Mehr Menschen sind bereit, für digitale Zeitschriften zu zahlen – besonders der Kiosk auf dem Tabletcomputer ist dafür gefragt, zeigt eine Studie unter iPad-Besitzern. Doch jeder Zweite liest weniger gedruckte Titel.
Das Zeitschriftenlesen kommt auf dem Tabletcomputer an. Für zwei Drittel der Leser auf dem iPad gehören die digitalen Zeitschriften mehrmals in der Woche zu ihrem Medienkonsum. Jeder Dritte greift sogar täglich oder fast täglich zum digitalen Magazin, während nur noch fast 5 Prozent höchstens einmal im Monat darin blättern. Das zeigt eine Umfrage unter Zeitschriftenlesern auf dem iPad, die der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) am Mittwoch vorstellen wird und die dieser Zeitung vorab vorliegt. Jeder zweite Befragte hat am selben oder vorherigen Tag ein Magazin auf dem iPad aufgerufen.
Die digitalen Leser zeigen sich weitgehend zufrieden: 77 Prozent der Befragten wollen auch weiter Ausgaben der zuletzt genutzten digitalen Zeitschrift kaufen. „Auch wenn die Umsätze mit digitalen Zeitschriften größtenteils noch überschaubar sind: Die Studie beweist, dass die Verlage hier auf dem richtigen Weg sind”, sagt Olaf Conrad, Geschäftsführer der Vertriebsgesellschaft von Gruner+Jahr („Stern”, „Geo”) und Leiter der Arbeitsgruppe Epublishing des Zeitschriftenverlegerverbandes. 672 iPad-Nutzer haben für die Trendstudie mittels eines Online-Fragebogens über ihren digitalen Zeitschriftenkonsum Auskunft gegeben, darunter sind 84 Prozent Männer.
Der Weg zum Online-Magazin führt den Leser vermehrt an den digitalen Zeitschriftenkiosk. In der ersten iPad-Studie des VDZ vor einem Jahr kauften noch 57 Prozent der Befragten die Magazine direkt über die einzelne Zeitschriften-App. In diesem Jahr gaben dies dagegen nur noch 36 Prozent an. Fast jeder Zweite nutzt mittlerweile sowohl einzelne Zeitschriften-Anwendungen als auch die Zeitschriftenkioske wie „iKiosk” von Axel Springer oder „Pubbles” von Bertelsmann, Weltbild und Hugendubel. Jeder Zehnte nutzt sogar nur den in Apple-Geräten vorinstallierten Zeitungskiosk des amerikanischen Unternehmens.
„Die Phase des Herumexperimentierens klingt langsam aus”
Das Vorankommen von Zeitschriftenkiosken dürfte auch den Weg zum Zahlen für digitale Inhalte erleichtern. Die Kiosk-Anwendungen vereinfachen das Geschäft für den Leser: Sie versammeln Medien in einer Anwendung anstelle vieler einzelner Apps und vereinheitlichen die Zahlungsweise. Dass dies für den Leser meist angenehmer erscheint, zeigt sich etwa dadurch, dass jeder dritte Befragte sein zuletzt gelesenes Magazin im Abonnement bezieht – ein Plus von 4 Prozent zur Studie des vergangen Jahres. In ähnlichem Umfang ist der Kauf als Einzelausgabe auf 27 Prozent gesunken. Auf 39 Prozent zugenommen hat dagegen der Anteil unter den Befragten, deren zuletzt gelesene iPad-Zeitschrift kostenlos war. Dennoch: Mit drei Vierteln sind mehr Leser als zuvor bereit, für digitale Zeitschriften zu zahlen.
„Die Phase des ersten Herumexperimentierens mit diesem neuen Medium klingt langsam aus”, sagt Alexander von Reibnitz, Geschäftsführer Anzeigen und Digitale Medien des VDZ. Dass eine Versuchsphase zu Ende gehe, zeige sich auch dadurch, dass die Leserzahl digitaler Zeitschriften von 67 Prozent im Vorjahr auf 64 Prozent gesunken ist. Ebenfalls nimmt die Nutzungsintensität leicht ab.
Die Umsätze kostenpflichtiger digitaler Angebote hat Axel Springer („Bild”, „Hörzu”) im ersten Halbjahr 2012 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppelt. „Angesicht der insgesamt noch recht geringen Verbreitung von Tabletcomputern in Deutschland sind wir mit den bisherigen Verkaufszahlen zufrieden”, sagt ein Unternehmenssprecher. Springer startete vor zwei Tagen „Sport Bild Plus”, eine am Sonntagabend nach Bundesliga-Spielschluss erscheinende digitale Extraausgabe der mittwochs herauskommenden „Sport Bild”.
Die Hoffnung: Ältere Leser
Mit 80 Prozent haben die meisten iPad-Besitzer wie 2011 bis zu fünf Zeitschriften-Apps installiert. Zwei Drittel der iPad-Besitzer lesen Magazine auf ihrem Tabletcomputer zu Hause. 95 Prozent halten einen „hohen Spaßfaktor” und multimediale Ergänzungen mit Bewegtbild und Links für herausragend gegenüber der gedruckten Zeitschrift. 60 Prozent wünschen sich mehr interaktive Elemente wie Infografiken und nur jeder Vierte mehr Videos und Bilder. Mehr als die Hälfte reichen ihr iPad zum Lesen der Magazine meist noch an eine andere Person weiter, damit diese digitalen Zeitschriften lesen kann.
Digitale Zeitschriften machen den gedruckten Produkten zunehmend Konkurrenz: Auf 52 Prozent ist der Anteil derer gestiegen, die seit dem iPad-Kauf weniger gedruckte Magazine lesen. Dies legten ebenfalls die Tabletstudie „Was Nutzer wollen” des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) sowie eine iPad-Studie von Axel Springer nahe. Die Verlage dürfen in dem Fall besonders auf die älteren Menschen hoffen: Der Anteil derjenigen, die älter als 60 Jahre sind, ist in der aktuellen VDZ-Studie von 5 auf 13 Prozent gestiegen. Und überdurchschnittliche viele von ihnen lesen Zeitschriften auf dem iPad – ohne dass darunter gedruckte Ausgaben leiden.
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... ein ipad setzt sich erst...
… ein ipad setzt sich erst dann richtig durch, wenn man es wie eine Zeitung behandeln kann.
<p>Ja, der Kunde/Leser hat es...
Ja, der Kunde/Leser hat es gern einfach. Aber am Ende gibt es vielleicht nicht nur einen Anbieter, sondern zwei, drei Kioske… Zumal in Apples Zeitungskiosk ja nicht alle Medien und damit nicht alle Angebote (schon) zu finden sind.
Convenience wins. Always.
Man...
Convenience wins. Always.
Man hätte auch schön schreiben können: Kunden kaufen Magazine lieber bei Apple, weil das da einen Klick entfernt ist, man sich nicht neu anmelden muss, die Zahlung funktioniert und man keine nervigen Anrufe von Verlagen bekommt, die einem Abos andrehen wollen.
Gleichzeitig investieren führende Medienhäuser in Deutschland in die andere Richtung. Und werden damit genau so auf die Nase fallen wie mit vielen ihrer Online/Digitalentscheidungen vorher auch …