Folge der neuen WAZ-Struktur: Manfred Braun wird Geschäftsführer. Er teilt sich die Leitung mit Christian Nienhaus.
Sie haben sich gedulden müssen. Vor mehr als einem Monat hatten Manfred Braun und Christian Nienhaus den Gesellschaftern der WAZ-Mediengruppe ihren Vorschlag unterbreitet, wie mit ihnen beiden an der Spitze die Geschäftsführung des Konzerns zu organisieren sei. Am Donnerstagabend teilten die Gesellschafter nun mit, dass es so kommen werde: Sie haben den 59 Jahre alten Braun zum Geschäftsführer ernannt. Gemeinsam mit dem 52 Jahre alten Geschäftsführer Nienhaus wird er die Essener Mediengruppe leiten, einen der größten Regionalzeitungsverlage Europas mit einem Umsatz von 1,1 Milliarden Euro, einem operativen Ergebnis von 110 Millionen Euro, mit 40 Zeitungen, 100 Anzeigenblättern und 175 Zeitschriften.
Manfred Braun (Foto WAZ)
„Die Aufgaben der Geschäftsführer sind funktional aufgeteilt worden”, verkündeten die Gesellschafter. „Die Aufgabenverteilung wurde von Herrn Braun und Herrn Nienhaus gemeinsam erarbeitet und den Gesellschaftern vorgeschlagen.” Darüber, wie sich die Bereiche verteilen, machen sie keine Angaben.
Nach Informationen dieser Zeitung hatten die beiden vorgeschlagen, dass sich Nienhaus um die Zeitungen außerhalb von Nordrhein-Westfalen („Thüringer Allgemeine”, „Braunschweiger Zeitung”) und sich Braun um die Zeitschriften („Gong”, „Neue Welt”) kümmert. Das Kerngeschäft mit den Zeitungen in der Heimat („Westdeutsche Allgemeine Zeitung”, „Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung”, „Westfalenpost”, „Westfälische Rundschau”) wollen sie wiederum in sich aufteilen, so dass jeder Geschäftsführer in diesem wichtigen Feld eigene Zuständigkeiten erhält. Die Geschäftsführung soll zudem noch um eine Person mit Zuständigkeit für die Finanzen erweitert werden.
Von Zeitschriften und Zeitungen
Braun kennt sich als langjähriger Manager des Hamburger Bauer-Verlages bestens mit Zeitschriften aus. Seitdem er im Oktober 2007 zur WAZ-Gruppe kam, leitet er den Zeitschriftenbereich und kümmert sich seit einem Jahr zusätzlich als Verlagsgeschäftsführer Nordrhein-Westfalen für die Zeitungen im Stammgebiet. Nienhaus arbeitet seit Juli 2008 als WAZ-Geschäftsführer, zuvor war er Verlagsgeschäftsführer von Axel Springer für „Bild” sowie für „Süddeutsche Zeitung” und Gruner+Jahr tätig.
So gesehen hätten sie sich auch Zeitungen (Nienhaus) und Zeitschriften (Braun) aufteilen können. Da Braun jedoch gerade versucht, die täglichen Flaggschiffe des Konzerns auf Vordermann zu bringen, hätte dies für das Vorhaben einen Bruch bedeutet. Wenn er ganz für die nordrhein-westfälischen Zeitungen verantwortlich wäre, blieben für Nienhaus kaum mehr genügend Aufgaben. Somit verständigten sie sich in diesem für den Konzern wichtigen Feld auf einen Kompromiss.
Christian Nienhaus (Foto WAZ)
Eine Hälfte des Medienkonzerns hat den Besitzer gewechselt
Die neue Spitze macht die neue Gesellschafterstruktur möglich: Petra Grotkamp, eine Tochter des Gründers Jakob Funke, hatte im Januar für 500 Millionen Euro die Hälfte des Unternehmens gekauft, die bislang in der Hand der Familie von Erich Brost, dem zweiten Gründer, lag.
Grotkamp gehörte schon davor ein Drittel der anderen Hälfte des Unternehmens, das im Besitz des Funke-Familienstamms ist. Die beiden anderen Drittel, durchgerechnet 16,67 Prozent, gehören Renate Schubries und Stephan Holthoff-Pförtner, auf deren Zustimmung Grotkamp weiter angewiesen ist.
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