Medienwirtschaft

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Funke-Mediengruppe macht weniger Umsatz und weist Konzernverlust aus

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Wie das Essener Zeitungshaus den Verlust erklärt.

Die Essener Funke-Mediengruppe braucht viel Geld. Für den Kauf von Regionalzeitungen, Frauen- und Fernsehzeitschriften hatte sie mit der Axel Springer SE den Preis von 920 Millionen Euro vereinbart. Bevor im vergangenen Jahr die diversen Titel nach langen Verhandlungen den Besitzer wechselten und das Essener Medienhaus dafür zahlen musste, ging das Geschäft der Funke-Gruppe jedoch deutlich zurück. Der Umsatz ist im Jahr 2013 um 6,6 Prozent auf 929 Millionen Euro gesunken. Dennoch blieb der operative Gewinn mit 105,6 Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahres (Ebita: Gewinn vor Finanzergebnis, außerordentlichem Ergebnis, Steuern und Abschreibungen). Unzählige Sparmaßnahmen werden geholfen haben. Die Personalausgaben, der größte Ausgabeposten, sind um etwa 10 Prozent auf 388,2 Millionen Euro gesunken.

Doch am Ende der Bilanz stehen rote Zahlen. Das Familienunternehmen weist einen Konzernverlust von 20,6 Millionen Euro im Jahr 2013 aus. Das geht aus dem Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2013 hervor, der im Februar im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde. In Essen klingen sie dennoch nicht aufgeregt. Dies sei technischer Art, teilte Funke dazu am Mittwoch mit.

Die Erklärung bezieht sich auf große Umbauten in der Konzernstruktur. Erstmals veröffentlicht die Funke Mediengruppe GmbH & Co. KGaA die Bilanz für den Konzern, der einst WAZ-Gruppe wegen ihrer Tageszeitung „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ hieß. Die früheren Geschäftsführer hatten aus dem Konzern ein kompliziertes Geflecht mit mehr als hundert Tochtergesellschaften gebastelt. Diese Struktur wurde jetzt vereinfacht und angepasst. Mit dem Umbau kam es auch zu einem Gewinnabführungsvertrag der Tochtergesellschaften, die zusammen 41,6 Millionen Euro im Jahr 2013 an die Jakob Funke KG abführten. Dies taucht als Ergebnisabführung in der Bilanz auf. Vor der Anrechnung dieser Ausschüttung war der Konzerngewinn demnach deutlich positiv und anschließend stand der ausgewiesene Konzernverlust von mehr als 20 Millionen Euro. Dieser Bilanzverlust liege an den Änderungen und an Abschreibungen auf einst zugekaufte Firmenwerte wie das Braunschweiger Zeitungsgeschäft. Wichtig ist dem Medienhaus auch: Wenn das Unternehmen nicht nach dem deutschen Handelsgesetzbuch bilanziert hätte, sondern nach den internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS, hätte sich ein Konzernergebnis um den Nullwert ergeben.

Sicher ist, dass die Gesellschafter einen Gewinn erhalten haben. Das, was die Eigentümer in dem Jahr bekamen, liegt jedoch deutlich unter der Gewinnabführung der Tochtergesellschaften in Höhe von mehr als 40 Millionen Euro, teilt das Unternehmen mit. Der Großteil davon geht an Petra Grotkamp, Tochter des Unternehmensgründers Jakob Funke. Sie besitzt etwa zwei Drittel des Konzerns, seit sie im Jahr 2012 die Hälfte des Unternehmens für geschätzte 500 Millionen Euro den Erben des anderen Gründers Erich Brost abgekauft hatte. Danach benannte sich das Unternehmen in Funke um. Weitere Gesellschafter sind die zum Funke-Familienstamm gehörenden Renate Schubries und Stephan Holthoff-Pförtner.

Klar zeigt sich auch, dass der Umsatz immer weiter sinkt. Er liegt deutlich unter der Marke von 1 Milliarde Euro, die das Unternehmen noch im Jahr 2011 erreichte. Die Rückgänge liegen vor allem am Zeitungsgeschäft, das im Jahr 2013 36,3 Millionen Euro verlor. Der Verkauf von Tageszeitungsausgaben machte dabei einen Umsatzrückgang um fast 10 Millionen Euro aus.

Dennoch ist dies weiter die wichtigste Konzernsäule: Die Hälfte des Umsatzes entfiel mit 478,9 Millionen Euro im Jahr 2013 auf die mehr als 30 Tages- und Wochenzeitungen in Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Braunschweig. Die 100 Anzeigenblätter kamen auf 124,9 Millionen Euro. Die als profitabler geltenden Zeitschriften erreichten einen Umsatz von 198,9 Millionen Euro und umfassen mehr als 170 Publikums- und Fachmagazine. Dahinter stehen Druckereien mit einem Umsatz von 51,9 Millionen Euro und elektronische Medien mit einem Umsatz von 25,8 Millionen Euro. Der Umsatz entfällt mit 886,8 Millionen Euro fast vollständig auf das Deutschland-Geschäft.

Während der Umsatz sinkt, steigt der wirtschaftliche Druck in Essen. Die Funke-Mediengruppe baut derzeit eine Zentralredaktion in Berlin auf, die alle ihre Tageszeitungen mit überregionalen Inhalten beliefern wird. Damit droht auch ein Stellenabbau. „Es wird Veränderungen und ein Abbau des Personals in den Regionen geben“, heißt es aus Unternehmenskreisen. Es sei sinnlos, Doppelstrukturen vorzuhalten. Betriebsbedingte Kündigungen sollen vermieden werden, seien aber nicht ausgeschlossen.

Für die Bilanz naht die Hoffnung. Das Ergebnis für das Jahr 2014 dürfte deutlich besser ausfallen. Denn im Jahr 2014 hat Funke die Zeitungen und Zeitschriften von Springer übernommen, die im Jahr 2012 94,8 Millionen Euro zum operativen Springer-Gewinn (Ebitda) und 512,4 Millionen Euro zum Umsatz beitrugen. Dadurch werden Funkes Zahlen in einem besseren Licht erscheinen.

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