Die Kölner Fernsehgruppe RTL startet mit Watchbox ein werbefinanziertes Videoangebot im Internet. Das Medienunternehmen setzt auf Geschäfte jenseits des linearen Fernsehens.
Die deutsche RTL-Mediengruppe will abseits des klassischen Fernsehprogramms wachsen. Dazu baut das Kölner Unternehmen die eigenen Internetvideoangebote aus. Ein Schritt dazu ist jüngst erfolgt: Aus dem werbefinanzierten Videodienst Clipfish wurde das ebenfalls werbefinanzierte Angebot Watchbox. Damit setzt RTL in Konkurrenz zu den amerikanischen Bezahldiensten von Netflix und Amazon auf einen kostenfreien Dienst, der sich über Videowerbung finanzieren soll. Im neuen Angebot sollen Filme und Serien abrufbar sein, die eher in der Nische als auf Verkaufslisten mit hohem Zuschauerzuspruch zu finden sind. Zum Start umfasst dies unter anderem „Match Point“ von Woody Allen und „Leaves of Grass“ mit dem Schauspieler Edward Norton.
Im Gespräch mit dieser Zeitung hatte RTL-Geschäftsführerin Anke Schäferkordt im Juni angekündigt, das Internetangebot auszubauen. „Eines unserer Hauptziele ist es, abseits des linearen Fernsehens zu wachsen. Wir prüfen daher, wie wir das Angebot unserer Videoplattform TV Now systematisch erweitern“, sagte sie. Vieles davon sei noch unklar. „Aber ganz sicher ist, dass exklusive Inhalte eine wichtigere Rolle für TV Now spielen werden.“
So wird das neue Angebot Watchbox als Kanal auch auf TV Now erscheinen. Die deutsche RTL-Mediengruppe mit den Fernsehsendern RTL, Vox, Super RTL, RTL II, n-tv sowie Nitro und RTL Plus gehört zur börsennotierten RTL Group, Europas größter Privatfernsehkette. An dem Unternehmen mit 60 Fernsehsendern und 30 Radiostationen ist der Medienkonzern Bertelsmann mit 75,1 Prozent beteiligt. Die RTL Group kam im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von 6,2 Milliarden Euro und einen operativen Gewinn (Ebit) von 1,2 Milliarden Euro.
Clipfish startete 2006 mit dem Auftrag, ähnlich wie Googles Videodienst Youtube ein Videoangebot mit Inhalten der Nutzer zu werden. Zwei Jahre später folgte der Strategieschwenk: RTL wollte hier nun qualitativ hochwertige, professionell produzierte und damit vermarktbare Filme zeigen. In den vergangenen drei Jahren geriet der Fokus auf längere Filme. Clipfish kam zuletzt auf 1,55 Millionen Besucher laut der Arbeitsgemeinschaft Online Forschung und TV Now auf 2,8 Millionen Besucher im Monat.
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