Medienwirtschaft

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Zeitschriften, Fernsehen, Internet: Wie sich die Welt der Medien dreht

Mehr Platz für die Presse: Wie Supermärkte und Bäckereien umbauen

Die Zahl der Verkaufsstellen im Presse-Grosso sinkt, der Umsatz auch. Doch in großen Geschäften finden sich häufiger Zeitungen und Zeitschriften.

Bunte Magazine© jch.Bunte Magazine

Zeitungen und Zeitschriften können häufiger in Drogeriemärkten sowie größeren Supermärkten und Tankstellen gekauft werden, aber seltener in kleineren Geschäften. Insgesamt ist im vergangenen Jahr die Zahl der Presseverkaufsstellen in Deutschland um 2,3 Prozent auf 110776 Läden zurückgegangen, an die 54 Pressegroßhändler die Publikationen der Verlage ausliefern. Seit einem Hoch im Jahr 2009 mit 123033 Verkaufsstellen hat ihre Zahl jedes Jahr abgenommen. Das geht aus der Strukturanalyse des Bundesverbandes Presse-Grosso für das Jahr 2015 hervor.

„Das durchschnittliche Pressesortiment zeitschriftenführender Einzelhändler ist dabei sogar wieder leicht gewachsen“, sagte Claudius Rafflenbeul-Schaub, Bereichsleiter für Vertriebsmarktforschung des Verbandes. Im Durchschnitt ist der Platz für die Presse im Regal und die Menge der angebotenen Titel gestiegen. Das liegt auch daran, dass besonders kleine Geschäfte inzwischen seltener Presseprodukte vorweisen.

Der Umsatz im Pressegroßhandel ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Im Jahr 2014 sank dieser um 3 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro (Umsatz zu Abgabepreisen an den Einzelhandel ohne Mehrwertsteuer). Mehrere Großhändler, die in ihrem Gebiet jeweils die Einzelhändler für die Verlage beliefern, haben sich zusammengeschlossen, um Kosten zu sparen.

Rund um die Presselieferungen laufen auch juristische Auseinandersetzungen: Im Oktober musste der Hamburger Bauer-Verlag hierbei eine Niederlage hinnehmen. Der Bundesgerichtshof wies die Klage des Verlages gegen den Bundesverband Presse-Grosso und dessen zentrales Verhandlungsmandat ab, mit dem der Verband für seine Mitglieder die Konditionen mit den Verlagen abspricht. Das zentrale Verhandlungsmandat sei geeignet, einen flächendeckenden und diskriminierungsfreien Pressevertrieb zu gewährleisten, teilte das Gericht in Karlsruhe mit.

Pressenangebote finden sich nach der neuen Erhebung des Verbandes in 117 Drogeriemärkten mehr als ein Jahr zuvor, in 106 großen Supermärkten, in 46 große Tankstellen und in 38 Bio-Supermärkten. Hingegen verzeichnen Bäckereien einen Rückgang um 673 Verkaufsstellen, Kioske um 433, Presse-Fachgeschäfte um 425 und kleine Lebensmittelgeschäfte um 319. Bahnhofsbuchhandlungen werden separat beliefert.

Bäckereien stellen mit 27742 Verkaufsstellen die meisten Läden im Pressegroßhandel, aber erreichen nur 7 Prozent des Gesamtumsatzes. Supermärkte und Presse-Fachgeschäfte sind wirtschaftlich bedeutender, da sie zusammen etwa die gleiche Zahl der Verkaufsstellen ausmachen und für fast die Hälfte des Umsatzes im Pressegroßhandel stehen. Fast 80 Prozent der Verkaufsstellen führen Zeitungen und Zeitschriften und etwa 18 Prozent nur Zeitungen; zudem gibt es reine Sonntagskunden und eine geringe Zahl an Spezialverkaufsstellen. Im Bereich der Presse sind in einem Geschäft im Durchschnitt 229 Titel sowie im Zeitschriftensortiment 194,9 Titel zu finden, was einem Anstieg um 1,2 sowie um 2,8 Titel bedeutet.

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