Die Funke-Mediengruppe erhält neue Geschäftsführer und damit frischen Wind für die Zeitungen und Zeitschriften. Den Aufsichtsrat lenkt mit Julia Becker eine neues Familienmitglied aus dem Kreis der Gesellschafter.

An der Spitze der Essener Funke-Mediengruppe werkeln mehrere neue Köpfe an der Zukunft des Geschäfts mit den Zeitungen und Zeitschriften. Seit dem Jahreswechsel agiert Julia Alexandra Becker, eine Enkelin des Mitgründers Jakob Funke, als Vorsitzende des Aufsichtsrates. Sie folgt hier auf ihre Mutter Petra Grotkamp. Unter der Leitung von Becker baut das Medienhaus mit einem Umsatz von 1,3 Milliarden Euro die operative Verantwortung um: Ab sofort arbeitet Ove Saffe als neuer Geschäftsführer für die Gruppe, der bisher die Geschäfte der Funke-Zeitungen „Hamburger Abendblatt“ und „Berliner Morgenpost“ leitete und ehemals für den „Spiegel“-Verlag und Gruner + Jahr in Hamburg tätig war. Das teilte die Mediengruppe am Dienstag mit.
Schon von April an wirkt Andreas Schoo als neuer Geschäftsführer in Essen, der im vergangenen Jahr aus der Geschäftsleitung des Hamburger Bauer-Verlages ausschied. Die Führungsspitze komplettiert Michael Wüller, der seit dem Jahr 2015 Geschäftsführer ist und vorher den Aufsichtsrat leitete. Die beiden Neuen an der Spitze übernehmen damit zu zweit die Aufgaben des Geschäftsführers Manfred Braun, der dieses Jahr 66 Jahre alt wird und Ende März das Unternehmen verlassen hat. Braun hatte lange Zeit auch für Bauer in Hamburg gearbeitet.
Das Geschäftsführer-Trio teilt sich die Aufgaben
Der 57 Jahre alte Saffe kümmert sich um das Zeitungsgeschäft, das im Jahr 2016 auf einen Umsatz von etwa 592 Millionen Euro kam und damit 45 Prozent zum Gesamtumsatz beiträgt. Dieser Teil ist der Kern des Medienhauses: Mit der Gründung der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ legten Jakob Funke und Erich Brost den Grundstein für das Unternehmen, zu dem heute weitere Regionalzeitungen wie „Neue Ruhr Zeitung“, „Thüringer Allgemeine“ und „Braunschweiger Zeitung“ gehören.
Der 57 Jahre alte Schoo ist für Zeitschriften und das Digitale verantwortlich. Fernsehtitel wie „Hörzu“ und „TV Direkt“, Frauenzeitschriften wie „Die Aktuelle“ und „Das goldene Blatt“ sowie Rätsel- und Eisenbahnhefte: Zusammen kamen die Zeitschriften auf einen Umsatz von etwa 380 Millionen Euro vor zwei Jahren. Für Wüller, Jahrgang 1967 und ehemals Partner einer mittelständischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, liegt der Schwerpunkt auf die Finanzen der Unternehmensgruppe.
Fünf Millionen Euro als Gehalt
Die Arbeit als Geschäftsführer in Essen lohnt sich durchaus. Im Jahr 2014 erhielten die damalige Geschäftsführung von zwei Köpfen ein Gehalt von zusammen mehr als 5 Millionen Euro, wie in der Bilanz im Bundesanzeiger steht. Zwei Jahre zuvor lagen die Bezüge der Gruppengeschäftsführung sogar bei etwas mehr als 16 Millionen Euro für vier Köpfe. Da hatte Funke-Tochter Petra Grotkamp gerade den Brost-Enkeln deren Hälfte am Unternehmen abgekauft und stieg zur Mehrheitsgesellschafterin auf. Mit dem Zukauf war der Abgang des ehemaligen SPD-Politikers Bodo Hombach aus der Geschäftsführung verbunden, der dort die Brost-Familie vertrat. Seine Abfindung dürfte sich in den Gesamtbezügen bemerkbar machen. Zuvor kamen zwei Köpfe in der Geschäftsführung noch auf etwa 3 Millionen Euro als Jahresgehalt.
Mit dem Zukauf steigerte Grotkamp ihre Anteile auf zwei Drittel und stieg zur Mehrheitsgesellschafterin auf. Ihre Unternehmensanteile übertrug sie jüngst auf ihre Kinder Niklas Jakob Wilcke, Becker sowie Nora Maria Marx, die alle im Aufsichtsrat sitzen. Der Generationenwechsel ist eingeleitet.
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