Medienwirtschaft

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Zeitschriften, Fernsehen, Internet: Wie sich die Welt der Medien dreht

Burda kauft „Focus Online“: Tomorrow Focus trennt sich vom Nachrichtengeschäft

Tomorrow Focus baut auf Reiseportale und veräußert das Nachrichtengeschäft an seinen Mehrheitsaktionär Burda. „Focus“ und „Focus Online“ rücken näher zusammen.

Hubert Burda Media holt sich den Internetauftritt seiner Zeitschrift „Focus“ zurück in den Konzern. Die Tochtergesellschaft Burda Digital GmbH kauft für 30,2 Millionen Euro die Tomorrow Focus Publishing GmbH von der börsennotierten Tomorrow Focus AG, an der Burda etwa 60 Prozent hält und Hauptaktionär ist. Bislang gab Burda zwar das gedruckte Magazin „Focus“ heraus, das Digitalgeschäft mit „Focus Online“ lag jedoch in den Händen der Tomorrow Focus AG und gehörte damit nicht vollständig Burda. Vom 1. Mai an gehört das Digitalangebot komplett zum Münchner Verlag, der auch die Zeitschriften „Bunte“, „Playboy“ und „Freizeitrevue“ herausbringt. Am Freitag unterschrieben die Unternehmen den Kaufvertrag, wie sie an dem Tag bekanntgaben. Der Aktienkurs von Tomorrow Focus stieg am Freitag um etwa 5 Prozent auf 4,25 Euro.

Zur Tomorrow Focus Publishing GmbH gehören neben „Focus Online“ unter anderem die deutsche Ausgabe der amerikanischen Internetseite „Huffington Post“ sowie das Finanzangebot „Finanzen 100“, das Elternportal „Netmoms“ und der Digitalvermarkter Tomorrow Focus Media. Das veräußerte Geschäft erreichte im Jahr 2014 einen Umsatz von 29,7 Millionen Euro und ein Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen von 3,5 Millionen Euro (Ebitda). Insgesamt erreichte die Tomorrow Focus AG im vergangenen Jahr ein Umsatz von 161,5 Millionen Euro und steigerte diesen Wert damit um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Doch der Gewinn ging deutlich zurück: Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) sank um 12,6 Prozent auf 25,6 Millionen Euro. Das Konzernergebnis nach Steuern mitsamt aufgegebener Geschäftsbereiche erreichte einen Verlust von 3,7 Millionen Euro nach einem Gewinn von 12,0 Millionen Euro im Vorjahr, wie das Internetunternehmen mit Sitz in München ebenfalls am Freitag bekannt gab.

Wie kommen „Focus“ und „Focus Online“ zusammen?

Nach diesem Rückgang, der auch an Ausgaben für die 2013 begonnene „Huffington Post“ liegt, ändert Tomorrow Focus seine Strategie und stößt das Nachrichtengeschäft ab. Tomorrow Focus hatte über den Verkauf auch mit anderen Unternehmen gesprochen. Burda wird alle 200 Mitarbeiter übernehmen. Die Internetseiten und das Vermarktungsunternehmen sollen eigenständig an bisherigen Standorten bestehen bleiben und mit jetzigen Führungskräften weiter arbeiten. „Focus“ und „Focus Online“ werden separat im Konzern organisiert, dennoch sollen die Kosten durch eine verstärkte Zusammenarbeit sinken, heißt es. Der Umsatz von Burda war im vergangenen Jahr um sieben Prozent auf 2,4 Milliarden Euro zurückgegangen.

Die Tomorrow Focus AG beschränkt ihr Geschäft nun auf digitale Reiseportale wie „Holidaycheck“, auf dem sich Hotels bewerten und Reisen buchen lassen, sowie auf weitere Internetangebote wie die Partnervermittlung „Elitepartner“ oder die Ärztebewertung „Jamedia“. Das Unternehmen plant mit dem Verkaufserlös ein 2016 fälliges Schuldscheindarlehen in Höhe von 14,5 Millionen Euro zu begleichen und mehr Geld für das Reisegeschäft auszugeben, das schon bisher den größten Teil zum Umsatz und Gewinn beiträgt. In der Vergangenheit hatte Tomorrow Focus besonders „Focus Online“ genutzt, um andere Unternehmensangebote zu bewerben und deren Reichweite zu steigern. Beide Unternehmen bleiben nicht nur über die Eigentümerstruktur miteinander verbunden. Der verkaufte Digitalvermarkter schaltet mittels langfristiger Verträge weiter Anzeigen auf den Internetseiten von „Holidaycheck“ und „Jamedia“.

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