden war. Also, der „Völkermord an den Armeniern“ diente ihm als ein Vorbild für diesen juristischen Begriff.
    „Genozid“ oder auf Deutsch „Völkermord“ stellt im juristischen Sinne ein „Verbrechen gegen die Menschheit“ dar und verjährt nicht. Deswegen geht dieses Verbrechen die gesamte Menschheit an und nicht nur die Täter oder dessen Opfer. Die Vorstellungen mancher türkischer Politiker, wonach sie diese Frage in der Weise lösen können, in dem sie mit Armenien diplomatische Beziehungen aufnehmen und die Grenzen zu Armenien öffnen, ist von vorne herein zum Scheitern verurteilt, eben weil die Völkermord-Frage nicht nur Türkei und Armenien was angeht, sondern die gesamte Menschheit. Die Türkei versucht schon seit Jahrzehnten diese Frage mit unlogischen, unakzeptablen Behauptungen, mit lächerlichen Vorwänden zu lösen, wofür sie Gelder in unbegrenztem Maße ausgibt, die offizielle Lüge über die Armenier zu ihrer Staatsdoktrin macht, um auf diese Weise seine Leugnungspolitik aufrecht zu erhalten. Doch das alles nützt ihr absolut nichts, im Gegenteil, es schadet dem Ansehen der Türkei. Sonne kann man nicht mit Lehm verputzen, die Wahrheit wird früh oder spät siegen, weil die Wahrheit frei macht.
    Der Republik Türkei bleibt nur ein Weg um sich als ein würdiger Staat ein Platz in der zivilisierten Welt zu schaffen: Dem Beispiel der Bundesrepublik Deutschland zu folgen, indem sie den „Völkermord an den Armeniern“ offiziell anerkennt und sich mit seiner Geschichte ehrlich auseinandersetzt.
    Damit würde die Republik Türkei nur gewinnen, so wie die Bundesrepublik Deutschland, trotz der Niederlagen in den beiden Weltkriegen, gewonnen hat.
    Ich bedanke mich bei FAZ und bei Frau Krueger, dafür dass ich hier schreiben dürfte.
    Haytad 29. 04. 2009

  3. Haytad sagt:

    1915, Genozid?
    Wir,...

    1915, Genozid?
    Wir, Diaspora-Armenier sind dieses „Spiel“ der U.S. Präsidenten schon seit Jahren gewöhnt. Bei Obama möchte ich jedoch eine Ausnahme machen, weil ich glaube, dass ihm tatsächlich die Hände gebunden waren. Er, als ein Angehöriger einer aufgrund seiner Hautfarbe in den U.S.A. noch bis vor kurzem unterdrückten und diskriminierten Gesellschaft, muss einfach genau wissen, dass Minderheiten mancher Länder die Menschlichkeit so sehr brauchen, wie der Mensch die Luft braucht um atmen zu können.
    Was für eine Rolle spielt es ob er den juristischen Begriff „Genozid“ bei seiner Rede benutzt hat oder nicht? Meiner Meinung nach keine große. Wichtiger, viel wichtiger für mich ist jedoch, dass „U.S. Repräsentantenhaus“ und „U.S. Kongress“ den Völkermord an den Armeniern als ein solches offiziell anerkennen. Warum? Ich will es hiermit am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland erläutern: Deutsches Kaiserreich und Drittes Reich; verantwortlich beider Weltkriege, Deutschland; Verlierer beider Weltkriege, Bundesrepublik Deutschland; führender Staat in Europa, an dem sich viele Staaten ein Beispiel nehmen, führend vor allem im Humanismus und in der Demokratie.
    Und warum hat dieser Staat die Führungsrolle in Europa mit friedlichen Mitteln erreichen können, was dem Adolf Hitler, dem größten Massenmörder aller Zeiten, der 60 Millionen Menschen im Zweiten Weltkrieg, darunter 6 Millionen Juden in den Tod schickte, nicht gelungen ist? Weil die Bundesrepublik Deutschland die richtigen Lehren aus ihrer Vergangenheit ziehen konnte und bis heute vermieden hat und auch in der Zukunft vermeiden wird – was ich glauben möchte – seine historischen Fehler auf keinem Fall zu wiederholen. Was im Falle der Republik Türkei genau das Gegenteil ist, was aber nicht unbedingt heißen muss, dass die Türkei kein Beispiel von der Bundesrepublik nehmen darf.
    Nun aber zurück zu unserer Frage. Waren die Gewalttaten und Massaker an den Armeniern des Osmanischen Reiches zwischen 1915-1918 ein „Genozid“ im Sinne der Genfer Konvention von 1948, oder nicht? Ich meine um das festzustellen braucht man nicht einmal ein Experte zu sein. Ein durchschnittlich orientierter Mensch, der Wert auf die Wahrheit legt, kann diese Frage selber beantworten, wenn er/sie den Tatvorgang der Geschehnisse in Betracht zieht. Es war ein „Genozid“ im Sinne der Genfer Konvention von 1948, weil:
    1. Alle Armenier, die wegen des Kriegseintritts des Osmanischen Reiches zum Militär einberufen waren, wurden ab Februar 1915 entwaffnet, in den Strafbataillons dem Hungertod ausgeliefert oder erschossen. Am 24. April 1915 wurden die Intellektuellen in Istanbul verhaftet, ins Landesinnere deportiert und die meisten von ihnen getötet. Ab Mai 1915 wurde dann die armenische Landbevölkerung, hauptsächlich Greise, Kinder, Frauen in die Mesopotamische Wüste zwangsdeportiert. Dieses Schema zeigt die vorgeplante und systematisch durchgeführte Vernichtungsabsicht der Ittihad und Terakki Partei. Das armenische Volk des Osmanischen Reiches wurde somit als erstes seiner wehrfähigen Männer beraubt, dann wurde die armenische Elite, die als Kopf des Volkes galt, ausgeschaltet und dann die restliche Bevölkerung, die nicht mehr fähig war sich selbst zu verteidigen, in den Tod geschickt.
    2. Für die Zwangsdeportationen wurden absolut keine Maßnahmen getroffen damit die Deportierten heil und gesund ihre Verschickungsziele erreichen konnten. Außerdem war das Verschickungsziel die Wüste, es war das „Nichts“.
    3. Die Deportationswege waren so angelegt, dass sie nicht direkt zu Verschickungsorten in der Wüste, wie Der-es Zor oder Ras-ul Ayn liefen. Die Zwangsdeportierten wurden über Umwege geführt damit sie unterwegs „verrecken“.
    4. Die Zwangsdeportierten starben unterwegs durch Hunger, Durst und Krankheiten, was durchaus in der Absicht der Osmanischen Regierung lag. Die meisten jedoch wurden abgeschlachtet durch die Hand der „Teskilati Mahsuse“ , die aus Mördern und Banditen gegründet worden war, die speziell für die Tötung der deportierten Armenier/innen aus den Gefängnissen herausgeholt, für ihre „Aufgabe“ speziell ausgebildet und für diese „Heldentaten“ mit Straffreiheit und Bereicherung durch das Hab und Gut der Armenier/innen belohnt wurden. Bahaeddin Sakir, der Gründer dieser „Spezialeinheit“ wurde Anfang der Zwanziger in Berlin von einem Armenier bei einem Abendspaziergang mitten auf der Straße erschossen. Die Angehörigen der „Teskilati Mahsuse“ kamen immer abends an einen bestimmten Rastplatz, wo die Deportierten sich angeblich ausruhen sollten. Dieser Platz war aber mit der „Zaptiye- Gendarmerie“ schon von vorneherein abgemacht, dort vergewaltigten sie dann die jungen Frauen, raubten alle Deportierten aus und schlachteten sie alle erbarmungslos ab.
    5. Diejenigen die ihre Bestimmungsorte in der Mesopotamischen Wüste trotz allem erreicht haben, wurden in Lagern untergebracht, sie durften dort nicht einmal Ackerbau betreiben. Epidemien und Hunger waren in den Lagern so sehr verbreitet, das nur wenige überlebt haben.
    6. „Ittihadisten“ haben Anatolien von Armeniern „gesäubert“, wofür sie „ehrenvoll“ ihren Platz in der blutigen Osmanischen Geschichte eingenommen haben. Die Kemalisten schickten dann Anfang der Zwanziger die Griechen von Anatolien nach Griechenland, zwischen der Türkei und Griechenland fand ein Völkeraustausch statt. Die Häuser, Grundstücke und Güter der Armenier und Griechen wurden dann an die „Muhadschir“, türkische Emigranten aus Mazedonien, Bulgarien, Griechenland und aus den anderen Gebieten des Balkans verteilt.
    7. Rafael Lemkin, der Erfinder des juristischen Begriffs „Genozid“ hat im Jahre 1955 bei einem Interview darauf hingedeutet, dass er diesen Begriff erstmals im Jahre 1930 erfunden hat. Er war im „Prozess Talat-Pascha“ im Gerichtssaal, hatte sich dort über das Ausmaß der Deportationen ein Bild gemacht und aufgrund der Massaker an den Armeniern den Begriff „Genozid“ erfunden. Hier sollte in Betracht gezogen werden, dass 1930 noch keine Rede von dem Holocaust an den Juden war. Also, der „Völkermord an den Armeniern“ diente ihm als ein Vorbild für diesen juristischen Begriff.
    „Genozid“ oder auf Deutsch „Völkermord“ stellt im juristischen Sinne ein „Verbrechen gegen die Menschheit“ dar und verjährt nicht. Deswegen geht dieses Verbrechen die gesamte Menschheit an und nicht nur die Täter oder dessen Opfer. Die Vorstellungen mancher türkischer Politiker, wonach sie diese Frage in der Weise lösen können, in dem sie mit Armenien diplomatische Beziehungen aufnehmen und die Grenzen zu Armenien öffnen, ist von vorne herein zum Scheitern verurteilt, eben weil die Völkermord-Frage nicht nur Türkei und Armenien was angeht, sondern die gesamte Menschheit. Die Türkei versucht schon seit Jahrzehnten diese Frage mit unlogischen, unakzeptablen Behauptungen, mit lächerlichen Vorwänden zu lösen, wofür sie Gelder in unbegrenztem Maße ausgibt, die offizielle Lüge über die Armenier zu ihrer Staatsdoktrin macht, um auf diese Weise seine Leugnungspolitik aufrecht zu erhalten. Doch das alles nützt ihr absolut nichts, im Gegenteil, es schadet dem Ansehen der Türkei. Sonne kann man nicht mit Lehm verputzen, die Wahrheit wird früh oder spät siegen, weil die Wahrheit frei macht.
    Der Republik Türkei bleibt nur ein Weg um sich als ein würdiger Staat ein Platz in der zivilisierten Welt zu schaffen: Dem Beispiel der Bundesrepublik Deutschland zu folgen, indem sie den „Völkermord an den Armeniern“ offiziell anerkennt und sich mit seiner Geschichte ehrlich auseinandersetzt.
    Damit würde die Republik Türkei nur gewinnen, so wie die Bundesrepublik Deutschland, trotz der Niederlagen in den beiden Weltkriegen, gewonnen hat.
    Ich bedanke mich bei FAZ und bei Frau Krueger, dafür dass ich hier schreiben dürfte.
    Haytad 29. 04. 2009

  4. websimultan sagt:

    Obama und der Genozid an den...
    Obama und der Genozid an den Palestinensern
    Gaza-Krieg: Sie durften tun, was sie wollten. Ein halbes Jahr nach Ende des Gaza-Krieges berichten israelische Soldaten in schockierenden Berichten über ihren Einsatz während der Operation „Gegossenes Blei“. „Wenn sich einige der Berichte als wahr erweisen, beschreiben sie ohne Zweifel Kriegsverbrechen“, sagen Menschenrechtler. Von Hans-Christian Rößler, Jerusalem.
    Israel weist Vorwürfe von Amnesty zurück
    „Ein massiver Angriff auf die Zivilbevölkerung“
    Zwei Tage vor der Wahl Obamas als neuen Präsidenten der USA schrieb die „Jerusalem Post“, ganz gleich wer die Wahl gewinnt, er ist ein Freund Israels.
    Hier ist die Crux: alle will Israel zum Freund haben, doch keiner traut sich hier einmal Tacheles zu reden. Bezeichnend dafür ist, dass der Bericht von Hans-Christian Rößler, Jerusalem in der FAZ nicht kommentiert werden soll.

  5. arminus sagt:

    Es ist nicht statthaft, wenn...
    Es ist nicht statthaft, wenn ganz normale zivile über das Rechts und Unrecht-Urteilen. Unsere Kultur verbeitet eine Art Selbstjustiz, auch wenn sie durch eine Gruppe von zivilen geschied. Es gilt, solche zu integrieren.

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