Jeder kennt Anekdoten wie diese: Der sich ewig jung fühlende 75-jährige Seniorchef eines Familienunternehmens hält alles fest in der Hand – und vor allem fest an der Behauptung, sein Sohn sei trotz eines Alters, in dem Konzerne Frühpensionierungsprogramme starten, viel zu unerfahren für die Nachfolge. Bekannt sind aber auch Berichte von Hidden Champions, die seit Jahrzehnten Weltmarktführer sind, ohne dass die Öffentlichkeit groß davon Notiz nimmt, oder von Unternehmern, denen es gelingt, eine besondere Beziehung zur Belegschaft aufzubauen. Beispielsweise garantiert Trigema allen Kindern der Mitarbeiter einen Ausbildungsplatz oder verschenkte Schwarz-Pharma jüngst Millionen an die Belegschaft. Phänomene wie diese gibt es nur in Familienunternehmen und damit auch genügend Gründe, einen Blick hinter deren Kulissen zu werfen.
Zu Beginn etwas Grundsätzliches über Familienunternehmen. Die sich langsam etablierende Forschung schlägt folgende Definition vor: Es sind Unternehmen, in denen eine Familie einen bestimmenden Einfluss auf die Unternehmensentwicklung nimmt – meist über die Geschäftsführungstätigkeit eines oder mehrerer Familienmitglieder, immer aber über eine Teilhabe am Unternehmen. Gut 80%, je nach Abgrenzung auch über 90% aller Unternehmen in Deutschland sind diesem Typus zuzuordnen – vom kleinen Dienstleister um die Ecke bis zu Großunternehmen wie Haniel, Merck, Voith und andere. Unbestritten kann somit behauptet werden, Familienunternehmen dominieren die Wirtschaft. Das öffentliche Bild der Wirtschaft hingegen ist ein anderes. Nach wie vor wird der Eindruck erweckt, die (wenigen) DAX-Unternehmen seien „die Wirtschaft“. Dies muss keineswegs verwundern, denn die börsennotierten Unternehmen haben nicht nur ein weitaus größeres Interessen an Öffentlichkeit als die Familienunternehmen, sie erzeugen auch allein über kleinste Kursänderungen eine Nachricht – börsentäglich und auf die Kommastelle genau.
Dem Nichtwissenschaftler bieten sich andere Zugänge zum Phänomen Familienunternehmen. Wer seine Belesenheit herausstellen möchte, hat beim Thema Familienunternehmen die durchaus nicht oft vorhandene Gelegenheit, den Namen Mann (wichtig: Thomas!!! Nicht Klaus, dessen Sohn, und schon gar nicht Manfred, den Sänger) in ein Gespräch einfließen zu lassen und hernach das Werk „Die Buddenbrooks“ zu preisen. Den weniger Belesenen bleibt immer noch die Option, „Dallas“ und „Denver“ mit allen nur denkbaren Intrigen aufleben zu lassen. Wie dem auch sei, an Beispielen wie diesen wird deutlich, dass Familienunternehmen besonders sind. Sie binden eine Eigentümerfamilie und ein Unternehmen aneinander – oftmals zum Positiven, wie man an den erwähnten Hidden Champions sieht, oder eben auch zum Negativen, wie man bei gescheiterten Nachfolgen oder Kriegen unter Gesellschaftern sehen kann.
Jeder weiß, dass in Unternehmen das Leben tobt. Insofern können wir als Ausblick auf die kommenden Beiträge festhalten: In Familienunternehmen tobt die Familie und in Unternehmerfamilien das Unternehmen. Diese Vermengung von Familie und Unternehmen liefert wohl nicht den Stoff, aus dem die Träume sind, wohl aber genügend Stoff für einen regelmäßigen Blog …
...na, da bin ich aber...
…na, da bin ich aber gespannt. Aus welcher Warte werfen Sie denn Ihren Blick auf die Unternehmen? Es wäre ja nett gewesen, Sie hätten sich als Unternehmer, Wissenschaftler oder intelligenter Populist geoutet. Was haben wir als User denn von Ihnen zu erwarten?
Danke für den "waschechten"...
Danke für den „waschechten“ Kommentar, der in den Tiefen des Netzes verschollen war… und der eher eine Frage ist. Was bin ich? Hab’s ja schon kurz angedeutet in dem Profil, bin Wissenschaftler und Berater, zu erwarten haben Sie Einblicke und Hintergrundinformationen, die aus beiden Quellen gespeist werden: Mal der Blick von außen, mal die erzählenswerten Anekdoten aus dem Berateralltag.
Herzliche Grüße, Torsten Groth