Medienwirtschaft

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RTL, der Fußball und die Heuschrecken: Umsatz sinkt, Gewinn steigt

Die deutsche Senderfamilie hilft der gesamten RTL-Gruppe. Doch die Börse straft die Fernsehkette ab. Geschäftsaussicht ungewiss.

Für Aufmerksamkeit sorgt RTL, wenn Halb-Prominente im australischen Dschungel Heuschrecken, Schafshirn und Mehlwürmer verspeisen. Jedes Jahr im Januar ist die Zeit für „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ – und die Einschaltquote für RTL stimmt. Einen Marktanteil von 40 Prozent erreichte das nächtliche Dschungelcamp dieses Jahr, im Jahr davor waren es 37 Prozent. Das Deutschlandgeschäft von RTL lief vor allem dank höherer Werbeeinnahmen und geringerer Kosten im vergangenen Jahr wesentlich besser als zuvor und half damit der gesamten RTL-Gruppe, ihres Zeichens die größte private Fernsehkette in Europa mit 55 Fernsehsendern und 27 Radiostationen.

Die RTL-Gruppe steigerte im vergangenen Jahr den operativen Gewinn (Ebita) um 6,9 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Der Umsatz sank dagegen um 1,8 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro. Diese Jahresbilanz gaben die Vorstandsvorsitzenden des Luxemburger Unternehmens, Anke Schäferkordt und Guillaume de Posch, am Donnerstag in Frankfurt bekannt. Das wichtige Deutschlandgeschäft trug mehr als die Hälfte zum operativen Gewinn bei und kam hierbei auf 622 Millionen Euro – ein Plus von 7,1 Prozent, obwohl der Marktanteil der deutschen Senderfamilie abermals sank und nur noch 30,6 Prozent erreicht. Zu den hiesigen Sendern zählen RTL, Vox, RTL II, Super RTL, RTL Nitro und N-TV. Im Mai startet der Bezahlsender Geo.

Mehr Umsatz durch die deutschen Sender

Der Umsatz in Deutschland stieg leicht um 1,1 Prozent auf 2,0 Milliarden Euro. Während die Umsatzrendite in der gesamten Gruppe 19,6 Prozent (18,0 Prozent) erreichte, stieg diese im Deutschlandgeschäft auf 31,1 Prozent. Der Nettogewinn, der zusätzlich von Sondereffekten angetrieben wurde, stieg um 46 Prozent auf 870 Millionen Euro. RTL nahm eine Abschreibung aus dem Jahr 2012 zurück und verkaufte Vermögenswerte. Der Umsatz der Produktionsgesellschaft Freemantle ging um 10,6 Prozent auf 1,53 Milliarden Euro zurück.

Die RTL-Gruppe plant eine Dividende von 4,50 Euro je Aktie, nachdem die Anteilseigner im September eine vorgezogene Ausschüttung von 2,50 Euro erhalten hatten. Die gesamte Auszahlung beträgt damit 7 Euro je Aktie. Für das Geschäftsjahr 2012 hatte der Konzern gar 10,50 Euro gezahlt, um Reserven abzubauen.

Ab nach Asien und ins Digitale

Trotz eines deutlich höheren Gewinns strafte die Börse die Fernsehkette ab. Der Aktienkurs fiel am Donnerstag zeitweise um 4,7 Prozent auf 90,54 Euro. Daran sind die bescheidenen Ziele schuld. Ein gleichbleibendes Geschäfts prognostiziert RTL, das im Nebenwerteindex MDax notiert ist. Börsenhändler erwarteten daher eine geringere Dividende in diesem Jahr. Überhaupt sei die Entwicklung an den Werbemärkten schwer abzuschätzen. Die Werbekunden buchten immer kurzfristiger, sagte Schäferkordt. Selbst für den laufenden März wäre daher eine Einschätzung unsicher. RTL hat sich die Rechte für die Qualifikationsspiele der deutschen Fußballnationalmannschaft zur Europameisterschaft 2016 und zur Weltmeisterschaft 2018 gesichert. Die Spiele beginnen im zweiten Halbjahr, wodurch Schäferkordt nicht von geringeren Kosten ausgeht. Ein hoher zweistelliger Millionenbetrag soll für insgesamt 20Spiele anfallen.

Für die Zukunft setzt RTL auf mehr Spartenkanäle in Europa, mehr Einnahmen aus der Verbreitung wie durch HD+ und den Markt in Asien. In Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Fernsehnetzwerk CBS hat RTL einen Familiensender für Malaysia, Singapur, Philippinen und Thailand gestartet und wird Ende März einen weiteren Sender folgen lassen. Der Digitalumsatz stieg 2013 um 26Prozent auf 236 Millionen Euro; hier hat RTL sich an verschiedenen Internetfirmen beteiligt. Im vergangenen Jahr hatte sich der Kurs der Aktie deutlich verbessert, seitdem Mehrheitsaktionär Bertelsmann sich von einem Anteil von 17 Prozent für 1,4 Milliarden Euro getrennt hatte. Damals gab Bertelsmann 25,5 Millionen RTL-Aktien zum Stückpreis von 55,50 Euro ab und hält nunmehr 75,1 Prozent.

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