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KlimaBlog

Der Klimawandel wühlt die Gesellschaft wie die Weltpolitik auf, verändert die Wirtschaft und fordert die Wissenschaft immer wieder heraus.

Deutschland profitiert vom Klimaschutz

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In den kommenden Jahrzehnten werden in aller Welt Billionen Dollar in den Klimaschutz investiert. Davon profitieren deutsche Unternehmen ganz besonders, erwarten die Forscher des Hamburger HWWI. Es gibt aber auch Verlierer wie die Autoindustrie.

Die deutsche Wirtschaft wird überproportional vom Klimaschutz profitieren. Da in den kommenden Jahrzehnten ein fünfstelliger Milliarden-Dollar-Betrag in den Schutz den Klimas investiert wird, wächst der Markt für „grüne Technologien“ bis zum Jahr 2030 um durchschnittlich 8 Prozent im Jahr und damit doppelt so schnell wie die Weltwirtschaft. In zahlreichen dieser Zukunftsbranchen habe sich Deutschland zum Marktführer aufgeschwungen, heißt es in einer Studie des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) und der Berenberg Bank (PDF). „Die Wirtschaft hat oft über die Kostenbelastung durch grüne Politik geklagt. Jetzt kommt die Zeit des Erntens. Deutschland wird sich von diesem Kuchen ein ganz großes Stück abschneiden“, sagte HWWI-Chef Thomas Straubhaar.

Heute sei Deutschland schon führend im Feld der erneuerbaren Energien, in der Abfallwirtschaft, der Nano-und Biotechnologie und Techniken zur Effizienzsteigerung. „Um die negativen Folgen des Klimawandels zu verhindern, müssen Milliarden von Euro in neue Technologien, Prävention, Anpassung und Schutz investiert werden“, erklärte der HWWI-Chef. „Das ist eine elektrisierende Einladung an kreative Tüftler, neugierige Erfinder, kluge Investoren und mutige Unternehmer.“ In der Produktion dieser Produkte entstehen nach Ansicht der Forscher mehr Arbeitsplätze als in der Automobilindustrie oder dem Maschinenbau.

Allerdings sind die Branchen unterschiedlich stark betroffen. Die Autoren der Studie erwarten eine „Renaissance des primären Sektors“. Agrarflächen, Ackerland und Forstwirtschaft stünden vor einem sprunghaften Renditeanstieg, sagte der Chef-Volkswirt der Berenberg Bank, Wolfgang Pflüger. Das ergebe sich aus einer steigenden Nachfrage nach Nahrungs- und Futtermitteln durch die immer noch wachsende Weltbevölkerung sowie durch zunehmende Flächenkonkurrenz, wenn pflanzliche Rohstoffe zur Gewinnung von Bio-Kraftstoffen angebaut würden. Der „Kampf um die Fläche“ würde zu langfristig stark steigenden Getriedepreisen führen, das alle Produkte entlang der Nahrungsmittelkette wie Fleisch- und Milchprodukte sowie Backwaren in den kommenden Jahren verteuern wird, erwarten die Autoren der Studie.

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Vor einem grundlegenden Wandel stehen die Energieversorgungsunternehmen. Auf den Betreibern konventioneller Kraftwerke, die in Deutschland für 42 Prozent der Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich sind, laste der Druck, ihre Emissionen zu senken, die Wirkungsgrade ihrer Kraftwerke zu erhöhen und gleichzeitig den Einstieg in kohlendioxidfreie Kohlekraftwerke zu schaffen. Diese Lasten werden die Kosten der konventionellen Energieerzeugung erhöhen. Aufgrund der großen Marktmacht werden die Energieversorger in Deutschland diese Kosten aber auf die Stromkunden abwälzen, die damit zu den eigentlichen Verlierern gehören, sagen die Autoren der Studie voraus. Dem gegenüber stehen die Produzenten erneuerbarer Energie auf der Gewinnerseite, die von zweistelligen Wachstumsraten in den kommenden Jahrzehnten profitieren.

Die Bauindustrie wird zu den Gewinnern des Klimaschutzes gehören. Für die Nachrüstung der Altbauten, der Einsatz neuer Materialien und Dämmtechniken oder die Sicherung gegen Wetterextreme werden Milliarden investiert, erwarten die Autoren der Studie.

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Zu den Gewinnern wird auch die Versicherungswirtschaft gehören. Obwohl die Zahl der Großschäden wie dem Wirbelsturm Katrina steigen wird, können innovative Versicherungsprodukte wie Wetterderivate oder Katastrophen-Anleihen die Risiken besser verteilen.

Zu den Verlierern wird der Transportsektor gehören. Die Autoindustrie, der Luftverkehr, der Tourismus und die Schifffahrt werden ihre Emissionen senken müssen. Da alternative Antriebstechniken noch Zeit bis zur Serienreife brauchen, werden sich die Produkte dieser Industriezweige verteuern, wenn die Unternehmen – wie von den Autoren der Studie vorausgesagt – in den Handel mit Emissionsrechnten eingebunden werden oder mit höheren Steuern für den Ausstoß von Treibhausgassen belegt werden.

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