Das Aus für den Bertelsmann-Buchclub regt die Vertriebspartner immer weiter auf. Vor der nächsten Gerichtsverhandlung bauen sie auf Hilfe der Konzernerbin.
Ehemalige Vertriebspartner des Bertelsmann-Buchclubs haben sich in ihrem Ärger über das Betriebsende an die Konzernerbin Liz Mohn gewandt. „Schalten Sie sich ein und tragen Sie zu einer Lösung bei“, appellieren sie in einem offenen Brief an Mohn, die Mitglied des Aufsichtsrates und Witwe des einstigen Unternehmenslenkers Reinhard Mohn ist. „Nach unserer festen Überzeugung würden Sie damit auch im Sinne Reinhard Mohns handeln“, schreibt der Düsseldorfer Unternehmer Guido Gebhard als Vorsitzender des Prüfungsausschusses der Buchclub-Verpächter im Namen von 237 Geschäftspartnern, die für den Buchclub jahrzehntelang Mitglieder geworben haben.
Bertelsmann hatte sein defizitäres Buchclub-Geschäft zum Jahresende 2015 geschlossen. Von einst mehreren Millionen Mitgliedern kam dieser zuletzt noch auf etwa 600000 Mitglieder. Zur Mediengruppe zählt auch der Fernsehsender RTL, der Zeitschriftenverlag Gruner+Jahr und der Buchverlag Penguin Random House. Gegen das Aus des Buchclubs klagten Gebhard und zwei andere Verpächter. Nach einem Teilerfolg in erster Instanz wird das Oberlandesgericht Düsseldorf darüber am 14. April verhandeln. Beide Seiten hatten nach dem Urteil Berufung eingelegt. Nun hoffen die Verpächter auf Hilfe von Mohn.
Vom Nukleus im Brief an Liz Mohn
Die Buchclub-Partner sind von Bertelsmann enttäuscht und sorgen sich um ihr Geschäft. „In den letzten Wochen ist unter eine Jahrhundertidee deutscher Kultur- und Unternehmensgeschichte in rigider Art und Weise ein Schlussstrich gezogen worden“, äußert Gebhard in dem offenem Brief. Den Buchclub nennt er Pionierwerk und Königsidee von Reinhard Mohn sowie Keimzelle von Bertelsmann. Dieser habe den Aufstieg von Reinhard Mohn und Bertelsmann ermöglicht. Durch das Ende sei nicht nur ein Geschäftsfeld beerdigt oder ein Kapitel abgeschlossen worden, heißt es weiter: „Vielmehr ist der Nukleus ausgelöscht worden, aus dem heraus Reinhard Mohn seine Firma nach dem Krieg aufgebaut hat.“ Das Betriebsende für den Buchclub wird in dem Schreiben zu einem Kahlschlag mit einem unwiderruflich großen Schaden: 200 Filialen wurden geschlossen, mehrere hundert Mitarbeiter seien entlassen worden und mehr als eine halbe Millionen Mitglieder seien nun nicht mehr Teil des Buchclubs.
Gebhard erzählt in dem Brief an Liz Mohn dann die Geschichte, dass Reinhard Mohn 1951 den Buchclub-Vorgänger Lesering mit 85.000 Mitgliedern schließen wollte, da er weitere Investitionen scheute. „Zerstreuen Sie sie in alle Winde“, soll damals seine Devise gelautet haben. Dann hätten allerdings die Vertriebspartner investiert. Der Brief erwähnt die Unternehmensgrundsätze von Bertelsmann und schließt mit dem Aufruf an Liz Mohn den mehr als 200 Buchclub-Partner zu helfen: „Besinnen Sie sich, liebe Frau Mohn, auf die partnerschaftlichen Werte, für die das Haus Bertelsmann steht und für die Sie sich mit großem persönlichem Engagement einsetzen.“
Bertelsmann und das Buchclub-Aus stehen vor Gericht
Buchclub-Aus bringt Bertelsmann vor Gericht
Klage gegen Aus für Bertelsmanns Buchclub
Chronologie: Die Bertelsmann-Geschichte
Bertelsmann Buchclubs: Die vier Säulen von Gütersloh
_____________________________________________________________
F.A.Z.-Blog Medienwirtschaft
www.faz.net/medienwirtschaft
Twitter: www.twitter.com/jan_hauser