Medienwirtschaft

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Zeitschriften, Fernsehen, Internet: Wie sich die Welt der Medien dreht

Axel Springer senkt Umsatzprognose

Springer wird vorsichtig und erwartet nur noch eine Stagnation des Umsatzes. Der Blick nach Großbritannien trägt dazu bei.

Nach dem Scheitern des Kaufs der Londoner Wirtschaftszeitung „Financial Times“ vor einem Jahr schaut der deutsche Medienkonzern Axel Springer SE vermehrt über den Atlantik. Statt dem großen Erwerb auf den britischen Inseln investiert das Berliner Unternehmen immer wieder in Digitalangebote in den Vereinigten Staaten. So übernahm Springer im vergangenen Herbst weitere 88 Prozent am Wirtschaftsportal „Business Insider“ für etwa 306 Millionen Euro und im April 93 Prozent am Daten- und Marktforschungsdienst Emarketer für 213 Millionen Euro, die beide in New York sitzen. Springer-Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner sieht Amerika daher auch als strategischen Wachstumsmarkt für das Berliner Unternehmen. Das sagte er am Mittwoch in einer Telefonkonferenz vor Journalisten, als er die Bilanz für das erste Halbjahr vorstellte.

Allerdings blickt Döpfner in dem Gespräch auch wieder auf Großbritannien – und das durchaus mit Sorgen. In den ersten sechs Monaten des Jahres ist der Gewinn und der Umsatz zwar gewachsen, allerdings senkt Springer jetzt die Umsatzprognose: Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern statt des bislang erwarteten leichten Wachstums mit einer Stagnation. Als Grund dafür zählt der Konzern die Abwertung des britischen Pfunds auf. „Der Brexit spielt dabei eine wichtige Rolle“, sagte Döpfner. „Aber natürlich ist da auch ein gewisser Vorsichtspuffer angesichts der allgemeinen politischen, sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Monate.“

Springer macht zwölf Prozent des Umsatzes und neun bis zehn Prozent des operativen Ergebnisses in Großbritannien. Zum dortigen Geschäft gehören Stellenbörsen und die Niederlassung des Internetwerbevermittlers Zanox, an dem Springer mehrheitlich beteiligt ist. Besonders Werbeerlöse seien von den Währungseffekten betroffen. Finanzvorstand Julian Deutz sagte, dass sich dies zwar auf den Umsatz, aber weniger auf den Gewinn auswirkt, da auch die Kosten in Pfund anfallen. An der Gewinnprognose hält Springer weiter fest. Der Aktienkurs des M-Dax-Unternehmens ging am Mittwoch zeitweise um 3,5 Prozent auf 47,13 Euro zurück.

Im ersten Halbjahr steigerte Springer das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 2,3 Prozent auf 272,9 Millionen Euro. Allerdings stagnierte dieser operative Gewinn im zweiten Quartal bei 147 Millionen Euro. Den größten Teil des Gewinns steuern die Rubrikenangebote bei, die mit Immobilien- und Stellenbörsen im Internet weiter wachsen: Im ersten Halbjahr kam es auf diesem Feld beim operativen Gewinn (Ebitda) zu einem Plus von 17 Prozent. Bei den Bezahlangeboten mit „Bild“, „Welt“ und internationalen Medien hingegen ging dieser um 18,1 Prozent und bei Vermarktungsangeboten wie Zanox um 3,1 Prozent zurück.

Der Konzernumsatz erhöhte sich in den ersten sechs Monaten um 0,5 Prozent auf fast 1,59 Milliarden Euro. Hierbei sprach Deutz von Entkonsolidierungseffekten durch die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens in der Schweiz mit der Ringier AG, worin Springer die dortigen Aktivitäten eingebracht hat. Ohne Konsolidierungs- und Währungseffekte hätte sich der Umsatz um 5,3 Prozent erhöht.

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