Hier. Und jetzt?

Hier. Und jetzt?

Als Flüchtling in Deutschland

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Die Reise nach Deutschland haben sie bewältigt - aber was kommt danach? Wir werden einige Flüchtlinge ein Jahr lang auf ihrem Weg in ihrer neuen Heimat begleiten.© FAZ.NET/Oliver Georgi, Wolfgang Eilmes, Denise Peikert, Matthias LüdeckeDie Reise nach Deutschland haben sie bewältigt – aber was kommt danach? Wir werden einige Flüchtlinge ein Jahr lang auf ihrem Weg in ihrer neuen Heimat begleiten.

Hunderttausende Flüchtlinge kommen nach Deutschland, bis Ende des Jahres wohl anderthalb Millionen Menschen. Sie fliehen vor Krieg und Hunger, Zerstörung und Verfolgung und haben oft nichts mehr als ihre Hoffnung: auf ein besseres, sicheres Leben in Freiheit.

Wer sind die Menschen, die da zu uns kommen? Was haben sie auf ihrer monatelangen, entbehrungsreichen Flucht erlebt? Was lassen sie in den Ländern zurück, die zu gefährlich für sie wurden, aber trotzdem noch ihre Heimat sind? Und, vor allem: Wie fühlt es sich an, dieses neue Leben als Flüchtling in Deutschland mit all seinen Behörden, Vorschriften, Freiheiten und Erwartungen?

Wir wollen aus dem namenlosen Flüchtlingsstrom Menschen machen: In unserem Blogprojekt „Hier. Und jetzt? – Als Flüchtling in Deutschland“ werden wir einige von ihnen auf ihrem Weg in ihrer neuen Heimat begleiten – und nicht nur ein einziges Mal über sie berichten, sondern ein ganzes Jahr lang. Wie erleben die Flüchtlinge Deutschland, mit welchen Problemen sind sie bei der Integration konfrontiert? Wie kommt man zurecht, wenn der Rest der Familie noch in einem Kriegsgebiet lebt, Tausende Kilometer entfernt, und man selbst gleichzeitig versuchen muss, in einer völlig fremden Welt Fuß zu fassen?

Wer es als Flüchtling nach Deutschland geschafft hat, dem ist kaum noch etwas geblieben außer dem eigenen Leben und der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Ob sie aus Afghanistan, Eritrea, Somalia oder Syrien kommen: Dies ist ihre Geschichte.

 

Modar Rabbat© F.A.Z./Matthias Lüdecke Modar Rabbat

Modar Rabbat, 25, stammt aus Aleppo in Syrien und studierte Bauingenieurwesen, als der Krieg über Syrien hereinbrach. Für seinen Vater war klar: Modar muss hier weg. Er schickte seinen Sohn zum Deutschkurs, ein paar Monate später reiste Modar als Ausslandsstudent nach Deutschland ein – ohne Schlepper, ohne den gefährlichen Weg über das Mittelmeer. Eigentlich wollte Modar in Erfurt seinen Master machen – aber weil das Geld knapp ist, muss er erst einmal arbeiten. Und hoffen, dass sein Asylantrag Erfolg hat.

 

Masoom Gharibyar ist 28 und stammt aus Afghanistan. Jetzt lebt er in Frankfurt.© Wolfgang EilmesMasoom Gharibyar

Masoom Gharibyar, 28, kommt aus Afghanistan. Bei Kundus arbeitete er als Übersetzer für die Bundeswehr, doch als die Lage immer unruhiger und gefährlicher wurde, wurde ihm klar: Ich muss hier weg. Mit Hilfe der Bundeswehr gelangte er per Flugzeug nach Deutschland – eine Reise als ein Privilegierter. Jetzt lebt er in Frankfurt.

 

Mehret Tehlekaimanot Kidane, 34, aus Eritrea© Oliver GeorgiMehret Tehlekaimanot Kidane

Mehret Teklekaimanot Kidane, 30, stammt aus Eritrea. Als sie 18 wurde, kam der Einberufungsbescheid von der eritreischen Armee: Militärdienst, ein Leben lang, brutalstmöglich. Mehret haute einfach ab. Schlepper brachten sie über den Sudan, Libyen und Italien nach Deutschland; immer wieder lebte sie unterwegs teils jahrelang in Flüchtlingscamps. Seit gut einem Jahr ist sie jetzt hier und wohnt derzeit in Bad Soden. Zurück nach Eritrea? Niemals, sagt sie.

 

Seinen richtigen NamenAhmed Rifai

Ahmed Rifai (Name geändert), 17, lebte mit seiner Familie in einem kleinen Dorf nahe Damaskus, als die Bomben immer näher kamen. Die Familie floh, erst in den Libanon, dann in die Türkei und nach Griechenland. Als sie von Athen nach Österreich fliegen wollen und mit falschen Pässen erwischt werden, versuchte Ahmed es ein zweites Mal – dieses Mal allein. Seit elf Monaten lebt er jetzt als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling in Frankfurt.

 

© Denise PeikertAyham Alshaabi

Ayham Alshaabi, 22, stammt aus Syrien. Er hat in Damaskus Wirtschaft studiert, und die letzten Jahre vor seiner Flucht nach Deutschland in der Türkei verbracht. Seit März wohnt er in Hattersheim bei Frankfurt. Sein Asylantrag wurde abgelehnt, weil er in Ungarn per Fingerabdruck registriert worden ist. Er will aber bleiben.

 

Baher, 18, aus Syrien© Philip GerhardtBaher

Baher, 18, heißt eigentlich Allaa und kommt ebenfalls aus Syrien. Eigentlich ist er nicht wegen des Krieges nach Deutschland gekommen, sondern weil seine Mutter eine kranke Niere hatte und man ihr in Damaskus nicht helfen konnte. Über den Libanon, die Türkei und Griechenland gelangte Baher nach Oberursel im Taunus, in Frankfurt macht er ein Praktikum bei einer Bank. Sein größter Wunsch: Bald so viel zu haben wie viele Deutsche.

 

Omar al-Masalmah© privatOmar al-Masalmah

Omar al-Masalmah, 20, hatte Glück: Fast wäre er auf seinem Weg aus Südsyrien in ein besseres Leben in Ungarn gelandet. Polizisten verlangten Geld, damit sein Fingerabdruck nicht registrieren würden, nur knapp konnte der junge Mann das verhindern und weiterziehen in Richtung Deutschland. Am Münchner Hauptbahnhof arbeitet er jetzt im Zelt des Technischen Hilfswerks und übersetzt die Anweisung der Ärzte ins Arabische: Die neu ankommenden Geflüchteten sollen verstehen, was mit ihnen passiert.

 

Samsam Hassan, 29© Oliver GeorgiSamsam Hassan

Samsam Hassan, 29, ist aus Somalia geflohen – vor den Al-Shabaab-Milizen, aber auch vor der Zwangsverheiratung. Sie fand einen Schlepper und kam über Äthiopien, die Türkei, Griechenland und die Schweiz bis nach Deutschland. Seit Herbst 2014 wohnt Samsam in einer früheren Pension in Bad Soden am Taunus. Was sie sich am meisten wünscht? Ihre kranke Mutter auch nach Deutschland zu holen.

 


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