Medienwirtschaft

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Zeitschriften, Fernsehen, Internet: Wie sich die Welt der Medien dreht

„Charlie Hebdo“ kommt in Deutschland weiter ins Presseregal

Die Auflage der Satirezeitschrift liegt im Millionenbereich. Am Freitag kommt die neue Ausgabe an deutsche Kioske. Wie läuft der Vertrieb hierzulande?

Die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ erhält in Deutschland viel Zuspruch. Hierzulande verkauften Einzelhändler etwa 20.000 Exemplare der vergangenen Ausgabe. „Die Nachfrage nach Charlie Hebdo ist nach wie vor stark“, sagte Dieter Wirtz, geschäftsführender Gesellschafter des IPS Pressevertrieb GmbH, dieser Zeitung. Das Meckenheimer Unternehmen kümmert sich in Deutschland um den Vertrieb der französischen Zeitschrift. „Ich hätte auch 40.000 oder 50.000 Exemplare im Handel unterbringen können, aber die bekomme ich nicht aus Frankreich.“ IPS brachte 30.000 Exemplare der Ausgabe von Ende Februar an den Kiosk, zu Bahnhofsbuchhandlungen und in Supermärkte. Die Ausgabe war das zweite Heft nach dem Terroranschlag auf die Redaktion am 7. Januar, bei dem in Paris zwölf Menschen getötet wurden.

Wirtz schätzt vorsichtig, dass zwei Drittel dieser Februar-Ausgabe verkauft seien. Bahnhofsbuchhändler, die wenig bestellt hatten, wollten Nachlieferungen haben. Aufgrund mangelnden Nachschubs aus Frankreich konnte IPS jedoch nicht mehr liefern. Ein Drittel der Gesamtmenge war an einem Mittwoch Ende Februar in einigen Großstädten wie Berlin, Köln und Frankfurt in den Handel gekommen und damit erstmals gleichzeitig mit der Veröffentlichung in Frankreich auch in Deutschland erhältlich. Die restliche Auflage wurde am Wochenende in den deutschen Einzelhandel gebracht. „Im Bahnhofsbuchhandel hatten wir nach vier Verkaufstagen einen Abverkauf von etwa 75 Prozent“, sagt Wirtz.

Die erste Ausgabe von „Charlie Hebdo“ nach den Anschlägen erreichte eine Millionenauflage und zeigte einen um die Opfer weinenden Propheten Mohammed auf dem Titel. Vom 29. Januar an war sie an den Verkaufsstellen in Frankreich und auch im europäischen Ausland tagelang immer wieder ausverkauft. Lange Schlangen bildeten sich auch vor deutschen Bahnhofsbuchhandlungen. In der islamischen Welt gab es hingegen Proteste gegen die Abbildung. Noch immer werde die Redaktion von „Charlie Hebdo“ bedroht. Teilweise legten deutsche Einzelhändler die Zeitschrift nicht aus und verkauften diese erst auf Nachfrage an der Kasse. Insgesamt wurde die erste Ausgabe nach den Anschlägen etwa 8 Millionen Mal verkauft. In Deutschland kam es zum Verkauf von etwa 80.000 Exemplaren – fast so viel wie in den Einzelhandel ausgeliefert wurden. Zuvor waren etwa 50 Exemplare einer Ausgabe hierzulande verkauft worden.

Dieses Jahr kommt „Charlie Hebdo“ auf einen Anstieg der Absatzzahlen. „Ich denke, dass dieses Niveau noch einige Ausgaben gehalten wird“, sagte Wirtz. Die nächste Ausgabe erschien in Deutschland an diesem Freitag (6. März) in einer Auflage von etwa 29.000 Exemplaren. Das ist die dritte Ausgabe nach den Anschlägen von Paris, die in Frankreich wenige Tage vorher – am vergangenen Mittwoch – erschien. Insgesamt wird die neue Ausgabe eine Auflage von 1,56 Millionen Exemplaren erreichen. Von der Ausgabe der Vorwoche sind bisher 1,5 Millionen von 2,5 Millionen gedruckten Exemplare verkauft. Im vergangenen Jahr kam die Zeitschrift dagegen auf eine Auflage von 60.000 Exemplaren.

Für den Vertrieb ist in Deutschland der Hürther Nationalvertrieb W. E. Saarbach GmbH zuständig. Seit Februar gehört das Unternehmen zum IPS Pressevertrieb GmbH in Meckenheim. Dieser hatte das Vertriebsunternehmen Saarbach vom Deutschen Pressevertrieb (DPV) gekauft, einer Tochtergesellschaft des Hamburger Großverlages Gruner+Jahr („Stern“, „Geo“). Das hatten beide im Sommer zuvor vereinbart. Damit wächst auch das Geschäft von IPS deutlich an: Mit mehr als 3800 Zeitungen und Zeitschriften ist das Unternehmen nach eigenen Angaben zum größten Nationalvertrieb Deutschlands aufgestiegen. Dazu gehören Zeitschriften wie „Time“, „Economist“ und „National Geographic“, größere Tageszeitungen aus dem Ausland und die Jugendzeitschrift „Topmodel“. Durch den Zukauf erwartet die Unternehmensgruppe einen Umsatz von 110 Millionen Euro in diesem Jahr und beschäftigt derzeit 125 Mitarbeiter. Magdalene Coerdt-Wirtz und Dieter Wirtz gründeten 1985 das Unternehmen und besitzen es nach wie vor.

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