Was machen die Deutschen mit dem Fernsehen? Die meisten Menschen nutzen die neuen Möglichkeiten kaum.
Zwar haben in deutschen Wohnzimmern Flachbildschirme die Röhrenfernseher vertrieben und die Deutschen ergreifen immer mehr die zahlreichen Möglichkeiten der neuen Fernsehwelt. Sie nutzen Videotheken im Internet oder sehen Filme unterwegs mit dem Smartphone. Trotz der zunehmenden Vielfalt und leicht sinkender Sehdauer läuft dennoch in den fast 39 Millionen Fernsehhaushalten am häufigsten klassisches Programm über die Bildschirme. Das geht aus einer Studie des Verbandes Deutscher Kabelnetzbetreiber (ANGA) zum Medienkonsum der Zukunft hervor, die an diesem Donnerstag veröffentlichen wird und dieser Zeitung vorab vorliegt. Dafür hat das Beratungsunternehmen Goldmedia im Mai in Deutschland mehr als 1100 Personen im Alter von mindestens 18 Jahren in einer repräsentativen Internetumfrage befragt.

Auch unter den jüngeren Menschen schaut die Mehrheit Fernsehen, allerdings geben 24 Prozent der Befragten im Alter von 18 bis 29 Jahren eine sinkende Nutzung an, 12 Prozent sehen gar nicht mehr und 12 Prozent kaum noch. Insgesamt haben sich 14 Prozent aller Befragter vom klassischen Fernsehen abgewendet.
Doch 86 Prozent nutzen klassisches Fernsehen, 66 Prozent die Mediatheken öffentlich-rechtlicher Sender, 62 Prozent Youtube (Google) und 51 Prozent die Mediatheken privater Sender. Andere folgen mit Abstand: 30 Prozent nutzen Clipfish (RTL), 25 Prozent Myvideo (Pro Sieben Sat 1), 20 Prozent Zattoo und 17 Prozent Dailymotion. Die Nachfrage nach den Mediatheken und Youtube steigt übrigens am stärksten: 15 bis 24 Prozent nutzen diese Angebote mehr als bisher. 82 Prozent der Befragten haben einen Flachbildschirm, 30 Prozent ein internetfähiges Gerät (Smart-TV) und 27 Prozent einen Röhrenfernseher.

Von den neuen Videoübertragungsplattformen im Internet (Video-On-Demand) rangiert der amerikanische Internethändler Amazon auf Platz 1: 25,5 Prozent nutzen deren Videodienst, 19 Prozent Google Play, 18,4 Prozent Maxdome (Pro Sieben Sat1) sowie 17,5 Prozent jeweils Itunes (Apple) und Netflix, der vor einem Jahr in Deutschland startete.
Der Medienkonsum wird unabhängig von Ort und Zeit: Mit dem Smartphone lässt sich auch auf dem Spielplatz ein Filmchen betrachten oder am Wochenende das Fußballspiel in der Bundesliga verfolgen. 13 Prozent der Befragten sehen Videos unterwegs auf dem Tabletcomputer und 18 Prozent auf dem Smartphone. 29 Prozent nutzen Apps zur Wiedergabe.
Die Mehrheit der Menschen sitzt beim Fernsehen nicht mehr einfach nur auf dem Sofa und schaut zu, sondern surft währenddessen im Internet. 56 Prozent der Befragten machen dies häufig, wobei die Frage offen bleibt, welches Gerät die Hauptaufmerksamkeit hat und welches nur im Hintergrund aktiv ist. Jedenfalls verliert das klassische Fernsehen damit die volle Aufmerksamkeit des Zuschauers.

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