Der amerikanische Internetvideodienst Netflix startet in Deutschland und kostet zwischen 7,99 Euro und 11,99 Euro. Während dieser den amerikanischen Markt aufgemischt hat, wird das hierzulande gar nicht so einfach.
7 Sorgen für Netflix:
- In Deutschland kann jeder doch schon Video digital auf Abruf sehen. Das Angebot von Pro Sieben Sat 1, Maxdome (7,99 Euro im Monat), hat sich gerade aufgehübscht. Etwas mehr kostet Watchever (8,99 Euro im Monat), das zum französischen Vivendi-Konzern gehört. Die Überallverfügbarkeit ist schon vorhanden.
- Auch der Bezahlsender Sky zeigt sein Programm auf Abruf und bietet eigene Anwendungen für Tablet-Computer und Smartphones an. Gerade hat Sky mit dem amerikanische Sender HBO einen Vertrag bis Ende des Jahrzehnts verlängert, um Serien wie „Game of Thrones“ und „True Detective“ exklusiv und direkt nach dortiger Ausstrahlung deutschen Kunden zu zeigen. Auch die Netflix-Produktion „House of Cards“ können Sky-Kunden sehen.
© Sat.1/MRC II DistributionDer Politiker Francis Underwood ist der Antiheld in “House of Cards”
- In Amerika kosten die Kabelgebühren viel mehr. Hundert Dollar im Monat werden oftmals fällig. Im Vergleich dazu ist Netflix preisgünstig. In Deutschland sind die Ausgaben aber längst nicht so hoch.
- Und jeder Mensch zahlt hierzulande schon fürs Fernsehen – ob er will oder nicht. Im Monat kostet die öffentlich-rechtliche Zwangsgebühr 17,98 Euro. Durch Netflix lässt sich da nichts einsparen. Diese Kosten hat jeder.
- Im Internet findet sich aber auch Fernsehen, für das nicht zusätzlich bezahlt werden muss: Zum einem strahlen die öffentlich-rechtlichen Sender ihr Programm in deren digitalen Mediatheken aus (ohne Werbung), zum anderen machen dies auch die Privatsender RTL, Pro Sieben und Sat.1 (mit Werbung und für mobile Endgeräte gegen Gebühr). Mancher Tatort wird nach ARD-Angaben im Internet millionenfach gesehen. Eine Folge der „Bachelorette“ von RTL kam nach AGF-Zahlen auf 158.338 Abrufe in der Woche des 25. Augusts.
- Für ein ruckelfreies Sehen von Filmen im Internet braucht es eine schnelle Datenverbindung. Das ist zwar in den Großstädten vorhanden, aber nicht im ganzen Land gleichermaßen. Mit einer schlechten Breitbandanbindung lohnt sich die digitale Videothek kaum.
- Zum Clou von Netflix gehört die Datenanalyse. Das Programm verknüpft den Abruf unterschiedlicher Sendungen miteinander und empfiehlt vermeintlich treffsicher dem Kunden, was ihn interessiert. Erinnert Sie das an Amazon und dessen Empfehlungen? Stimmt. Doch auch der amerikanische Onlinehändler Amazon mischt im Markt der Internetvideotheken mit und bindet in seinen Dienst Instant Video (49 Euro im Jahr) Empfehlungen ein („Inspiriert von Ihrem Browserverlauf“).
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Abschreckend
Das Highlight an Netflix ist, dass man sich unter Angabe einer Bankverbindung registrieren muss, um sich nur das Angebot ansehen zu können.
Wer denkt sich so einen Unsinn eigentlich aus; und viel schlimmer, wer lässt das mit sich machen?