Das rasante Wirtschaftswachstum von China und Indien wird den Energieverbrauch beider Länder bis zum Jahr 2030 mehr als verdoppeln. Selbst wenn alle Länder der Welt radikal in energiesparende Maßnahmen investierten und ihre Energiepolitik zugunsten der Umwelt umstellten, würde der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid in 23 Jahren um 25 Prozent über den jetzigen Emissionen liegen, schreibt Bettina Schulz.
Falls die Staaten ihre Umwelt- und Energiepolitik nicht radikal ändern, wovon auszugehen ist, wird der Ausstoß des umweltschädlichen Kohlendioxids im Jahr 2030 um 57 Prozent über dem jetzigen Niveau liegen. Davor warnt die Internationale Energie-Agentur (IEA) in ihrem Weltenergiebericht, der dieses Mal den Energiebedarf von China und Indien behandelt. „Wenn die Regierungen dieser Welt ihre Politik nicht ändern, werden Öl- und Gasimporte, die Nutzung von Kohle als Energieträger und die Emission von Treibhausgasen in den nächsten 23 Jahren unweigerlich steigen“, betonte Nobuo Tanaka, der Generaldirektor der IEA, bei der Präsentation des Berichtes in London. „Diese Entwicklung bedroht die Sicherheit der Energieversorgung und beschleunigt den Klimawandel. Eine neue Politik könnte aber den Weg zu einer alternativen Energiezukunft ebnen.“
Die IEA hat unter der Annahme unveränderter Umwelt- und Energiepolitik der internationalen Ländergemeinschaft errechnet, dass China die Vereinigten Staaten schon kurz nach dem Jahr 2010 als weltgrößten Energieverbraucher ablösen wird. Noch vor 2025 werde Indien Japan als drittgrößten Nettomineralölimporteur nach den Vereinigten Staaten und China ablösen. „Die riesigen Herausforderungen, die China und Indien mit Blick auf ihren Energiebedarf gegenüberstehen, sind eine globale Herausforderung“, sagte Tanaka. „Der Weg zu einer sicheren, wettbewerbsfähigen und energiesparenderen Politik muss daher die beiden wachsenden Giganten mit einbeziehen.“
Nach Berechnungen der IEA wird die Energienachfrage der Welt im Jahr 2030 um die Hälfte höher liegen als heute. China und Indien werden allein 45 Prozent der gestiegenen Energienachfrage ausmachen, und noch immer wird die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen, also Öl, Gas und Kohle, die Energieerzeugung dominieren. Wegen des Baus zahlreicher neuer Kohlekraftwerke in China und Indien wird die Nachfrage nach Kohle sogar am stärksten zunehmen. Schon dieses Jahr wird China wegen seines explodierenden Energieverbrauches die Vereinigten Staaten als größten Emittenten von Treibhausgasen übertreffen. Indien wird im Jahr 2015 der drittgrößte Emittent von Kohlendioxyd sein.
Alle energieverbrauchenden Länder werden nach Schätzung der IEA deutlich abhängiger vom Öl- und Gasimport aus dem Nahen Osten und Russland werden. Obwohl in größere Kapazitäten investiert werde, sei nicht sicher, ob zusätzliche Produktionsmengen die hohe Nachfrage decken könnten, sagt die Agentur. Lieferengpässe bis zum Jahr 2015 könnten zu einer plötzlichen Explosion des Ölpreises führen. Die Energienachfrage von China und Indien könnte sich sogar noch deutlich erhöhen, sollten beide Länder bisherige Wachstumsprognosen um nur 1,5 Prozent jährlich übertreffen.
Würden alle Länder der Welt jedoch die energiesparenden Maßnahmen einführen, über die derzeit debattiert wird und die in politischen Kreisen erwogen werden, dann könnte der Ausstoß von Treibhausgasen ab dem Jahr 2020 langsam stagnieren. Allein strengere Auflagen, um den Energieverbrauch von Klimaanlagen und Eisschränken zu drosseln, könnten zu einer Energieersparnis führen, die der Energieproduktion der chinesischen Kraftwerke am Drei-Schluchten-Damms gleichkäme, gibt die IEA zu bedenken.
IEA senkt Prognose für Ölnachfrage
<p>Frau Schulz präsentiert...
Frau Schulz präsentiert uns eine Menge Zahlen. Eine ganz wichtige fehlt aber: Der Pro-Kopf Energieverbrauch. Und liegt das grosse Problem.
Mit welchen Argumenten will man Indien, China & Co. verwehren, einen ähnlichen Lebensstandard zur erreichen wie er in den saturierten Industrieländern selbstverständlich ist und auf den sie bei aller Sorge um das Klima nicht bereit sind zu verzichten.
Selbst wenn man den Asiaten die effizienstesten Kleinwagen und Elektrogeräte verpasst, das schiere zahlenmässige Wachstum wird jede Effizienzsteigerung pro Gerät um Dimensionen übertreffen.
Und nicht vergessen: In dem Wachstum der aufstrebenden Volkswirtschaften liegen unsere Exportchancen, auf die wir für unsere Arbeitsplätze dringend angewiesen sind.