Die Videonutzung auf der Fotoplattform verdoppelt sich – aber der Umgang mit so manchem Kommentar wird schwieriger. Instagram will es jetzt mit einer automatischen Sperre versuchen.

Von seinen früheren Europa-Reisen hat James Quarles immer noch ein Fotoalbum, in das er die alten Erinnerungen eingeklebt hat. Heute sammelt er die Aufnahmen digital und stellt diese auf seiner Seite des sozialen Netzwerks Instagram aus. Schließlich arbeitet er für das amerikanische Unternehmen mit Sitz im kalifornischen Menlo Park, auf dessen Seiten sich seit sechs Jahren Fotos und später auch kurze Videos veröffentlichen und mit allerlei Filtern aufhübschen lassen.
„Wir teilen Momente aus unserem Leben mit anderen Menschen“, sagt Quarles im Gespräch mit dieser Zeitung, der für die globale Markenentwicklung verantwortlich ist. Darin sieht er den Vorteil, dass etwa die Familie auch seine Aufnahmen verfolgen kann.
Weniger zufrieden zeigte sich zuletzt der Popsänger Justin Bieber mit Instagram, auf dem er immer wieder Aufnahmen seines Lebens verbreitete und unter den zahlreichen jungen Nutzern durchaus begeisterte Anhänger hat. 78 Millionen Menschen folgten ihm auf der Plattform. Überhaupt gehören Popsänger und andere Berühmtheiten wie Bieber zu den Größen auf der Plattform. Doch dem kanadischen Sänger gefielen die Kommentare der Fans unter seinen Fotos nicht, die sich gegen die dort abgebildete Frau richteten, der Bieber hingegen zugetan war. Die Folge seines Ärgers über die eigenen Anhänger: Bieber sperrte seine Instagram-Seite.
Das zeigt, wie schwierig der Umgang mit Hasskommentaren mitunter im Internet ist. Es ist immer die Frage, mit wem einer Augenblicke, Fotos und Videos teilen möchte. Um gegen unflätige Kommentare und digitale Attacken vorzugehen, hat Instagram allerdings reagiert: Mit einer neuen Funktion lassen sich automatisch Kommentare sperren, die bestimmte Wörter beinhalten, sofern der Nutzer dies aktiviert und auch die Wörterliste ergänzt. Quarles berichtet, dass dies nicht auf Bieber zurückzuführen ist, auch wenn sie ihn vermissen. „Wir möchten, dass die Menschen die Kontrolle haben“, sagt er. Gerade wenn sich jüngere Menschen auf Instagram mitteilen und Porträts verbreiten, soll der Raum für sie geschützt sein.

Zur Dmexco, einer Fachmesse für digitales Marketing, ist Quarles nach Köln gekommen. Den Versuch mit dem Wortfilter dürfte auch das amerikanische Netzwerk Facebook verfolgen, dem deutsche Politiker vorwerfen, zu wenig gegen Hasskommentare zu unternehmen. Instagram gehört seit der Übernahme für 1 Milliarde Dollar vor vier Jahren zu Facebook, das ebenfalls den Nachrichtendienst Whatsapp gekauft hat. Die Mitarbeiter sitzen am selben Ort. Auch ist die Zusammenarbeit unter den Führungskräften eng, wie Quarles berichtet. 300 Millionen Menschen rufen Instagram jeden Tag auf, wovon die Mehrheit außerhalb der Vereinigten Staaten sitzt.
Der Anteil der Zugriffe aus Deutschland ist allerdings geringer: Neun Millionen der 500 Millionen monatlich aktiven Nutzer stammen aus Deutschland. Viele Jüngere nutzen Instagram auch als Nachrichtendienst und schreiben sich über die Internetplattform direkt mit ihren Freunden. James Quarles sieht die Entwicklung zu einem höheren Zugriff von mobilen Geräten und einer zunehmenden Nachfrage nach Videos. Auf Instagram verbringen die Nutzer derzeit eineinhalb Mal so viel Zeit wie noch vor sechs Monaten. „Es gibt einem mehr Möglichkeiten, Geschichten zu erzählen“, sagt Quarles.
Vor fünf Wochen begann Instagram mit Stories – und kopierte damit das soziale Netzwerk Snapchat. Wie der Konkurrent um die Aufmerksamkeit vor allem amerikanischer Jugendlicher löscht seither auch Instagram Fotos und Videos nach 24 Stunden wieder, wenn diese in dem Kanal geteilt werden. Nutzungszahlen nennt das Unternehmen für die Instagram Stories bislang nicht. Quarles spricht davon, dass sie zufrieden sind und dass er ständig in seinem Profil sieht, wie Menschen diese flüchtige Funktion nutzen.
Volle Hallen, erstmals mehr als 1000 Aussteller. Was ist das für 1 #tag1? #dmexco #dmexco2016 pic.twitter.com/IpANZr3Uhz
— Jan Hauser (@jan_hauser) 14. September 2016
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