Seit Tagen regnet es in Istanbul. Und wenn es in Istanbul seit Tagen regnet, dann verwandelt sich das Gesicht der Stadt in eine hässliche Fratze. Der Bosporus ist grau wie Blei, die schlanken Minarette schluckt der Nebel. Das Wasser schießt in Bächen die steilen Gassen herunter, weicht Müllhaufen in dunklen Häuserecken auf, schwemmt Unrat über das Pflaster und sammelt sich als schlammige Brühe in Schlaglöchern und Pfützen. Fährt ein Auto an einem vorbei, dann springt man besser zur Seite, wenn man die Soße nicht auf seiner Kleidung haben will.
Sobald es in Istanbul regnet, fangen die Istanbuler an zu husten und zu röcheln, als wollten sie damit ausdrücken, wie miserabel es ihrer Stadt bei Regen geht. Die öffentlichen Busse sind doppelt überfüllt, weil nun wirklich keiner mehr zu Fuß gehen will. Es riecht nach feuchten Wollmänteln, nach nassen Menschen. Die Busfenster sind so beschlagen, dass man nicht mehr rausgucken kann. Man könnte sich ein Guckloch frei wischen, doch das möchte man nicht. Gar nichts anfassen möchte man in so einem überfüllten, feucht-warmen Bus. Muss man aber auch nicht, schließlich steht man so dicht gedrängt, dass man auch bei einer Vollbremsung nicht umfallen würde. Steigt man aus dem Bus, steht man garantiert in einer Pfütze. Oder muss einem der riesigen Istanbuler Hunde ausweichen, der den Regen nutzt – bei Regen ist der Verkehr in Istanbul immer gestaut – um mit seinem Rudel eine vierspurige Straße zu überqueren. Wenn es regnet, sehen diese Hunde noch räudiger aus als sonst. Die Straßenkatzen ziehen sich mit beleidigter Miene in Häusereingängen und auf Fensterbänke zurück, anstatt es sich wie sonst überall dort bequem zu machen, wo man sie am wenigsten vermuten würde. Diese Stadt ist einfach nicht für Regen, sondern für die Sonne gemacht.
Die einzigen, die sich in Istanbul über den Regen zu freuen scheinen, sind die Straßenverkäufer. Sobald es in Istanbul anfängt zu regnen, sind sie, die ansonsten Taschentücher, bateriebetriebene Plastikhühner, im dunkeln leuchtende Feuerzeuge, Aschenbecher die wie Hubschrauber aussehen, oder Strumpfhosen verkaufen, die angeblich gerade eben aus Paris eingetroffen sind, auf einmal auf Regenschirme spezialisiert. Kaum ist der erste Tropfen gefallen, stehen sie wie hergezaubert an Straßenecken, Brücken, Unterführungen und brüllen: „Es regnet! Regenschirme gegen den Regen!“ Man würde weder das eine, noch das andere in Frage stellen.
Ich stelle mir vor, wie die Straßenverkäufer wochenlang jeden Morgen sehnsüchtig aus dem Fenster geschaut haben, ob sich der Himmel über Nacht endlich verdunkelt hat. In der Wohnung stapeln sich die Regenschirme seit dem Einkauf beim Großhändler bis unter die Decke; die Ehefrau des Straßenhändlers schimpft, seine Kinder haben angefangen, sich Hütten aus den aufgespannten Regenschirmen zu bauen und tanzen mit den Schirmen um den Wohnzimmertisch herum. Doch damit ist jetzt Schluss. Wer als Straßenhändler bei diesem Wetter auf seinen Regenschirmen sitzen bleibt, sollte sich nach einem anderen Beruf umsehen.
Im Moment sind hier übrigens durchsichtige Plastikschirme total angesagt. Man kann sie bei den Straßenhändlern in den Farben rosa, hellblau oder weiß kaufen. Sie sehen irgendwie kindisch aus, sind aber gar nicht so schlecht. Durch so einen durchsichtigen Plastikschirm sieht man wenigstens den Gegenverkehr.
Ein türkischer Kollege, bei dem ich mich heute morgen über das Wetter beklagt habe, meinte: „Das ist doch schön, diese Melancholie. Das ist Hüzün, wie Orhan Pamuk sie in seinen Romanen beschrieben hat.“ Gerade eben haben wir uns nochmals unterhalten. Es regnet immer noch. „Du hast recht“, sagte er. „Das Wetter ist einfach schrecklich. Mit Hüzün hat das nichts mehr zu tun.“
Die deutsche Flagge mit...
Die deutsche Flagge mit islamischem Halbmond ist eine Unverschämtheit.
warum ist das eine...
warum ist das eine Unverschämtheit?
Sie sollten in Ihrer Kopfzeile...
Sie sollten in Ihrer Kopfzeile den Halbmond und den Stern aus der deutschen Fahne tatsächlich entfernen, denn sie verunstalten ein in unserer Verfassung festgeschriebenes staatliches Symbol. Stellen Sie sich vor, wir würden die türkische Fahne mit einem schwarz-rot-goldenen Band quer überziehen!
Erschwerend kommt hinzu, dass die Darstellung in starkem Maße integrationshinderlich ist, denn sie drückt das aus, was wir nicht wollen sollten, ein Nebeneinanderleben in Parallelgesellschaften in Deutschland.
Dass Sie Atatürk in der Kopfzeile abbilden, find ich hingegen sehr gut, denn Atatürk steht für eine moderne, europaorientierte und säkularisierte Türkei.
Sehr geehrte Frau...
Sehr geehrte Frau Krüger,
entweder Sie lesen die Blog-Kommentare nicht regelmäßig, oder Sie haben nicht die Größe, sie zu veröffentlichen. Beides ist für einen Blog in der FAZ nicht gut.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Heinrich Dieter
@ erlmnn
Ich finde eher; Das...
@ erlmnn
Ich finde eher; Das islamische Halbmond mit der deutschen Flagge is eine Unverschämtheit. Und nicht anders!
@hhkfdieter
Keine Angst, wir wissen wie unsere Fahne aussieht und wie wir es evt. anders gestalten könnten, pass du lieber auf, dass deine Fahne nicht anders gestaltet wird. Und nebenbei noch, du hast hier niemanden zu unterrichten, wer wen in die Kopfzzeile steckt oder nicht. Deine Meinung ist deine Meinung und nicht das von jeden!
Geh und Konfrontrier dich mit deine schwarze Vergangenheit!