Metzer, Musiker, Moderator: Stefan Raab tritt ab. Was Pro Sieben Sat.1 jetzt machen muss.
Schon die Dauer seiner Fernsehpräsenz zeigt die Leistung von Stefan Raab. Für Pro Sieben ist er seit 16 Jahre auf Sendung. So lange moderiert und bespielt er die anfangs wöchentliche und längst werktägliche Sendung “TV Total”, in der er witzelt, quatscht und Musik macht. Nur wenige erreichen im privaten Fernsehgeschäft derart lange die werberelevante Zielgruppe. Raab hat es geschafft, weil er sich beständig neu erfindet. Anfangs provozierte er, später entwickelte er Spielsendungen für die ganze Familie. Doch die beständige Präsenz nutzt sich auch in seinem Fall ab, wie mit “TV Total” zu sehen ist.

Sein Abgang zeigt, wie abhängig sich der Fernsehsender von einem einzelnen Moderator gemacht hat. Wer kann die Lücke füllen und die Werbekunden erfreuen? Raab war schon da, als Thomas Ebeling im Jahr 2009 als der Vorstandsvorsitzende der privaten Senderkette zu Pro Sieben Sat.1 wechselte. Jetzt muss er den Abgang des Moderators kompensieren.
Mit der Neuaufstellung entscheidet sich, ob das Unternehmen wie der Schwestersender Sat.1 mehr amerikanische Serien ausstrahlt oder das wegfallende Programm auch mit deutschen Produktionen und neuen Unterhaltungssendungen ersetzen kann. Der Sender hat sich für Neues zu lange auf Stefan Raab verlassen. Für Pro Sieben gilt es nun, den Raab zu schlagen – und zwar mit eigenen Ideen.
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Sat.1 und eigene Ideen?
Können Sie vergessen. Der Sender wird komplett durch Betriebswirtschaftler gesteuert, jedes neue Projekt wird auf Kosten-Nutzen-Erwartungen abgeklopft (was im Fernsehen noch nie funktioniert hat, wenn man statt mit Erfahrung und Bauchgefühl mit Excel-Tabellen herangeht). Sat.1 hat sich bei Utopia über den Tisch ziehen lassen, weil im Sender die Dollarzeichen in den Augen leuchteten.
Für die Herren der Führungsriege ist die Rendite entscheidend, und die erreicht man auch mit Trash und Aufgüssen.