Hier. Und jetzt?

Hier. Und jetzt?

Als Flüchtling in Deutschland

„Herr Rabbat, ich werde mich für Sie einsetzen“

| 3 Lesermeinungen

###Hilfe aus dem BA-Vorstand: Raimund Becker setzt sich für Modar Rabbat ein. Foto DPA

Als die E-Mail kam, musste Modar Rabbat den Absender erst einmal googeln. „Raimund Becker“ gab er in die Suchmaschine ein. „Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit“ stand dort. Modar war auf einmal ganz aufgeregt: Solch ein wichtiger Mann hatte ihm geschrieben, ausgerechnet ihm, dem Bürgerkriegsflüchtling aus Aleppo!

Er las weiter über Becker. Dass er Jurist ist und dass er sich in der Bundesagentur um das Thema Arbeitsförderung kümmert. „Da habe ich schlagartig verstanden: Jetzt wird alles gut“, sagt Modar. „Jetzt habe ich eine Riesenchance, endlich eine Arbeitserlaubnis in Deutschland zu bekommen.“ Denn nach einer Arbeitserlaubnis sehnt sich der junge Bauingenieur aus Syrien seit langem. Und nun hatte Raimund Becker ihm höchstpersönlich geschrieben und Hilfe versprochen:

„Sehr geehrter Herr Rabbat“, schreibt der BA-Vorstand. Er habe in der F.A.Z. über Modars Fall gelesen und sich bei der zuständigen Jobcenter-Vermittlerin über Modars Geschichte informiert. „Ich werde dem nachgehen und mich für Sie einsetzen. Für Ihre Zukunft in Deutschland wünsche ich Ihnen alles Gute.“

###Modar Rabbat vor dem Bürogebäude von Krebs und Kiefer in Berlin. Foto Matthias Lüdecke

Die Geschichte, von der Becker schreibt, ist schnell erzählt: Modar arbeitet seit einiger Zeit als Praktikant im Ingenieurbüro Krebs und Kiefer. So gern, so motiviert und so gut, dass seine Chefin ihm einen Arbeitsvertrag angeboten hat. Doch bislang hatte Modar keine Erlaubnis, den Vertrag anzunehmen – weil er in Deutschland als Asylbewerber schlicht gar keinen bezahlten Job annehmen durfte. Durch die so genannte „Vorrangprüfung“ ist er durchgefallen. Das hieß: Für Modar wird keine Ausnahme gemacht, auch wenn seine Chefin sich keinen besseren als Modar für den Job vorstellen kann.

„Nicht ganz plausibel“ fand Bundesagentur-Vorstand Becker diesen Sachverhalt, wie er der F.A.Z. gegenüber ausführt. „Das heißt, ich lasse mir berichten, warum das mit der Arbeitserlaubnis nicht funktioniert hat oder ob das doch hätte funktionieren müssen.“

Dem Ergebnis dieser Überprüfung hat Modars Vermittlerin im Jobcenter nun schon vorgegriffen. Der Flüchtling war gerade bei der Arbeit auf der Baustelle als er eine SMS seiner Betreuerin in Berlin empfing – in der sie ihm zur soeben erhaltenen Arbeitserlaubnis gratulierte:

Freudige SMS vom Jobcenter Foto Nadine BösFreudige SMS vom Jobcenter. Foto Nadine Bös

Er sei „überglücklich“ gewesen, als er diese Zeilen gelesen habe, erzählt Modar. Doch er bleibt vorsichtig. Abgesehen von der SMS hat er bislang noch nichts Schriftliches. Seiner Mutter in Syrien von den guten Nachrichten zu berichten – das konnte sich Modar dann aber doch nicht verkneifen. „Sie ist sehr froh und stolz auf mich“, sagt der Jungingenieur und strahlt. „Schließlich ist sie selbst Bauingenieurin und weiß, wie toll es ist, in diesem Beruf zu arbeiten.“


3 Lesermeinungen

  1. Hellenkamp sagt:

    Leben wir in einem Rechtsstaat?
    Entweder war die Entscheidung der Behörde, keine Arbeitserlaubnis zu erteilen falsch. Dann hätte dagegen der Rechtsweg beschritten werden müssen.

    War die Entscheidung richtig, dann darf auch die Fürsprache von Herrn Becker diese nicht korrigieren.

  2. Rrolf sagt:

    das kann irgendwie nicht sein...
    ….dass es Hilfe von „ganz oben“ bedarf, damit der Mann anfangen darf zu arbeiten. Generell muss das Ziel sein, dass Flüchtlinge in Lohn und Brot kommen anstatt rumzusitzen.

  3. CoKeil sagt:

    Die liebe Bürokratie ...
    Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie die sich die Bürokratie in unserem Rechtsstaat oft selbst im Weg steht und damit teils unsinnige Nebeneffekte erzeugt. Gerade am Arbeitsmarkt bleibt dabei aber nicht immer die Zeit, den langwierigen Rechtsweg zu bestreiten. Weil ein Jobangebot dann vielleicht schon weg ist.

    Ich musste mir vor einigen Jahren auch aus einer ähnlichen Situation heraus helfen, indem ich bei „höheren Instanzen“ vorgesprochen und die damals absolut absurde Situation geschildert habe. Mir wurde auch geholfen – zur Zufriedenheit aller Beteiligten. Denn seitdem bin ich wieder Beitragszahlerin, was ohne diese unbürokratische Intervention nicht geklappt hätte.

    Ich wünsche Herrn Rabbat alles Gute.

Hinterlasse eine Lesermeinung