Kein Blog-Bild

IAA Hautnah

Die größte Automesse der Welt lädt nach Frankfurt am Main. Es geht um Träume aus Blech und Karbon, aber auch um harte Zahlen. Wie steuert die

Drohgebärden und die Nautilus-Muschel

So, bei dem Opel Käufer Magna brennt jetzt allmählich die Luft. Angeblich beherrschen die Österreicher ja die Errichtung chinesischer Mauern, aber so ganz...

So, bei dem Opel Käufer Magna brennt jetzt allmählich die Luft. Angeblich beherrschen die Österreicher ja die Errichtung chinesischer Mauern, aber so ganz trauen die Autohersteller den Beteuerungen des Auftragsfertigers wohl nicht, dass kein Fachwissen Richtung Opel abfließen wird. BMW, die bei Magna den Geländewagen X3 bauen lassen, hat sich schon besorgt geäußert. Jetzt legt Volkswagen in aller Deutlichkeit nach. „Wir als Konzern mögen es nicht, wenn aus unseren Zulieferanten unsere Konkurrenten werden“, sagte VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech am Montag am Rande einer Veranstaltung der IAA. „Das gilt wohl für die anderen Autohersteller genauso“. Und dann setzte Piech noch eines drauf: „Wir finden locker andere“ Lieferanten.

Kaum hat man einen Blog angefangen, gibt es schon freundliche Stimmen aus dem Off. Aus dem Hause Mercedes bekommen wir einen Hinweis, dass unser Eintrag von gestern, nach dem schon 20 Prozent der bestellten S-Klassen Hybridantrieb haben, wohl stimme. Allerdings gebe es derzeit Tage, da baue Mercedes nur 5 S-Klassen am Tag. Und davon 20 Prozent sei eben nur eine. Und das sei ja nun nicht gerade viel. Wir wissen nicht, ob das stimmt, aber die Stimmung im Hause bleibt wohl angespannt.

Solche Produktionsziffern sind für die feine Autoschmide von Aston Martin ganz normal. Deren Chef Ulrich Bez präsentiert nicht ohne Stolz den viertürigen Rapide, wie der Chef meint, das schönste und eleganteste Auto auf der Messe. Wir wollen da nicht wiedersprechen. Etwa 180.000 Euro kostet der handgemachte Traum auf Rädern mit seinem 6 Liter V 12 Motor. Die Feier im schwarz-edlen Hotel Roomers war denn auch ein Stelldichein der Reichen und Schönen, Aston Martins traten im Rudel auf, es wurde im Rolls-Royce Drophead vorgefahren und es fielen Sätze wie dieser: „Herr Bez, ich will einen der ersten Rapide. Denken Sie daran, dass ich schon einen Vanquish habe“. Angeblich verspürt auch die Aston Martin Kundschaft in der Krise gewisse Liquiditätsanspannungen, aber im Angesicht des Rapide gehen die Geldbörsen offenbar wieder auf. Zur Gewissensberuhigung will Bez zudem den Kleinstwagen Toyota iQ in einen Aston Martin verwandeln, beispielsweise für die Hafenrundfahrt von der eigenen Yacht aus. Wann kommt der? Bez lächelnd: „Machen wir. Das Jahr ist ja noch lang. Jetzt ist erst mal der Rapide dran“. Er steht übrigens auf der Messe in einer Nautilus-Muschel, ganz nach der Philosophie des Schwaben Bez, dass diese ständig wachsen und wertvoller werden möge. Ist Luxus nicht etwas wunderbares? Der Herr des Hauses hat sich denn auch ganz artig an seine Besucher gewandt: „Ich bedanke mich ganz arg herzlich dafür dass sie gekommen sind“. Bez ist eben auch so ein Unikat der Autoindustrie.

Und sonst: Wir sorgen uns um das Wohl der Krawattenhersteller. Auf dem Empfang von Aston Martin war die Quote 90 zu 10. 90 Prozent der Männer hatten keine Krawatte an. Wer cool oder schick sein will, trägt offenes Hemd, einen feinen Pullover und womöglich einen Schal. Dunkle Herrenschuhe sind auch gefährdet: Aston Martin Chef Bez jedenfalls kam auf weißen Replay Blue Racing zum dunklen Kaschmir Anzug daher.